Bittere Entäuschung

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Ich folgte den anderen Erstklässlern durch ein großes Tor in das Schloss. Um mir herum quasselten alle aufgeregt und selbst ich konnte meine erwartungsvolle Stimmung nicht ganz verbergen. Ich lies mich mit dem Strom Schüler eine breite Marmortreppe nach oben treiben. Dort wies Hagrid uns an zu warten. Professor McGonagall würde gleich kommen. Bevor er ging zwinkerte er mir noch kurz zu. "Wir sehen uns Hazel. Vielleicht kann ich dich mal Harry vorstellen", verabschiedete er sich. Ich lächelte angestrengt. Nein, Harry wollte ich nicht vorgestellt werden.

"Dann ist es also wahr? Harry Potter geht jetzt auf Hogwarts?", eine kalte Stimme neben mir lies mich zusammenzucken. Draco musterte den Jungen mit dem dunklen Haar und den leuchtend grünen Augen. Mein Blick wanderte auf seine Stirn. Eine feine Narbe zog sich über seine Haut. "Ich bin Malfoy. Draco Malfoy", stellte Draco sich vor. Ein unterdrücktes  Lachen kam von einem rothaarigen Jungen neben Harry, der einen abgetragenen Umhang trug. "Du findest also  meinen Namen komisch?", Dracos Stimme nahm einen bedrohlichen Klang an, "Wer du bist muss man ja gar nicht erst fragen. Rote Haare, Sommersprossen und ein abgetragener Umhang. Du musst ein Weasley sein." Er wandte sich wieder Harry zu. "Du wirst sehen, dass manche Zauberfamilien besser sind als andere und du willst dich doch nicht mit der falschen Sorte abgeben? Ich könnte dir behilflich sein", bot er Harry an und streckte ihm die Hand entgegen damit er einschlagen konnte. "Danke, aber ich glaube ich kann sehr gut selbst entscheiden wer zur falschen Sorte gehört", antwortete Harry kühl. Dracos graue Augen blitzten gefährlich, als er seine Hand zurückzog.  Aber da kam Professor McGonagall, eine hochgewachsene Frau, deren dünne Lippen streng zusammengekniffen waren, zu uns und führte uns in die große Halle.

Die große Halle war zauberhaft. Millionen Sterne funkelten an der verzauberten Decke und Kerzen schwebten in der Luft und verbreiteten ein warmes Licht. Die vier Haustische waren voll besetzt. Ich musterte den Lehrertisch. In der Mitte saß der Schulleiter. Albus Dumbledore. Ihm hatte ich es zu verdanken überhaupt nach Hogwarts gehen zu können. An Vollmond würde ich in die heulende Hütte geschickt werden. Dumbledore hatte mir erzählt, dass dort schon vor vielen Jahren ein Werwolfsschüler hauste. 

Die Verteilung in die Häuser begann. Ich beobachtete die Schüler vor mir. Luna Lovegood wurde tatsächlich eine Ravenclaw. Eine gewisse Hermine Granger gehörte nach Gryffindor. Auch Draco Malfoys Wunsch wurde erfüllt. Er kam nach Slytherin und ging mit einem selbstzufriedenen Gesichtsausdruck zum Slytherin-Tisch, als wäre das ganze sein Verdienst. Harry Potter kam nach Gryffindor und dann kam ich endlich dran. 

"Sky, Hazel", rief McGonagall und ich ging zielstrebig nach vorne. Alle Blicke lagen auf mir und das machte mich nervös, aber ich ließ mir nichts anmerken. Ich setzte mich auf den Stuhl und war erleichtert, als der sprechende Hut über meine Augen rutschte und mich vor den neugierigen Blicken der Schüler abschirmte. "Eine Sky also", piepste der Hut ich erwiderte nichts, "Du interessierst dich für viele Dinge und Ravenclaw sucht solche Schüler, allerdings ist deine Neugier durch ein tragischer Ereignis abgeschwächt." Ich will nach Gryffindor, dachte ich und flehte mit jedem Zentimeter meines Körpers, dass der Hut meine Bitte erhörte. "Nach Gryffindor?", vergewisserte sich der Hut. Ich nickte leicht. Vor Anspannung hatte ich meine Hände zu Fäusten geballt. "Hmmm... Ja mutig bist du, aber nicht so herausragend wie es von einem Gryffindor erwartet wird. Du bist verschlossen und willst aber auch dein Können beweisen. Slytherin weißt die meisten deiner Eigenschaften auf, auch deine List." Nein, bitte nicht! Ich will nach Gryffindor. Aber mein Betteln war sinnlos. "Du wirst eine SLYTHERIN!" Das letzte Wort schrie der sprechende Hut laut in die große Halle. 

Wie erstarrt blieb ich auf dem Stuhl sitzen. Meine Träume waren mit einem Schlag weggeblasen. Alles um mir herum schien so düster wie eh und jäh. Die Slytherins klatschten begeistert, aber ich bekam es kaum mit. Wie im Trance stand ich auf und gab McGonagall den Hut zurück, der mir meine Hoffnungen zerstört hatte. Wir durch einen dichten Neben hörte ich die Stimmen der anderen Schüler. Dumpf und weit weg. Ich lief auf dem Haustisch zu und setzte mich ganz am Ende des Tisches, dort wo keiner saß. Ich wollte alleine sein.

"So sieht man sich wieder", bemerkte Jemand hinter mir. Ich drehte mich um. Draco Malfoy setzte sich neben mich. "Leider", entgegnete ich knapp. "Freundlich wie immer", stellte Draco fest und ich konnte hinter seiner kalten Fassade ein leichtes Lächeln erkennen. Doch das kümmerte mich im Moment überhaupt nicht. "Geh zu deinen Freunden und lass mich in Ruhe", fauchte ich. "Und was wenn ich dich interessanter, als meine Freunde finde?", gab Draco gelassen zurück. "Gut, dann geh ich", beschloss ich, stand auf und ging ans andere Ende des Tisches. 

Dort wollte sich diese Pansy Parkinson mit mir unterhalten, aber ich musste nichts erwidern, weil Pansy sowieso keine Antwort auf ihrem Geplapper erwartete. Die Worte rauschten über mir hinweg, ohne einen Sinn zu ergeben. So hing ich meinen finsteren Gedanken nach und bemerkte nicht Dracos interessierte Blicke auf mir. Ich war enttäuscht von der Wahl des Hutes und wusste im selben Augenblick, dass er Recht hatte. Ich war keine Gryffindor. Ich gehörte nach Slytherin. Aber was wenn ich mich dort nicht wohlfühlen konnte?

Ja, ich sollte noch aufblühen und wieder leben, aber das würde lange dauern.  

Wolfsbraut - Kaltes Schicksal (Draco Malfoy story) *Pausiert*Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt