2. Türchen

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Zehn Minuten später klingelte es an der Tür. Eine riesen Welle der Erleichterung durchfuhr mich, sodass ich sofort aufsprang und zur Tür rannte. Währenddessen versuchte ich so viele Lichter wie möglich anzumachen. Es klingelte wieder, keine Sekunde ging mein Klingelton. Ich hetzte zur Tür und öffnete sich schwungvoll. Ein in Alarmbereitschaft stehender Marco ragte vor mir auf. Bevor er auch nur ein Wort sagen konnte, warf ich mich in seine Arme und vergrub mein Gesicht in seiner Halsbeuge. Sofort legten sich seine Arme um mich und drückten mich an seinen Körper. Sein herber Geruch löste die Anspannung in mir, wodurch ich mich unmerklich etwas entspannte. Sein Geruch verbannt ich mit Vertrautheit und Geborgenheit. Er gab mir Sicherheit.

"Was ist denn jetzt eigentlich los? Du klangst so aufgelöst und ängstlich, ich dachte dir ist etwas passiert!", meinte er irgendwann flüsternd. Noch immer standen wir im Hausgang, doch um diese Zeit war keiner mehr im Haus unterwegs, sodass uns niemand hören würde. Ich atmete noch ein letztes Mal tief ein, bevor ich mich langsam von ihm löste und ihn mit ins Innere meiner Wohnung zog. 

 Er hatte eine graue Jogginghose und seinen warmen Wintermantel an, sah noch immer etwas durcheinander aus. Was total verständlich war, wenn man bedachte, dass ich ihn mitten in der Nacht aufgeweckt und durch die Stadt gehetzt hatte. Wahrscheinlich konnte ich froh sein, wenn keine Blitzer auf dem Weg standen, denn so wie ich meinen Kumpel kannte, fuhr er ohne Limit, wenn er um jemanden besorgt war. Schuldgefühle keimten in mir auf. Er hatte morgen bestimmt einen harten Tag, schließlich trainierten sie über den Tag hinweg und dann stand auch noch ein Interview auf dem Programm. 

Ich rieb mir meine Schläfen. Von dem ganzen Stress meldeten sich so langsam leichte Kopfschmerzen. Noch immer spürte ich Marcos Blick auf mir. Schuldbewusst sah ich zu ihm hoch.

"Ich kann nicht schlafen. Ich habe Supernational geschaut, weil doch heute Dienstag ist und ich dachte mir, dass es schon nicht so schlimm werden würde. Doch dann war alles so dunkel und da waren so Schatten, da bin ich wohl etwas durchgedreht. Es tut mir so leid, dass du extra nur wegen mir wieder aufgewacht bist und morgen dann wahrscheinlich total müde sein wirst!"

Marcos Gesichtsausdruck wurde immer fassungsloser. Er sah aus, als wollte er mich gleich anschreien. Mit eingezogenem Kopf wartete ich auf die Standpauke. Doch er schien es sich anders zu überlegen. Nach und nach wurden seine Züge immer weicher, bis er schließlich lachte und mich nochmal umarmte. 

"Du hast die Supernational angeschaut? DU? Die bei jedem lauten Geräusch zusammenzuckt und dich weigerst in keinen Horrorfilm mit mir zu gehen? Du hast ganz alleine eine Serie geschaut, in der es um Dämonen und Monster geht? Kein Wunder, dass du ausschaust, als wärst du kurz vor dem Herztod. Wie kommst du denn auf so eine hirnrissige Idee?!"

Er knuddelte mich fest durch, während er lachte. Dann stellte er mich wieder auf den Boden und wuschelte mir durch meine Haare. Entsetzt schlug ich seine Hand weg. Er wusste, wie sehr ich es hasste, wenn jemand durch meine Haare fuhr. Egal ob ich gerade aus dem Bett komme oder vom Friseur. Trotzdem beließ ich es bei dem bösen Blick. Ich hatte absolut kein Recht ihn in irgendeiner Weise anzufahren, nachdem er extra zu mir fuhr. Grinsend bemerkte er die brennenden Lichter. "Du weißt schon, dass das nichts bringt? Die fangen nur zum Flackern an, wenn eine Kreatur kommt, aber verscheuchen tun sie die... Aua! Hast du mich gerade ernsthaft geschlagen?"

Ich funkelte meinen Freund an. "Hör sofort auf zu reden! Als ob ich noch mehr Angst bekommen soll! Hör auf mit der Scheiße!"

Marco schüttelte lächelnd den Kopf. 

"Was genau machen wir denn jetzt eigentlich? Soll ich auf Geisterjagt gehen? Ich bräuchte etwas Salz, Benzin und ein Feuerzeug, dann kann ich auf die Suche gehen. Das kostet aber etwas, dass das gleich mal klar ist!" Bei der Anspielung auf die Jäger in der Serie musste ich anfangen zu schmunzeln. Ganz leicht. Leider konnte ich ihm auf seine Frage aber keine Antwort geben. Soweit hatte ich nicht gedacht. Wichtig war, dass er erstmal gekommen war.  Verlegen zuckte ich mit den Schultern, woraufhin Marco die Augen rollte. Er sah sich in meiner  Wohnung um, bis er bei der halbvollen Popcornschüssel hängen blieb. Er sah zwischen mir und ihr hin und her, dann zog er mich zum Sofa. Ich ahnte Böses.

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