Niall wusste nicht, ob er etwas Falsches gesagt hatte, oder ob Dana nur Spaß machte. Also kratzte er sich am Hinterkopf und wartete ab, Dana stellte sich vor ihn und schaute ihn an -direkt in seine Augen.
Die Augen waren der Spiegel zur Seele und man konnte erkennen, dass Niall sich alleine fühlte und er Jemanden brauchte - aber irgendwas gefährliches spiegelte sich auch in seinen Augen. Man konnte es schwer definieren.
"Wenn du schon hier bist, bleibst du noch etwas. Draußen ist es kalt und ich bin kein Unmensch!", sagte Dana und sah ihn weiter an. Ein Lächeln huschte über Nialls Lippen, es blieb aber nur kurz auf seinen Lippen. "Du bist ein toller Mensch, hat dir das schon mal Jemand gesagt?", erwiderte Niall und sah sie auch an. Dana schüttelte den Kopf, "Sag das jetzt nicht. Du kennst mich nicht, was wenn du mich doch eigentlich nicht magst". Niall musste kurz Lachen, bevor er darauf antwortete: "Ja und das ist ziemlich erbärmlich".
Dana sah ihn mit leicht geweiteten Augen an, "Wie meinst du das?", fragte sie ihn neugierig. Dana war ein neugieriger Mensch, auch wenn sie es oft nicht zeigte - sie empfand es als eine Macke von ihr und dachte, es sei etwas Negatives - aber war es dies wirklich? Dana dachte, dass sie damit anderen auf die Nerven ging.
"Du kennst mich nicht und ich dich nicht, ich bin ein paar Stunden hier - Trotzdem hast du mehr für mich getan als sonst Jemand. Aber wieso sollte ich dich nicht mögen? Eben weil du so zu mir bist, werde ich dich immer mögen -glaub' mir", erklärte Niall und Dana's Mund öffnete sich leicht. Mehr getan? Frische Sachen gegeben, ihn duschen lassen, eine Pizza gemacht. Sowas machte Niall glücklich, aber auch dass Dana ihm einfach zuhörte, wie eine Schwester, eine Mutter, eine beste Freundin.
Diese Worte spielten sich immer wieder in Dana's Kopf ab, so Etwas wundervolles hatte noch nie Jemand zu ihr gesagt, obwohl Niall nicht mal nachgedacht hatte, was er sagen sollte und dann merkte sie, wie mies es ihm ging. Er schien wirklich Niemanden zu haben. Nur fragte sich Dana die ganze Zeit, warum? Hatte er keine Familie? Hatte er eine Schattenseite? Dana hatte so viele Fragen - aber sie würde ihm Zeit lassen. Vielleicht öffnete Niall sich ihr, er war verletzt, man merkte es und Dana versucht ihn jetzt erstmal aufzubauen - einen Fremden. Andere würden einfach an ihm vorbei laufen, aber Dana war nicht wie die Anderen und das wusste sie auch.
"Wow. Okay, ähm..", dies waren die einzigsten Worte, die Dana rausbekam. Niall bemerkte es und er versuchte irgendwie abzulenken. "Wurdest du hier geboren? Also in Irland, eher gesagt Carlow". Dana setzte sich wieder und Niall setzte sich neben sie, während sie nachdachte ob sie alles erzählen sollte. Dana wusste nie, ob sie wirklich alles erzählen sollte oder nur das Gröbste.
"Geboren wurde ich in Dublin, aber meine Mutter kommt aus England und mein Vater aus Spanien. Als ich 18 war zogen wir nach Carlow und kurze Zeit später, hatte ich eine eigene Wohnung". Sie hatte nur das Gröbste erzählt, irgendwie käme sie sich sonst komisch vor.
"Deswegen auch der Name, Dana. Klingt nicht so irisch", bemerkte Niall grinsend und schaute Dana an. "Stimmt. Aber irgendwie haben sich meine Eltern oft gestritten wegen meinem Namen, keine Ahnung wieso", erwiderte Dana und zuckte mit den Schultern. Manchmal hatten sich ihre Eltern beschwert, weil sie Dana hieß. Sie wollten Dana eigentlich Isabella nennen, aber aus irgendeinem Grund hieß sie doch Dana.
Niall saß still da, aber Dana wusste nicht, ob sie nachfragen sollte, woher er kam - was wenn er nicht darüber reden wollte? Dann hätte Dana ein schlechtes Gewissen und er würde abhauen - genau das wollte Dana nicht. Noch nie hatte sie so sehr darüber nachgedacht, was sie sagen sollte, aber sie wusste noch nicht wie Niall drauf war und wie sensibel er war.
"Wie lange lebst du schon auf der Straße?", fragte Dana und versuchte nicht zu aufdringlich zu wirken, das war nicht ihre Absicht. "Seit knapp einem Jahr, eigentlich zwei, aber ein Jahr habe ich bei einem Kumpel gewohnt - der, der mir auch die Gitarre geschenkt hatte", erzählte Niall und sein Lächeln verschwand. Das sagte Dana, dass sie erstmal nicht nachhaken sollte. Niall fing an nachzudenken und er seufzte.
"Viele Leute wissen nicht wie es ist, alleine zu sein. Man fühlt sich so leer, klar gibt es Menschen, die alleine sein wollen - aber die haben auch Jemanden, der immer für sie da ist. Ich bin kein Mensch, der gerne alleine ist und wenn ich dann sehe, wie viele Leute so herzlos sind und an mir vorbeigehen, das zerreißt mich. Du weißt gar nicht wie glücklich ich bin, wenn mir jemand ein Lächeln schenkt und dann kamst einfach du, ohne Grund und hast mir geholfen. Es gibt Leute, die verursachen Trauer, aber es gibt auch die, die einem zuhören, wie du gerade und es tut so gut", erzählte Niall und Dana bemerkte, wie er sich zurück hielt. Sie war gerührt, er war anscheinend etwas sensibel und hasste es alleine zu sein - Niall brauchte eine Bezugsperson.
Langsam schloss Dana ihn in ihre Arme und drückte ihn sanft. Niall erwiderte lächelnd die Umarmung und genoss es. "Ich helfe dir", flüsterte sie und nickte leicht. Niall bedankte sich leise und ließ sie langsam los. "Tut mir Leid. Das musste einfach alles raus, seit einem Jahr und ich wollte di-", Dana unterbrach ihn: "Ich fands gut, wirklich. Das klang echt, toll. Das du dich so alleine fühlst, konnte ich nicht wissen". Niall lächelte breit. "Woher auch? Aber mir kommt es so vor, als würdest du wissen was ich denke - du sagst nichts Falsches und hörst mir einfach zu". Dana lächelte und sah ihn an, Niall sah sie dankbar an.
"Ich zeige dir das Gästezimmer und dann gehen wir schlafen, okay? Du siehst ziemlich kaputt aus", schlug Dana vor und wartete auf eine Reaktion, oder auf eine Antwort. Niall nickte bloß und stand auf. Dana ging den Flur entlang und dann in das Gästezimmer, es hatte hellblaue Wände und es stand ein Schrank drin, ein Bett, ein Nachttisch und ein kleiner Sessel. "Im Schrank liegen noch ein, zwei Sachen von meinem Bruder, die kannst du anziehen. Wir gehen dir bald neue Sachen holen". Niall war es unangenehm, denn er kratze sich wieder am Hinterkopf und er nickte. Von Dana aus musste es ihm nicht unangenehm sein, er brauchte keine teuren Markenklamotten und vielleicht, könnte Niall ihr irgendwann mal das Geld zurück geben. "Wenn du irgendwas brauchst, ich bin direkt gegenüber. Gute Nacht". Dana schloß die Tür und ging in ihr Zimmer, welches genauso aussah wie das Gästezimmer, nur war der Schrank in ihrem Zimmer größer und das Bett auch. Sie machte die Tür zu und zog sich aus, während sie zum Schrank ging. Schnell zog sie sich ein Top und eine kurze Hose an.
Dana saß auf ihrem Bett und für ein paar Sekunden zweifelte sie daran, dass sie Niall helfen könnte - aber dann fielen ihr seine Worte wieder ein, 'Du hast mehr für mich getan als sonst Jemand'. Wieder lächelte sie leicht und legte sich hin. Einige Zeit blieb sie so liegen und starrte an die Decke, bis es an der Tür klopfte.
"Niall?", fragte sie verwirrt und er machte die Tür auf. Niall stand nur in Boxershort da und dann fiel Dana richtig auf, dass er etwas dünner war - aber dieses Problem würde sie in den Griff kriegen.
"Was ist los?", Dana setzte sich auf und schaute ihn an. Niall's Mimik ließ darauf deuten, dass er nervöß - aber irgendwie auch traurig war.
"Ich habe doch erzählt, dass ich nicht gerne alleine bin", fing er an zu erzählen und Dana wusste sofort was er wollte. Aber wollte Dana es? Was sollte Niall schon tun?
"Ich schlafe auch auf dem Boden, ich will nur nicht alleine sein..", fügte er noch schnell hinzu. Dana konnte manchmal nicht glauben, was er sagte und sie schüttelte nur den Kopf.
"Du denkst echt, ich bin ein Unmensch, oder? Komm her". Dana machte Platz und klopfte neben sich, langsam ging Niall auf das Bett zu und legte sich hin. Vorhin schien er noch so selbstbewusst zu sein, einfach so normal und jetzt zeigte er, dass er Nähe brauchte. Normalerweise kannte man es von Neugeborenen, sie brauchten immer Nähe von ihren Eltern - genauso war es mit Leuten in Nialls Alter. Ohne Geborgenheit und Liebe, würde jeder Mensch eingehen - auch Niall, aber auch Dana.
Dana legte sich neben ihn und deckte sich zu. "Gute Nacht", sagten Beide gleichzeitig, was sie zum lachen brachte. Dana machte die Lampe aus und blieb noch kurz wach, nicht so wie Niall - er war sofort eingeschlafen, eingekuschelt in das Kissen. Dana konnte ihn nicht sehen, dafür war es zu dunkel. Trotzdem sah sie in seine Richtung und dachte nach, was sie die nächsten Tage alles mit ihm unternehmen würde. Klamotten kaufen und einen kleinen Job suchen stand an oberster Stelle - und ihn aufzubauen natürlich. Dana hatte schon eine Idee, was Niall machen könnte, um etwas Geld zu verdienen - Nicht sehr viel, aber immerhin. Irgendwann würde er immer mehr verdienen und solange er runter von der Straße war, hatte Dana ein gutes Gefühl dabei.
Das ganze Nachdenken machte sie müde, also schlief sie sanft ein - bevor sie Niall nochmal eine gute Nacht wünschte.
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In deinen Armen (N.H FF)
Romansa"Manchmal versucht man, den falschen Menschen zu helfen" Dana nimmt einen jungen Mann mit nach Hause, er lebt auf der Straße und heißt Niall Horan. Noch nie war Niall so glücklich, einen Menschen zu haben, der sich um ihn kümmert - so ein Gefühl hat...