Alexander Albon & George Russell [1 / ?]

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Jetzt wusste er, wie sich George gefühlt haben musste, als dieser am Freitag heimlich zu ihm ins Zimmer geschlichen war. An jeder Ecke machte Alex Halt, vergewisserte sich, dass ihn niemand sah. War gar nicht so einfach. Auch wenn das Hotel nicht ausgebucht war, kamen ihm schon ein paar Menschen entgegen. Hauptsächlich Personen, die irgendetwas mit Williams zu tun hatten.

Als er den Fahrstuhl erreicht hatte und niemand zusätzlich einstieg, erlaubte sich Alex, kurz durchzuatmen. Mit jeder Sekunde, die der Fahrstuhl aufwärts fuhr, hoffte er, dass auch niemand zusteigen würde. Und er hatte wirklich Glück.

Irgendwie kam er sich schon wie ein Spion vor, wie er da so über den Flur schlich. Hoffentlich würden die Leute hinter den Überwachungskameras nicht skeptisch werden. Ansonsten hätte er ein dickes Problem.

Die Feier zu seinem Podium war zum Glück nicht groß. In Zeiten von Corona feierten sie schon lange nicht mehr so ausgiebig. Es war eine nette kleine Runde. Sie hatten ein wenig Spaß, welcher trotz Podium natürlich von dem schrecklichen Unfall Romains überschattet wurde. Noch immer hatte Alex die Bilder des völlig zerstörten Haas-Boliden vor Augen, wie dieser in Flammen stand, aus denen sich Romain wie durch ein Wunder hatte selbst retten können.

„Alex?"

Erschrocken zuckte dieser zusammen, als er nicht nur aus seinen Gedanken gerissen wurde. Fuck! Wer hatte ihn jetzt erwischt?

„Willst du zu George? Dann beeil dich. Ich glaube, er wollte ein langes, ausgiebiges Bad nehmen nach diesem Rennen."

Vorsichtig drehte Alex seinen Kopf, blickte direkt auf den Teamkollegen seines Freundes. Nicholas sah genauso geschafft und fertig aus. Aber das waren sie wohl alle nach dem heutigen Rennen.

„Und wo willst du hin?" Irgendwie erweckte Nic den Anschein, als wäre er nicht auf dem Weg in sein eigenes Zimmer.

„Ich denke, wir beide haben dasselbe vor. Einen Freund besuchen, der uns brauchen könnte."

Skeptisch wanderte seine Augenbraue nach oben. Wieso wurde Nicholas bei dieser Aussage so rot? Okay, sie durften ja strenggenommen überhaupt keinen der anderen treffen. Und wenn sich Nic um seinen Teamkollegen sorgen würde, wäre er nun sicher bei George. Also ergab sich die Frage, zu welchen Fahrer Nic wollte. Aber hatte er das Recht dazu, danach zu fragen? Immerhin schlich er sich auch ungefragt im Hotel von Williams herum.

„Ich hoffe, du kannst deinen Freund aufheitern", murmelte Alex mit einem kleinen Lächeln, bevor er Nic kurz zunickte und weiter seines Weges ging. Dankbar, dass der Kanadier nicht genau wissen wollte, wieso er um diese Zeit zu George wollte, steuerte der junge Thailänder direkt das Zimmer des Jüngeren an. Wahrscheinlich würde Nicholas davon ausgehen, dass Alex ihn einfach nur als guten Freund besuchen wollte. Dass man sich auch über WhatsApp hätte austauschen können, ließ Alex außen vor. Immerhin hatte Nic nicht weiter nachgefragt. Wohl aber auch nur, weil dieser selbst heimlich herumschlich.

Zum Glück hatten George und er geistig gegenwärtig noch ihre Zimmerkarten getauscht, so dass es für Alex ein Leichtes war, in das Zimmer seines Freundes zu schlüpfen. Und wie Nic sagte schien George im Bad zu sein. Im geräumigen Wohnraum und Schlafzimmer war nichts von dem Jüngeren zu sehen, dafür hörte er ein Rauschen aus dem Badezimmer.

Die Tür zum Bad war nur angelehnt, so dass Alex diese leise öffnen konnte. Lächelnd lehnte er gegen den Rahmen, als er George vor der großen Badewanne knien sah. Sein Freund trug nur einen hauseigenen Bademantel und summte leise, während er Badezusätze in das Wasser gab.

„Zu wissen, dass du mit deinem Williams meistens so weit hinten im Feld bist, hat mir eine scheiß Angst gemacht."

Wie erwartet zuckte George heftig zusammen, griff sich kurz an die Brust, bevor er aus der Hocke kam und Alex musterte. Für einige Sekunden sah er seinen Freund böse an, bevor er die paar Schritte zu dem jungen Thailänder überbrückte und die Arme um dessen Hals legte. Fest schmiegte sich George an den vertrauten Körper, setzte kleine Küsse auf das freie Stück Haut am Hals.

„Und du sagst mir noch, dass du Angst bei meinem Unfall hattest. Die rote Flagge. Mann, wir gehen doch nicht davon aus, dass es gleich so ein schlimmer Unfall ist. Und es war so weit hinten am Ende des Feldes. Dann das Feuer. Wieso hat das gebrannt? Ich stelle mir die Frage immer wieder."

Sanft kraulte George den Nacken des Älteren, spürte, wie Alex etwas zitterte. Sein Freund sollte doch eigentlich sein Podium feiern und sich freuen, dass es das zweite Podium war. Natürlich war George nicht minder erschrocken über den Unfall gewesen, auch weil er direkt dabei gewesen war. Aus dem Augenwinkel heraus hatte er mitbekommen, dass ein Wagen ausgebrochen war und er hatte im Rückspiegel auch das Feuer gesehen.

„Romain geht es gut. Du hast doch auch seine Nachricht gesehen. Seine Finger sind verbrannt und er hat sich was gebrochen. Aber er lebt. Romain ist allein aus dem Wagen geklettert."

„Ich weiß. Aber ..." Alex konnte nicht anders, als die Arme fest, um den Rücken des Jüngeren zu legen. So fest wie es ihm möglich war, drückte er den anderen an sich. Dieser Unfall hatte ihnen wieder mal vor Augen geführt, wie gefährlich und unberechenbar ihr Sport war. Aber sie wussten alle um das Risiko, nahmen es in Kauf, um in der schnellsten Rennserie der Welt fahren zu können.

„Lass uns baden. Wir können dein Podium ein bisschen feiern und versuchen, auf andere Gedanken zu kommen. Du weißt, dass wir solch schreckliche Dinge nicht zu nah an uns heranlassen dürfen." Langsam löste George die Umarmung, legte die Hände an das Gesicht seines Freundes und zog dessen Kopf zu sich. Zärtlich küsste er den jungen Thailänder, lächelte liebevoll, als Alex den Kuss erwiderte.

„Ich habe Nic getroffen. Der schleicht auch zu irgendjemandem", gab Alex belanglos von sich, während er sich von George beim Ausziehen helfen ließ. Schnell war er all seine Klamotten los, half seinem Freund den Bademantel auszuziehen, bevor er als erstes in die Wanne kletterte und nach hinten rutschte.

„Zum Glück sind die Wannen in solchen Luxushotels besonders geräumig." Schmunzelnd ließ sich George zwischen den Beinen seines Freundes nieder, legte den Kopf auf dessen Schulter und griff nach den Händen des Halbbriten, verschränkte diese mit den seinen vor seinem Bauch. „Was für ein Wochenende. Erst dein Crash. Dann Romain. Und Lance. Mal ehrlich, der hat es gerade auch nicht einfach. Dann haut es Checho den Motor weg und du holst dein zweites Podium. Wenn wir die Crashs weglassen, war es doch ein gutes Wochenende. Selbst für mich auf P12 war es gar nicht so schlecht."

Wohlig seufzend genoss Alex das Bad, küsste George sanft den Nacken. Im Grunde hatte George recht. Max und er hatten ein Podium, wobei ihm Max' gerade nicht so wichtig war. Sein eigenes Podium fühlte sich gut an, auch wenn er dieses nur von Sergio übernommen hatte. Aber es tat so verdammt gut. All der Druck, der von allen Seiten kam, war kaum noch auszuhalten. Und ständig die Flüchtigkeitsfehler, die er machte. Von den Medien wurde er schon abgeschrieben und so wirklich gut ließ Alex das natürlich nicht fühlen. Ob sein heutiges Podium was geändert haben würde, wusste er nicht. Er wusste nur, dass er unbedingt in der Formel 1 bleiben wollte. Er wollte bei George bleiben.

„Hör auf nachzudenken. Lass uns einfach dieses Bad genießen und dankbar sein. Dankbar für alles, was wir haben. Und dafür, dass es Romain und Lance gut geht. Nächste Woche steht schon das nächste Rennen an und das wird auch nicht einfacher."

„Du hast recht. Tut mir leid. Mein Kopf ist da manchmal etwas komplizierter." Zaghaft ließ Alex seine Hand über den flachen Bauch gleiten, lächelte selig, als er die Hand weiter abwärts schob und den Innenschenkel des jungen Briten liebkoste.

„Hat Nic eigentlich was gesagt?" Es kostete George einiges an Willenskraft, um sich nicht völlig gehen zu lassen. Aber es würde ihn schon interessieren, wohin sein Teamkollege verschwunden war und ob dieser den Mund halten würde.

„Er meinte nur, dass wir beide für unsere Freunde da sein würden. Er ist dabei verdächtig rot geworden. Du hast nicht zufällig eine Idee, ob Nic am gleichen Ufer wie wir beide unterwegs ist?"

„Doch, ist er. Hat er mir selbst erzählt. Aber das war unfreiwillig, weil er ein bisschen angetrunken war und mit mir kuscheln wollte." Langsam drehte sich George in den Armen des Älteren, war wieder erfreut, wie schön es doch war, wenn Wannen so groß waren. Lächelnd legte er sich auf Alex, stöhnte leise auf, als sich ihrem Unterleib berührten.

„Kuscheln?"

„Hmm. Keine Angst. Er war traurig wegen seines Freundes. Da war wohl irgendwas. Nic hat ein bisschen die Minibar seines Zimmers geplündert. Ich weiß gar nicht mehr, wieso genau ich nach Nic geschaut hatte. Aber ich fand ihn angetrunken vor. Total verheult. Du weißt doch, dass ich so was nicht sehen kann. Also hab' ich ihn geschnappt, ins Bett gelegt und wollte auch wieder gehen. Aber da hing er schon an meinem Hals und wollte kuscheln. Wer sein Freund ist, weiß ich nicht. Aber ist es nichts passiert. Nic ist schnell eingeschlafen, nachdem er kuscheln konnte. Ihm ist das heute noch peinlich und er entschuldigt sich immer wieder, obwohl ich ihm gesagt habe, dass alles in Ordnung ist."

Es gab noch nie einen Grund, weswegen er George nicht vertrauen sollte. Sie beide führten nun schon lange genug eine Beziehung und verließen sich auf das Wort des anderen. Außerdem wusste Alex nur zu gut, dass sein Freund wirklich niemanden so leiden sehen konnte. Irgendwie ging George so ein Zustand immer sehr zu Herzen und er wollte sich darum kümmern. Wenn sein Freund also sagte, es war nur kuscheln, dann war es das auch.

„Bei Gelegenheit können wir Nic gerne einweihen. Vielleicht erzählt er, wer sein Freund ist. Aber jetzt würde ich doch irgendwie gerne eine kleine private Feier mit dir machen", gab Alex raunend von sich, während er die Hände auf den Po von George legte und diesen fester an sich drückte. Ein tiefes Stöhnen verließ seine Kehle, vermischt mit einem Stöhnen, als sich George langsam an ihm rieb.

„Dagegen habe ich nichts einzuwenden", kam es vom jungen Briten, bevor er Alex in einen leidenschaftlichen Kuss verwickelte.

Vielleicht würden sie nicht nur das Podium feiern, sondern auch das Leben und das Glück, welches über dem heutigen Rennen verweilt hatte. Auf jeden Fall würde er Alex mit jeder Faser seines Körpers kosten und spüren, fühlen und schmecken. Er würde seinem Freund zeigen, dass sie lebten.


Ende.

Den Flammen entkommenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt