Kapitel 8

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Im Lokal sagte ich, trotz der Blicke und Fragen meiner Eltern, wenig, ehe wir gingen.  Die Fahrt durchs dunkle Miami bis hin zu unserem Haus erschien mir, dank meiner verträumten Gedanken, schon fast magisch.  Überall waren Lichter zu sehen,  egal ob Rot Oder Gelb, bunte Reklametafeln, erleuchtete Hotelzimmer, alles schien hier bei Nacht zu leben.

Eine ganz andere Welt, als die, die ich kannte.

Hier war die Dunkelheit nicht mehr dunkel, die Nacht war nicht still, sondern laut.

Ich glaubte zu ahnen, dass man den Alkohol der Partynächte hier bestimmt in der Luft riechen könnte.

Hier war meine Nacht keine Nacht.. Hier war sie so fremd, so anders..  So eklig.

Nachdem ich mich Zuhause Bettfertig hergerichtet und umgezogen hatte,  legte ich mich auf das Bett.

Die Gedanken kreisten in meinem Kopf. 

Die Stimmen wurden laut.

Egal wie sehr ich mich drehte und wendete, es half nichts.

Aus meinem Kopf würde ich nicht ausbrechen können,  egal wie sehr ich es versuchte.

Wie ich mich so wand,  fiel mein Blick auf das lederne Notizheftchen, das ich mir mitgenommen hatte und entschied, dass es mal wieder gut sein könnte,  etwas hineinzuschreiben, auch wenn es mir nie leicht von der Hand ging, meine Gefühle sichtbar auf Papier zu bringen.

Trotzdem machte ich es mir so gemütlich wie irgend möglich und fing an zu schreiben :

"Mit Mama nach Miami gereist, zu Papa. Wir haben,  trotz aller Ängste und Vorurteile, gut miteinander gesprochen und uns recht schnell "angefreundet"... Heute Abend waren wir drei zusammen Essen.
Ich kann mich nicht beklagen, es war wirklich ziemlich schön... Aber die Tatsache, dass meine Eltern sich so blendend verstehen und es zwischen ihnen knistert ist.. Gewöhnungsbedürftig.
Außerdem habe ich einen Jungen kennengelernt :) Sein Name ist Nash, wir haben im Restaurant Bekanntschaft geschlossen und er hat mich sogar nach einem Date gefragt!  Abgesehen davon, dass Liebe und Ich keine Freunde sind, bin ich noch am überlegen,  ob ich ihn wirklich anrufe.
Was, wenn das mit uns passt? 
Ich weiß weder wo er herkommt (hier aus Miami nämlich nicht.),  noch, was er von mir halten würde, wenn er wüsste,  wie ich wirklich bin.
Niemand will eine Immertraurige Freundin. Keiner wird mich so wollen.
Jemand wie er braucht niemanden wie mich mit ihren Depressionen. 
Ich bin nicht gut genug. War ich nie.
Werde ich auch nie sein.
Egal wie sehr ich mich bemühen werde, ich werde ihm niemals gerecht werden können. Er wird nie so viel für mich empfinden können und ich werde ihm nie die Liebe geben, die ihm eine andere geben würde.   Ich weiß nicht, wie ich mit ihm umgehen soll. Erfahrungen mit Jungs oder Liebe generell habe ich ja null.  Null. Zero. Nada.
Und er ist eher so'n Frauenheld.
Ich werde mit Sarah darüber sprechen,  allerdings weiß ich nicht, ob mir das in meiner Unbeholfenheit helfen kann."

Ich klappte das Buch zu und hielt kurz inne.

Wieso machte ich mir überhaupt Sorgen?  Das wird eh nichts werden, ich habe genügend Probleme mit mir selbst.

Nicht einmal anrufen werde ich Ihn.

Ava || Nash Grier FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt