Aber das Schlimmste ist, dass ich denke... VII

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Ginny's PoV

"Du willst mit mir reden, oder?", fragt 'mione mich. Ok jetzt oder nie! "Ja. Ich muss mit dir reden - über du weißt schon was." Hermione guckt mich auffordernd an. Sie hat eine Seite, die niemand kennt. Sie ist nicht immer der Bücherwurm, der nur lernt, für seine Freunde da ist, mit Begeisterung Tests schreibt und nie die Regeln bricht. Sie hat eine Seite, die sie versteckt. Vielleicht gibt es niemanden, der sie kennt, weil Hermione ihr anderes Ich lieber mag oder - vielleicht kannte jemand diese andere Seite von ihr und hat 'miones Vertrauen gebrochen, schießt es mir plötzlich durch den Kopf. Vielleicht hat sie gelernt, ihr wahres Ich zu verstecken um sich selbst zu schützen. Ich muss jetzt erst einmal Stärke beweisen, also sage ich: "Ich muss mit dir über Voldemort reden und über deine Großeltern." Ihre Augen schauen mich ausdruckslos an. Ich habe irgendwie Angst vor ihr. Innerlich ohrfeige ich mich selbst, das ist immer noch die Hermione, die mit mir befreundet ist, die nett, höflich und zuvorkommend ist. "Was willst du wissen?" Ja was will ich wissen? Alles! will ich rufen. Vor allem die Wahrheit! Ich will sie anschreien, aber ich bleibe ruhig und schaue ihr fest in die Augen: "Was hat er gegen dich in der Hand? Sind es deine Eltern?" Sie ist stark. Das wird mir plötzlich bewusst, als sie mich so anschaut. Sie ist sehr stark. Und die Angst verfliegt. All meine Wut ist plötzlich wie weggeblasen und stattdessen breitet sich ein undefinierbares Gefühl in meiner Magengegend aus. Ich bewundere sie - das Gefühl ist aber nicht Bewunderung. Ich bemitleide sie - aber es ist kein Mitleid. Ich glaube an sie - es ist aber kein Vertrauen. Ich will ihr einfach nur helfen. Es ist eine Mischung aus allem und mir schießt das Wort durch den Kopf, das ich suche, aber am wenigsten erwartet habe - Fürsorge! Sie guckt mich an ohne mit der Wimper zu zucken. Sie müsste einen Oscar für das Verstecken von Gefühlen bekommen! "Es ist alles viel komplizierter als du denkst." Sie schaut mich an und ich halte dem Blick nicht mehr Stand, obwohl sie es eigentlich sein müsste, die wegschaut. Ich fixiere einen Punkt rechts von ihrem Kopf. "Erklärst du es mir?" Meine Gefühle spielen verrückt. Erst bin ich selbstbewusst, dann wütend, dann will ich schreien, weinen, dann werde ich fürsorglich und verständnisvoll und jetzt - fühle ich mich schutzlos. Ich will wieder weinen, aber diesmal still und ich will, dass mich jemand versteht. Ich winkele die Knie an und stütze mein Kinn darauf ab. Mir ist seltsam kalt, obwohl ich neben dem Kamin sitze, und ich frage mich, ob 'mione auf alle Menschen diese Wirkung hat, dass sie sich plötzlich in einem Gefühlsstrudel wiederfinden. "Ich kann es versuchen, aber manches kann ich dir nicht erzählen. Außerdem bist du gerade total verwirrt und dein Schutzwall bekommt Risse." Mit 'dein Schutzwall bekommt Risse' meinte sie wahrscheinlich, dass ich meine Gefühle nicht länger verstecken kann und dass ich einstürze, wenn sie es mir erklärt. Gut möglich! "Ich erkläre es dir wann anders - bald! Aber erst muss ich dich etwas fragen." Sie schaut mich an und zum ersten Mal heute sind ihre Augen nicht ausdruckslos, sondern besorgt. Der Drang zu Weinen wird immer stärker, weil ich das Gefühl habe, dass sie mich versteht. Nur leider verstehe ich mich selber nicht mehr und ich will nur noch schlafen und einen heißen Kakao und meine Mama. Das klingt jetzt vielleicht als wär ich ein Baby, aber jeder Mensch denkt das doch manchmal, wenn er sich einsam fühlt. Und ehrlich gesagt ist es mir momentan auch scheiß-egal. Ich kann nicht mehr länger emotionslos gucken und meine Augen füllen sich mit Tränen, als Hermione mich mit Besorgnis anschaut. Ich nicke stumm, weil meine Stimme wahrscheinlich katastrophal versagt hätte. "Denk dir die Person, die du am meisten auf dieser Welt liebst." Harry! schießt es mir durch den Kopf. Ich  nicke wieder, um ihr zu zeigen, dass sie weiterreden soll. "Und jetzt habe ich eine Frage: Würdest du für diese eine Person alles tun? Würdest du alles Erdenkliche tun, was dir oder anderen schadet, um sie zu schützen?" Sie sieht mich traurig an, nickt dann und geht, ohne sich nochmal umzudrehen, weg. Ich sitze da und denke nach. Eigentlich kann ich nicht mehr denken. Diese Frage hat mich so mitgenommen, dass ich nicht mehr denken kann. Ich fühle mich leer und tue deshalb das Einzige, was ich tun kann - ich überlasse meinem Körper die Kontrolle über meinen Verstand. Und mein Körper trägt mich die Treppe hoch zum Schlafsaal, meine Hand, die ich jetzt nicht mehr steuere, nimmt meinen Pyjama und meine Beine, die sich selbst lenken, laufen ins Badezimmer geradewegs auf die Dusche zu. Ich merke nicht, wie meine Hand den Pyjama auf die kleine Kommode neben der Dusche wirft, ich sehe nur, dass er da plötzlich liegt und dann spüre ich Wasser. Das Wasser ist kalt, aber es stört mich nicht, weil es nicht mehr meine Nerven sind, die frieren. Ich frage mich woher das Wasser kommt, aber ich kann es nicht herausfinden, weil es nicht mehr meine Augen sind, die es sehen können. Ich sitze da und fühle mich leer. Ich will das Gefühl loswerden und deshalb erinnere ich mich daran, wie man denkt, wie man sieht, riecht, schmeckt, hört, fühlt und atmet. Ich atme kurz und stoßweise und ich rieche den Duft von Lavenders Shampoo, ich schmecke Wasser, ich höre Plätschern, ich fühle die Kälte und Nässe und ich sehe Wasser und die Glaswand der Dusche - aber das Schlimmste ist, dass ich denke, über Hermiones Frage nachdenke. Mein Kopf tut weh und will sich weigern, aber ich denke trotzdem weiter darüber nach. Das Wichtige ist nicht, dass ich eine Antwort für mich finde, das Wichtige ist, dass ich herausfinde, wie Hermiones Antwort lauten würde. Und da kommt die Angst zurück, zusammen mit dem bitteren Geschmack der Wahrheit. Perfect Partners in Crime!

Hermione's PoV

Ich werde ihr nicht alles sagen können und ich werde ihr auch nicht alles sagen, aber ich will, dass sie sich selbst Gedanken macht, ich will, dass sie etwas hat, woran sie festhalten kann, wenn ihr diese Aufgabe gestellt wird, und dann werden das, woran sie sich festhalten kann, meine Worte sein. Ich weiß nicht, ob es jemals dazu kommen wird, aber ich muss sie aufs Leben vorbereiten. Kein Schüler in Hogwarts weiß, was das Leben ist. Aber ich sehe es als meine Aufgabe wenigstens Ginny darauf vorzubereiten, denn 1. wird sie mich nicht in Gefahr bringen, weil ich ihre Gefühle durcheinander bringe und sie zu viel nachdenken muss, um schnell genug interpretieren zu können und 2. hat sie mich durchschaut. Sie weiß, dass ich ein Geheimnis habe und dass ich eine andere Seite besitze, von der niemand weiß. Sie bringt sich damit selbst in Gefahr, aber sie hat es nun mal durchschaut und jetzt ist der einzige Weg, sie zu beschützen, es zu erklären.Ich falle vor Schreck fast aus dem Bett, als mein Wecker klingelt. Oh wow! Ich habe mich verbessert. Neulich habe ich noch Bekanntschaft mit dem Fußboden machen müssen. Ginny schläft noch, Lavender und Parvati sind schon weg. Natürlich - die erste Stunde der beiden ist Wahrsagen! Da kommen sie immer früher. Ich schnaube verächtlich. Dann suche ich meinen Schlips, meine Strickjacke, einen schwarzen Wollrock, eine weiße Bluse, eine gelbe Leggings und ein paar schwarze Chelsea-boots zusammen und gehe ins Badezimmer. Ich dusche mich schnell, weil ich gestern Abend nicht mehr dazu gekommen bin, ziehe mich an und schminke meine Augen. Meine Schultasche hat sich inzwischen gepackt und ich breche unter dem Gewicht der Bücher fast zusammen. Als ich mir noch schnell den Umhang überwerfe, öffnet Ginny gerade eins ihrer braunen Augen. Ich schlüpfe durch die Tür in den Gemeinschaftsraum bevor sie mich bemerkt. Unten treffe ich Harry und Ron an und setze mein gekonntestes Lächeln auf. Sie wünschen mir einen guten Morgen und Ron gähnt ungeniert. Ich schüttele nur meinen Kopf und murmele: "Nilpferd." Dann machen wir uns gemeinsam auf den Weg in die große Halle, um etwas zu uns zu nehmen bzw. um so viel zu essen, wie zehn Männer nach einer Woche, in der sie nur Wasser bekommen haben. Allerdings muss ich lächeln, als ich Rons überfüllte Teller sehe. Es ist schön zu wissen, dass sich manche Dinge nie ändern.

Ok, wie war das? Hab ich Ginnys Emotionen halbwegs verständlich rübergebracht oder war das Kapitel schlecht?Lots of love, Ashley

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⏰ Letzte Aktualisierung: Jan 03, 2016 ⏰

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Love Me Harder *Dramione fanfiction*Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt