Gebrochen

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Hazels Sicht:

Heute würden die meisten Schüler über die Ferien nach Hause fahren. Ich nicht. Ich wollte in Hogwarts bleiben. Trotz den seltsamen Vorfall. Ron Weasley wurde vergiftet. Keiner wusste von wem. Mit Draco hatte ich immer noch nicht geredet, auch wenn Luna mir das empfohlen hatte. Ich war zu verunsichert und hatte Angst vor seiner Reaktion, wenn ich ihm gestehen würde, was ich war. Ich spürte seine Blicke auf mir, aber ich versuchte sie nicht weiter zu beachten. Was schwer war, wenn mein Herz jedes Mal raste, als möchte es mir aus der Brust springen. Aber jetzt waren Ferien und von Luna wusste ich, dass Draco auch nach Hause fahren würde. Leider auch Luna, denn sie wollte mit ihrem Vater eine neue Züchtung seltsamer Tierwesen untersuchen. Sie hatte mir angeboten in Hogwarts zu bleiben, aber ich wollte nicht, dass sie meinetwegen blieb. 

Und so begleitete ich sie eine Stunde später zum Hogwarts-Express. Sie umarmte mich noch einmal kurz. "Mach keinen Unsinn", schärfte sie mir besorgt ein. "Ich doch nie", antwortete ich und mir entwischte sogar ein kleines Lächeln. Ein Junge drängte sich an mir vorbei. Sein helles Haar leuchtete und ich erkannte ihn sofort. Draco stieg in den Hogwarts-Express. Er ging zu einen der Fenster und ich konnte einfach nicht anders als ihn anzusehen. Er öffnete das Fenster und zu meiner Verwunderung winkte er mich zu sich. Zögernd lief ich auf ihn zu. "Ich... Ich muss dringend mit dir reden", murmelte er, als ich ihn erreichte. Ich schluckte, vielleicht war das unausweichbare Gespräch näher, als ich dachte. Gleichzeitig wurde mir bewusst, dass ich mich nicht länger davon verstecken konnte. "Ja", erwiderte ich nur, ohne ihn direkt anzusehen. "Nach den Ferien abends auf dem Astronomieturm", schlug Draco mit gesenkter Stimme vor, denn eine Zweitklässlerin schlenderte an ihm vorbei. Ich nickte. "Schöne Ferien", brachte ich schließlich heraus, als ich meine Stimme wieder fand. "Dir auch", entgegnete Draco und verschwand wieder. Ich starrte ihm nach. Entweder würde sich an diesen Abend alles zum Guten wenden oder alles würde nur noch schlimmer werden.

Dracos Sicht:

Wiesen, Felder, dichte Wälder und Sümpfe flogen an mir vorbei, als ich Blaise gegenüber saß. Graue Wolken türmten sich über der rauen Natur auf und es würde wahrscheinlich bald wieder zu schneien beginnen. Meine Tante hatte vorgeschlagen, dass ich über Weihnachten in Hogwarts bleiben sollte, um an meiner Aufgabe weiter zu arbeiten. Aber meine Mutter war dagegen. Lieber wäre ich tatsächlich in Hogwarts geblieben. Dort hätte ich nicht das besorgte Gesicht meiner Mutter sehen müssen oder mich von Bellatrix über den Verlauf meiner Mission ausfragen lassen. Der einzige Lichtblick war, dass ich es tatsächlich geschafft hatte mich mit Hazel zu verabreden. 

Als ich ausstieg wartete meine Mutter schon. Sie war noch bleicher, als bei meinem letzten Besuch und versuchte mit viel Make Up verzweifelt wieder ihre frühere Schönheit zu erlangen, aber sie wirkte älter und schwächer. Als ich auf ihr zuging kam sie mir entgegen und schloss mich kurz in ihre Arme. Eine unerträgliche Last legte sich damit auf meine Schultern. Ich tat das Ganze nur für das Leben für meiner Familie und mein eigenes. Das wurde mir auf einmal so klar, wie nie zuvor. "Wir müssen gehen", waren die einzigen Worte, die sie sagte. Ich winkte Blaise zum Abschied und versuchte so gelassen zu wirken, als würde ich tatsächlich nach Hause fahren. Aber das war kein Zuhause mehr. Das war die Hölle. Meine Mutter nahm meine Hand und wir apparierten nach Hause.

Als ich das einladende Wohnzimmer mit den dunkelgrünen Vorhängen und der dunklen Ledercouch betrat entdeckte ich sofort meine Tante. Die Hexe mit ihren langen, wilden, schwarzen Locken und ihren stark geschminkten, schweren Augenliedern, lehnte an dem eichenen Schrank. Askaban hatte alles Leben aus ihren Gesicht geraubt und es wurde nur noch von puren Wahnsinn erleuchtet. Im Schein des Kronenleuchters war ihre Bösartigkeit beinahe sichtbar. "Guten Abend Draco", begrüßte Bellatrix mich und ihre roten Lippen verzogen sich zu einen Lächeln. Ich nickte ihr nur kurz zu. Meine Mutter legte mir die Hand auf die Schulter. 

"Geh in dein Zimmer und zieh dich um. Der dunkle Lord wird uns Heute Abend die Ehre geben", erklärte meine Mutter mir. Eine eiskalte Hand der Panik griff nach meinen Herz. Ich schluckte schwer. "Ja", sagte ich steif und versuchte mein rasendes Herz unter Kontrolle zu bekommen. Ich stieg die breite Marmortreppe nach oben. Die Gemälde meiner Vorfahren säumten die Wand. Ich betrat mein Zimmer und lies mich auf das große Himmelbett sinken. Mein Atem ging stoßweiße. Ich wischte mir den Angstschweiß von der Stirn. Meine Augen suchten das Zimmer ab, als suchte ich nach einem Fluchtweg aus diesen Alptraum. 

Früher war ich, wenn ich Kummer hatte, immer zu meiner Mutter geflüchtet. Sie war nie der mütterlichste Mensch, aber wenigstens nicht so kalt wie mein Vater. Sie hatte mich in ihren Armen geschlossen und war für mich da. Damals war ich noch klein und die Probleme waren kindisch, im Gegensatz zu jetzt. Aber jetzt konnte ich nicht mehr zu meiner Mutter gehen. Sie hatte so viel mit sich selbst zu tun und ich wusste, dass ich sie stören würde. Meine frühere Mutter existierte nicht mehr. Ich sah in den Spiegel der an meinen Kleiderschrank hing. Ich war blass und es verlangte meine ganze Willenskraft den Tränen nicht nachzugeben. Ich hasste mich für meine eigene Schwäche. 

"Draco, komm bitte", rief meine Mutter. Ich holte tief Luft und setzte mit größter Anstrengung wieder meine kalte Maske auf. Ich wusste was mich unten erwarten würde. Besser gesagt wer. 

Als ich unten ankam wartete schon Bellatrix auf mich. Sie legte ihren Arm um meine Schulter. Es widerte mich an. Ich hasste meine Tante. Sie war grausam und verrückt. "Komm Draco, der  Dunkle Lord wartet nicht gerne", flüsterte sie und lies mich endlich los. Ich folgte ihr in die große Küche. Ein langer Tisch war aufgestellt worden. Severus Snape besetzte den rechten Stuhl neben dem Tafelende. Ihm gegenüber nahm Bellatrix Platz. Neben ihr saß Fenrir Greyback. Ein Schauer lief über meinen Rücken und ich musste an Hazel denken. Sie war die einzige Hoffnung, die mir Kraft gab. Nach den Ferien würde ich sie wiedersehen und vielleicht würde sie dann endlich einsehen, dass ich sie brauchte.

"Schön, dass du erschienen bist, Draco", sagte eine hohe, kalte Stimme, die so furchteinflößend, wie ihr Herr selbst war und all seine Grausamkeit widerspiegelte. Das Blut stockte in meinen Adern, als der dunkle Lord in dem Gang erschien, der in den kleinen Raum, der den Hauselfen gehörte führte. Sein langer, schwarzer Umhang strich über den Boden, während er sich mir langsam näherte. Sein kreideweißes, schlangenartiges Gesicht teilte sich zu einen kalten Lächeln. Aber seine roten Augen blieben berechnend und scharf. Ich zwang mich aufrecht stehen zu bleiben und nach wie vor meine Fassade zu bewahren. 

"Setz dich doch", sagte er und deutete auf den Stuhl neben Snape. Ich lies mich darauf sinken. Greyback saß mir gegenüber. Er sah so brutal aus, wie sein Wesen war. Wut flammte in mir auf, als ich daran dachte, was er seiner Tochter angetan hatte. Der dunkle Lord fesselte meine Aufmerksamkeit wieder, als er zu sprechen begann: "Draco, wie kommst du mit deiner Aufgabe voran?" Ich wandte meinen Blick wieder ihm zu. "Gut, ich habe schon sehr genaue Vorstellungen, mein Herr", antwortete ich, ohne meine Gefühle zu verraten. Der dunkle Lord nickte langsam. Seine brennend roten Augen bohrten sich in meine. Ich wusste, was er machen wollte, aber ich war gewappnet. Innerhalb einer Sekunde schaffte ich es alle Gedanken auszublenden und vor den Legilimentikkünsten des dunklen Lords abzuschirmen. Es verlangte all meine Kraft. Und plötzlich lies alles nach. Der dunkle Lord wandte sich von mir ab und ich konnte wieder durchatmen. Er hatte es auch diesmal nicht geschafft. Okklumenik beherrschte ich. Man konnte mich fast nie durchschauen.

"Gut, Draco, du kannst gehen", sagte der dunkle Lord, "Arbeite weiter hart an deiner Aufgabe." Er sagte es mit ausdrucksloser Stimme, aber ich wusste es war in Wirklichkeit eine Drohung. "Ja, mein Herr", überwand ich mich zu sagen und verlies den Raum.

Oben in meinem Zimmer brach ich auf meinem Bett zusammen. Ich war erschöpft und wollte schlafen, aber die Verzweiflung hielt mich wach. Etwas in mir war zerbrochen. Meine Hoffnung und Zuversicht. 

Ich sah aus den offenen Fenster. Eine kühle Briese strich durch mein Haar und kühlte meine Haut. Langsam wurde ich ruhiger. Der kühle Wind war, wie auf den Astronomieturm. Langsam lies die Anspannung nach, als ich an Hazel dachte. Ich würde sie wiedersehen. Das war das Licht, welches mich jetzt davon abhielt in meinen Kummer zu versinken.


Dieses Kapitel ist sehr traurig, aber es liegt mir besonders am Herzen, weil ich damit zeigen will, dass Draco kein schlechter Mensch ist. Seine Familie lies ihm keine Wahl und das finde ich sehr traurig. 

Das nächste Kapitel wird wieder fröhlicher, also haltet durch😉

Ich wünsche euch einen schönen 2. Advent💖💖💖

Eure Proud_Slytherin06

Wolfsbraut - Kaltes Schicksal (Draco Malfoy story) *Pausiert*Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt