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Als ich am Abend in meinem Bett lag, dachte ich über die heutigen Ereignisse nach.
Jisung und ich hatten darüber geredet, was passiert war. Wir hatten uns sehr lange unterhalten. Schließlich hatte ich ihm gestanden, dass ich ihn mochte. Anschließend hatte Jisung mir gebeichtet, dass er diese Gefühle erwiderte. Dennoch hatte ich Zweifel. Was würde wohl passieren, wenn es scheiterte? Unsere Freundschaft könnte daran kaputt gehen. Zudem hatte ich Angst. Angst darum, was meine Eltern tun würden, wenn sie es herausfinden. Mir war es egal, ob sie mich rausschmissen, aber was wäre, wenn sie sich Jisung vornehmen würden? Das könnte ich mir nicht verzeihen.
Jisung war da optimistischer gewesen. Schließlich hatte ich nachgegeben; ich hatte mich darauf eingelassen. Ab heute dateten wir uns. Natürlich war ich glücklich darüber. Aber ich hatte so viel Angst.
Ich drehte mich auf die linke Seite und schlief ein.

Mein Wecker riss mich aus dem Schlaf. Mit müden Augen stand ich langsam auf und machte mich im Schneckentempo fertig. Schließlich verließ ich mein Zimmer und trottete ins Esszimmer, wo meine Eltern bereits frühstückten. Und als ich mich dazu saß, wurde nicht gefragt, wo ich über das Wochenende war. Das taten sie nie, es interessierte sie schlichtweg nicht. Ich wusste nicht, ob ich das als positiv auffassen sollte oder negativ.
Appa las Zeitung und Eomma irgendeine Zeitschrift über Kosmetikartikel. Nach paar Minuten schaute sie auf und schenkte mir ein kleines Lächeln.
"Hier", sagte Eomma und reichte mir die Zeitschrift. "Da sind eine Menge Skincare Artikel drinnen. Du solltest auf deine Haut achten."
Ich rollte mit den Augen. Sie müsste eigentlich genau wissen, dass ich schon genügend solcher Produkte hatte.
"Eomma, ich mache jeden Tag meine Skincare Routine", sagte ich genervt.
"Das weiß ich, Minho, honey, aber es gibt weitaus bessere Produkte", erwiderte sie dann. Ich verdrehte abermals meine Augen.
"Ist das nicht meine Sache?", sagte ich. Mein Appetit war mal wieder vergangen. Ohne noch ein Wort zu sagen, stand ich auf und machte mich auf den Weg zur Schule. Eomma wollte nur, dass ich attraktiv genug aussah für ihre dummen, arroganten und oberflächlichen Freunde. Und ich wusste nicht einmal, ob das richtige Freunde waren. Ich war wieder so richtig angepisst von meinen Eltern.
Deswegen war ich glücklich, als ich Jisung am Schultor sah.
"Minho!!", rief Jisung und umarmte mich stürmisch. Ich musste lächeln. Er war einfach so süß. Doch meine gute Stimmung wurde wieder zerstört, als ich im Augenwinkel sah, dass mehrere Schüler uns angewidert musterten. Ich entriss mich Jisungs Umarmung und lief diesen Schülern hinterher.
"Ya!!", schrie ich sie an. Sie drehten sich um und sahen mich von oben bis unten an. "Ist es so ungewöhnlich, dass sich zwei Jungs oder Männer mögen?!" Ich war wütend. So richtig wütend.
Aus dem Augenwinkel konnte ich sehen, dass Jisung nun neben mir stand.
Ein Schüler, der Jung Woo hieß, von der Fünfergruppe kam näher auf mich zu.
"Es ist einfach widerlich", sagte er und schubste mich dabei, indem er mich unsanft an der Schulter packte.
"Daran ist gar nichts widerlich, du Arschloch", erwiderte ich mit erhobener Stimme und schlug ihm direkt ins Gesicht. Dies ließ sich Jung Woo nicht gefallen und schlug ebenfalls zu. Obwohl ich mein Gleichgewicht verdammt gut halten konnte, fiel ich hin. Dabei schrie Jisung auf. Sofort kniete er sich zu mir hinunter.
"Minho!", sagte er. "Gehts dir gut?"
Ich nickte nur. Die fünf Schüler lachten aus voller Kehle. Einer davon nahm sein Handy heraus und machte vermutlich ein Foto oder ein Video. Dann verzogen sie sich in Richtung Schule. Ich starrte ihnen wütend hinterher.
Jisung stand auf und half mir anschließend auf die Beine. Wir gingen ins Schulgebäude und suchten dort die Toiletten auf. Ich wollte nicht zur Krankenstation. Rasch säuberte ich die Wunden und Jisung klebte mir Pflaster drauf, die ich so oder so immer dabei hatte. Anschließend gingen wir ins Klassenzimmer.

Forbidden LoveWo Geschichten leben. Entdecke jetzt