«Prolog»

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Brooke:

Mittlerweile war Ende August und mir stand noch ein Tag der Sommerferien bevor. Danach musste ich wieder in die Schule und es hieß nur noch lernen, lernen, lernen.

Darauf hatte ich nur wenig Lust, deshalb wollte ich bis es soweit war, noch sehr viel Zeit mit meiner besten Freundin Lacy verbringen. Seit dem Kindergarten waren wir bereits die besten Freundinnen und gingen seitdem durch dick und dünn. Mit ihren schulterlangen, weiß-blonden Haaren und ihren hellgrünen Augen sah sie wirklich wunderschön aus. Dagegen sah ich mit meinen braunen, lockigen Haaren und meinen blauen Augen eher unscheinbar aus.

Wir beide wohnten in einem kleinen Ort in Kanada namens Cessford, welcher im Sommer oft als Badeort genutzt wurde. Er lag nämlich direkt an der Küste. Einer Küste, auf die man von den Klippen aus, an denen wir wohnten, hinunterschauen konnte. An den Klippen verlief auch eine kleine Straße mit Fußgängerweg, auf der ich fast jeden Morgen joggen ging.

So tat ich es auch heute.

Ich konnte heute früh nicht mehr einschlafen, nachdem ich um sechs Uhr aufgewacht war. Meine Eltern waren vorgestern mit meiner kleinen Schwester Dallas übers Wochenende zu meinen Großeltern gefahren. Ich hätte eigentlich auch mitkommen sollen, aber ich wollte nicht. Denn so hatten Lacy und ich das ganze Haus für uns allein. Aber erst, wenn sie mit ihrer Familie wieder zurück aus dem Urlaub war, was noch gut eins, zwei Stunden dauern konnte. Ich freute mich schon sehr darauf, meine beste Freundin endlich wieder in die Arme schließen zu können, nachdem ich sie seit zwei Wochen nicht mehr gesehen hatte.

Nachdem ich aufgestanden war, duschte ich, föhnte meine Haare und zog mir meinen Lieblingssport BH an.

Auch wenn Sommer war zog ich mir eine leichte Jacke an, da es in der Früh noch etwas kühl war. Ich öffnete die Tür und sog die frische Luft ein. Eine leichte Brise spielte mit meinem, zu einem Pferdeschwanz gebundenem Haar und ich konnte die Wellen hören, die ohne Pause an die Wände der Klippen schlugen.

Es war noch so früh, dass ich die roten und gelb-orangen Farben der aufgehenden Sonne bewundern konnte, welche sich am Horizont auf dem Wasser spiegelten. Ich lächelte. Es war ein atemberaubender Anblick. Ich löste mich von der Sonne und begann zu laufen.

Nach etwa zehn Minuten hatte ich endlich meinen Rhythmus gefunden und joggte glücklich vor mich hin.

Ich hatte jedoch die blöde Angewohnheit, beim Joggen immer auf meine Füße zu schauen. Das war auch der Grund, weshalb ich immer hinfiel, wenn ich schnell laufen musste. Ich achtete nämlich dann nicht darauf, wo ich hinlief.

Auf meine Füße fixiert und in Gedanken versunken prallte ich gegen einen Stein. Doch als ich aufschaute, sah ich, dass der Stein weder ein Stein noch ein Felsen war, sondern ein Junge, den ich hier vorher noch nie gesehen hatte. Und das war in einem kleinen Städtchen wie Cessford tatsächlich sehr selten.

"Geht es dir gut?", fragte mich der Junge, der in etwa in meinem Alter zu sein schien. Also etwa siebzehn Jahre alt. Er reichte mir seine Hand, um mir aufzuhelfen und erst da merkte ich, dass ich immer noch auf dem Boden saß.

Ich nahm seine Hand und er half mir auf. Als er mein Handgelenk losließ, prickelte meine Hand immer noch an der Stelle, an der er mich berührt hatte.

"Alles gut", sagte ich noch schnell, bevor es peinlich werden könnte.

"Es tut mir leid, dass ich so in dich hineingerannt bin." Ich schaute in seine Augen, die Kastanienbraun waren und im Licht der aufgehenden Sonne schimmerten. Wir standen so nah aneinander, dass ich versuchte, einen Schritt zurückzugehen, um etwas Abstand zwischen uns zu bringen. Als ich plötzlich mit dem Fuß umknickte und ins Straucheln kam.

Ein höllischer Schmerz durchzog meinen Fuß, doch bevor ich erneut stürzen konnte, hielt der Junge mich wieder fest.

"Nicht so dein Tag heute, was?" "Nicht wirklich wie's aussieht." Ein Lächeln huschte über sein Gesicht. Erst hatte es mir gegolten, doch ich merkte, wie seine Augen etwas betrachteten, was sich hinter mir abzuspielen schien. Ich drehte mich um, um zu sehen was da so besonders war, das er seine Augen nicht davon wenden konnte.

Lacy joggte in gemütlichem Tempo auf uns zu und als sie mich erkannte, zogen sich ihre Mundwinkel nach oben. Jetzt lächelte sie von einem Ohr zum anderen und ich könnte schwören, dass ich genauso grinste wie sie. Als sie bei mir und dem Jungen, dessen Namen ich nicht kannte, ankam, schlang sie ihre Arme um mich und wir umarmten uns. Ich hatte jedoch nur eine Hand frei, weil der Junge die andere immer noch festhielt.

Langsam entzog ich ihm meine andere Hand und er machte keine Anstalten, etwas dagegen zu unternehmen. Er war immer noch wie hypnotisiert von Lacy, was ich ihm nicht verdenken konnte. Selbst nach einem mehrstündigem Flug sah sie noch perfekt aus.

Als ich mich jedoch mit einem angewinkelten Bein von Lacy löste, sah der Junge wieder mich an. Und zwar besorgt. Nun versuchten sie mich beide zu stützen, doch ich hielt mich an Lacy.

"Du hast noch gar nicht gesagt, wie du heißt", sagte ich zu dem Jungen. "Ja, stimmt. Ich heiße Jordan. Und wie heißt ihr zwei?" Lacy übernahm das Reden: "Ich heiße Lacy und das ist meine beste Freundin Brooke." Als sie meinen Namen erwähnte zeigte sie auf mich und ich lächelte.

Ihre beste Freundin.

Ja, das bin ich.

Das Spiel mit DirWhere stories live. Discover now