«3»

35 15 53
                                    

Brooke:

Lacy reichte mir das Glas mit dem Saft, und ich nahm einen Schluck.

"Das tut echt gut, danke."

Es war an beide gerichtet. Lacy, weil sie mir den Saft gebracht hatte und an Jordans Mom, weil sie mir mit meinem Fuß half. Durch den festen Verband fühlte sich mein Fuß schon viel stabiler an und durch die Kühlung tat es auch nicht mehr so sehr weh.

"So, jetzt sollte es besser gehen." Jordans Mom hatte den Verband fertig angelegt.

"Dankeschön, Mrs", wie sollte ich sie anreden? Jordan hatte uns seinen Nachnamen gar nicht gesagt.

"Ihr könnt mich gerne Melissa nennen."

"Ok, danke Melissa."

Ich lächelte sie an und sie lächelte zurück. Ich war ihr wirklich dankbar. Melissa räumte das ganze Verbandszeug auf und verließ wieder den Raum.

"Was machen wir jetzt?", fragte ich Lacy.

Lacy überlegte einen Moment. Das konnte ich an ihrer gerunzelten Stirn erkennen. "Hey Jordan, hast du Lust mit uns ins Kino zu gehen?"

"Ja klar, warum nicht. Was kommt denn?" "Keine Ahnung, es wird schon was kommen. Und danach können wir noch an den Strand gehen", schwärmte sie weiter.

Nachdem wir alle mit der Idee einverstanden waren, machten wir uns auf den Weg zum Kino.

⫸⫸⫸⫸⫸⫸⫸⫸⫸⫸⫸⫸⫸⫸⫸⫸⫸⫸⫸⫸⫸⫸⫸⫸⫸⫸⫸⫸⫸⫸⫸⫸⫸⫸

"Welcher Film?", fragte der Verkäufer unhöflich. "Welcher kommt denn jetzt?" Ich war immer noch etwas verwirrt, dass dieser mir wildfremde Mann mich einfach so angeschnauzt hatte. Er tippte irgendwas auf seinen Computer ein, als ich aus den Augenwinkeln Lacy und Jordan sah, die sich angeregt unterhielten. Ich musste zugeben, dass die beiden wie die Faust aufs Auge zusammen passten.

"In zehn Minuten fängt Follow Me an", riss der Verkäufer mich aus meinen Gedanken. :Dann bitte drei Karten dafür und drei mal Nachos mit Käsesauce bitte", antwortete ich ihm immer noch etwas geistesabwesend.

Meiner Meinung nach gab es nur sehr wenig, dass besser zu einem guten Film passte, als Nachos mit Käsesauce. Manche Leute aßen je gerne Popcorn dazu. Danke, aber nein danke. Ich bleibe bei Nachos.

Als wir die Karten und die Nachos hatten, setzten wir uns in den noch leeren Kinosaal. Ich saß rechts, Lacy in der Mitte und Jordan links neben ihr. Ich zog meine Schuhe aus, wie ich es immer im Kino tat und kuschelte mich in das rote samtweiche Sitzpolster.

Die Wand war ebenfalls rot gestrichen worden. An ihr hingen an jeder Seite jeweils vier weiße, kalt leuchtende Lampen, dessen Licht nach unten zeigte. Wir saßen hier jetzt mittlerweile gute fünf Minuten, doch unerwarteter Weise waren keine weiteren Kinobesucher als wir drei in diesem Kinosaal. Auch sonst sah das Kino heute verlassener aus als sonst. Bis auf den unfreundlichen Kartenverkäufer.

Eine Privatvorstellung, auch gut.

Plötzlich ertönte aus den Boxen ein ohrenbetäubender Knall, der uns Aufschrecken ließ. Die altbekannte Werbung begann. Es schien jedoch keine normale Werbung zu sein. Das Bild an der riesigen Leinwand zeigte zuerst einen dunklen Wald, bis die Kamera weiter auf ein monströses Gebäude schwenkte. Darunter war der Schriftzug School of Mystics zu lesen. Es sah alles sehr dunkel und vor allem verlassen aus.

"Glaubt ihr, diese Schule gibt es wirklich?", stellte Jordan die Frage in die Runde, über die wir alle nachzudenken schienen.

"Irgendwo habe ich schonmal davon gehört. Aber wo?", flüsterte Lacy über ihre eigene Frage grübelnd. Mir kam der Name auch sehr bekannt vor. Ein weiterer Knall ertönte und ich schrak erneut zusammen. Jetzt hatte ich es.

"Hey Lacy, gab es da nicht mal so ein Handyspiel, das so hieß?"

"Ja, stimmt. Aber es wurde doch vom Markt genommen, weil es nur schlechte Bewertungen hatte. Vielleicht haben die Hersteller es ja verbessert und man es jetzt wieder herunterladen."

"Ihr meint nicht zufällig das Spiel, bei dem immer Leute verschwunden sind, oder?" Jordan klang sehr besorgt. So als hätte er schon persönlich die Bekanntschaft mit diesem kursierendem Gerücht gemacht.

"Naja, Eigentlich schon", kam Lacy auf Jordans Frage zurück.

"Habt ihr dieses Spiel schon mal gespielt? Also damals meine ich."

"Also ich nicht, du Lacy?", fragte ich nun an meine Freundin gewandt, welche mit einem leichten Kopfschütteln verneinte.

"Habt ihr bei der Werbung hingesehen?" Was durchlöcherte er uns denn so? Es wurde langsam schon etwas gruselig, was nicht zuletzt daran lag, dass wir die einzigen hier im Raum waren.

"Ja, ich war wie hypnotisiert davon", brach Lacy das Schweigen.

Als ich so darüber nachdachte wurde mir klar, dass es auch mir so ergangen war.

Irgendeinem Instinkt folgend rannte ich zur Tür, Welche den Kinosaal von dem Flur abtrennte. Sie war schwer und schwarz lackiert. Da ich befürchtete mich gleich übergeben zu müssen, riss ich wie eine Verrückte an der Tür um zur Toilette zu gelangen. Ein Schauer lief mir den Rücken hinunter, als mich die Erkenntnis wie ein Blitzschlag traf.

Die eiskalte, tonnenschwere Stahltüre war verschlossen.

"Seit wann werden im Kino die Türen verschlossen?" Langsam ging ich Schritt für Schritt, darauf Bedacht nicht zu stürzen, rückwärts zu meinem Platz. Soviel Abstand wie nur irgend möglich zwischen mich und die verschlossene schwarze Tür bringend.

"Eigentlich nie, Damit man sie als Fluchtweg benutzen kann", flüsterte Lacy zurück.

"Warum flüstern wir jetzt?"

"Keine Ahnung."

Ich setzte mich wieder neben Lacy auf meinen Stuhl. Dieses mal jedoch nicht gemütlich, sondern äußerst angespannt.

"Und was jetzt?", fragte ich in die Runde.

"Gibt es hier noch einen anderen Ausgang?"

"Ich glaube nicht. Wie gesagt, normalerweise bleibt die Tür offen, damit man sie als Notausgang benutzen kann."

Ich fasste mir an meinen verbundenen Knöchel. Er begann unangenehm zu pulsieren, was diese Situation gerade nicht besser machte.

Wie schön der Tag doch angefangen hatte. Ich war eine Runde laufen, hatte jemanden Neues kennengelernt. Meine Freundin war angekommen und zusammen wollten wir ins Kino gehen. Und jetzt? Ja jetzt saß ich hier, mich am Sitz festklammernd und darauf wartend aus diesem Alptraum aufzuwachen.

Ich öffnete meine Augen wieder. Dass meine Augen jedoch geschlossen waren, hatte ich gar nicht mitbekommen. Was machte dieser Raum hier nur mit mir. Als ich auf meine Hand sah, erkannte ich dass sie von der Anstrengung des Sitzlehnen festhaltens bereits weiß geworden waren. Wie gruselig.

Als erneut einen Blick auf die Leinwand warf, wurde mir bewusst, das sie seit dem Ende der komischen Werbung schwarz geblieben war. Hätte der Film nicht schon längst anfangen sollen?

Auf einmal begann das Bild vor meinen Augen zu flackern. Ich glaube man nannte es schwarz vor den Augen werden. Aber das wollte ich nicht. Ich wollte wach bleiben und nicht wegdämmern. Doch gegen die aufkommende Müdigkeit konnte ich nichts tun.

Als ich meine Augen wieder aufschlug, und sah, was ich sah, wollte ich meine Augen am liebsten gleich wieder schließen.

Das Spiel mit DirWhere stories live. Discover now