Kapitel 2

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Wie jeden Morgen klingelte mein Wecker pünktlich um 6:15 Uhr. Wütend schlug ich im Halbschlaf auf die Snooze-Taste um das penetrante Piepgeräusch zu beenden und drehte mich auf die andere Seite, um noch ein bisschen Schlaf zu bekommen. Keine viertel Stunde später stand jedoch meine Mutter im Raum, die Gesichtszüge sanft wie die Stimme die gleich darauf zu mir sagte: "Ava? Ava, Schatz, es ist Zeit."

Mit murren machte ich mich auf ins angrenzende Bad um schnell unter die Dusche zu springen und meine brünetten Haare zum Zopf zu flechten. Was meine morgendliche Routine angeht mache ich nicht viel, mir reicht eine Dusche, ein wenig Makeup und natürlich Zähne putzen. Statt gemütlich mit meiner Mutter zu frühstücken entschied ich mich dazu lieber alles mitzunehmen und auf dem Weg zu Essen, denn da ich zur Schule laufen muss, habe ich auf den Weg genügend Zeit dafür.

Schon auf dem Weg zur Schule machten sich bei mir Zweifel breit, was den Tag betrifft. Das Vibrieren meines Handys riss mich aus dem Gedankenkonflikt zwischen zur Schule gehen oder einfach wieder abhauen- Nach Hause und ins Bett. Eine Nachricht von meiner besten Freundin Sarah.
"Du bist auf dem besten Weg, wieder zu spät zu kommen. Wag es dich ja nicht, hier nicht aufzutauchen!"

Damit hatte sich meine Entscheidug dann wohl erübrigt. Seufzend ging ich mit schnellen Schritten richtung Haupteingang der Schule, wo Sarah schon auf mich wartete.
"Bevor du irgendetwas sagst, Ava, lass mich was erzählen. Ich weiß du wirst mich hassen aber ich habe heute ein Date mit Keeagan! MIT KEEGAN, KANNST DU DAS FASSEN?"
Das einzige was ich zu diesem Zeitpunkt nicht fassen konnte war, dass ihre Stimmlage etwa drei Oktaven höher war als üblich, sodass ich mir fast die Ohren zuhalten musste. Sie war allerdings noch nicht fertig, denn die Worte strömten aus ihrem Mund wie ein Wasserfall.
"Jedenfalls OH-MEIN-GOTT Ich bin so aufgeregt , was soll ich denn anziehen damit er mich nicht für komplett unattraktiv hält und viel wichtiger, gehst du mit zu dem Trip? Das wird der Hammer!"
Ich stutzte.
Zwischen all dem Keegan-Gequatsche war doch tatsächlich auch was sinnvolles bei rumgekommen.
"Was für ein Tripp denn? Ich weiß nichts von irgendeinem Trip."
Sarahs Gesichtszüge entglitten ihr für einen Moment.
"Äh.. Trip? Was für ein Trip, hörst du mir überhaupt zu oder bist du taub von deiner ganzen Musik die du Nachts hörst?" Angesichts der Tatsache, dass Sarahs Künste im Lügen gleich Null waren und sie das ganze stotterte als wären es ihre ersten Worte überhaupt musste ich laut loslachen.
"Du bist so gut im Lügen, das ist unglaublich. Jetzt schieß los, was für ein Trip?"
Sie sah mich motzig an und sagte: "Überhaupt kein Trip und jetzt sag mir lieber was ich zu meinem Date mit Keegan anziehen soll!"
Da ging die Wut mit mir durch. Ich hasse es, wenn man versucht, Sachen vor mir geheim zu halten.
"Sarah, erstens ist Keegan genau so dumm wie sein Name klingt und Zweitens gehst du am besten nackt, der will eh nur das eine,daür ist er ja bekannt, dann ist das ganze Theater auch schnell wieder vorbei. Schönen Tag noch." Mit diesen Worten machte ich mich wütend auf in meinen Gesichtsunterricht. Sollte sie doch mit Keegan ausgehen, sie würde selbst sehen wie das ganze ausgehen würde und außerdem will sowas doch eh niemand hören. Liebe ist sowieso unnötig und einfach nur nervig.
Sarah sah ich an diesem Schultag kein einziges Mal mehr. Sie hatte es geschafft sich schmollend vor mir zu verstecken.

Der Tag hatte sich ingesamt gezogen wie Kaugummi und umso glücklicher war ich, als ich nach meinem Fußmarsch endlich die Türklinke ins Haus hinunter drücken konnte und mir der Duft eines göttlichen Mittagessens in die Nase strömte.
"Mama? Ich bin wieder da!", rief ich ins Haus. Einen Augenblick später tauchte ihr brünetter Schopf im Türrahmen zur Küche auf.
"Hallo Ava, setz dich schon mal, Essen ist gleich so weit"
Wie von mit verlangt setzte ich mich an den (Wenn ich das hier mal anmerken darf: Viel zu Großen) Esstisch und wartete bis meine Mutter mit zwei Tellern Pasta an den Tisch kam.
Wir führten gerade eine hitzige Mutter-Tochter-Debatte über die Notwendigkeit zur Schule zu gehen als ich beschloss sie mit Sarahs Nachricht von dem Trip zu konfrontieren.
"Mama? Wann wolltest du mir eigentlich von dem Trip nach wohin-auch-immer erzählen?"
Der Schock war kurz in ihrem Gesicht zu sehen aber -typisch für alle Mütter dieser Welt- fing sie sich schnell genug wieder, bereit um mit mir zu diskutieren.
"Wann ich dir davon erzählen wollte? Eigentlich gar nicht, einen Tag davor vielleicht. Wir fliegen nach Miami zu Dad. Wenn ich 'Wir' sage, dann meine ich auch WIR. Du wirst mitkommen, darüber brauchen wir gar nicht zu diskutieren. Die Flüge sind schon gebucht, wir fliegen Anfang der Ferien für zweienhalb Wochen, sodass du noch eine halbe Woche hier Zuhause hast."

Ich war wütend, wollte schreien, gleichzeitig war ich aber auch schokiert über meine Mutter. Sie war sonst die liebevolle, einfühlsame Person, die sich arum sorgte, dass es einem gut ging. Jetzt gerade, in diesem Augenblick war sie so forsch und kalt, wie eine 44-Jährige alleinerziehende Singlefrau, die sie nunmal war.
"Wieso tust du das? Du weißt doch, dass ich nicht rausgehe." Meine Stimme war heiser und gebrochen, man konnte mir anhören, was sich in mir, tief drinnen, gerade abspielte. Die Tränen schossen mir in die Augen. Ich war heillos überfordert damit, mein Zuhause verlassen zu müssen, wo ich sicher war, vor all den Menschen und dem Sozialen Leben, das ich nicht führen wollte.
Die Gesichtszüge meiner Mutter wurden wieder weich und sie legte ihre Hand auf meine.
"Ava. Du bist 16 Jahre alt und hast dich dazu entschlossen, ein Leben in Isolation zu führen. Ich kann und will das als Mutter nicht sehen, wie es mit dir bergab geht. Manchmal muss man in den sauren Apfel beißen, damit die Schokolade wieder schmeckt. Dich darauf vorzubereiten hätte nichts gebracht, ich musste dich in gewisser Weise ins kalte Wasser schmeißen, damit du endlich hier raus kommst. Du bist viel zu schön um ewig traurig zu sein, Ava. Das hast du nicht verdient. Du wirst in Miami dein Leben leben. Hab Spaß, tu was gutes für Dich. Du hast die Möglichkeit alles zu vergessen, was dich hier plagt. Lern endlich deinen Halbbruder kennen und leb ein Leben, wie es einem Teenie würdig ist."
Damit war unser Gespräch vorbei. Die Tränen strömten über mein Gesicht und ich lief nach oben in mein Zimmer um ein wenig runter zu kommen und um mich bei Sarah zu entschuldigen. Obwohl ich nichts von Menschen hielt waren mir das Verhältnis zu Sarah und Mum zu wichtig um im Streit zu verbleiben.

"Hey. Ich gehe mit auf den Trip, nur damit du's weißt. Ich versteh schon, wenn du sauer bist, hab mich echt blöd benommen.. Du kennst meine Einstellung zur Liebe ja. Jedenfalls wünsche ich dir viel Erfolg beim Date, auch wenn ich Keegan immer noch für nen Idioten halte. Zieh übrigens das blaue Kleid an, damit kann man nicht falsch liegen, außer du frierst schnell hahahaha.
Ich liebe dich nach wie vor."

Kurz darauf rief sie mich per Handy an um mir zu sagen dass ich ein grießgrämiger Idiot bin, sie mich aber trotzdem lieben würde. Die Idee mit dem Kleid fand sie super, aber am meisten ist sie wegen dem Trip ausgerastet, Sie hat sich wirklich noch mehr gefreut als Ich mich, wenn ich Nachts auf coole neue Künstler stoße.

Ich beschloss den Rest des Tages damit zu verbringen Netflix zu schauen, bis meine heiß geliebte Nacht herein brechen würde und endlich alles wieder still um mich werden würde..


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Hey! :) Das erste Kapitel war ja ziemlich kurz, hoffe das hier ist von der Länge her okay .. Wie findet ihr es bis hierher?
Feedback wäre super! Wenn ihr Anregungen habt, was den Verlauf der Geschichte betrifft, könnt ihr das gern loswerden, ich freu mich über alles! :)

Ava || Nash Grier FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt