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Ich bin jetzt eine Woche wieder zu Hause, die ersten Tage waren schlimm, den ersten Tag hab ich nur geschlafen, die nächsten Tage habe ich in meinem Haus verbracht. Bei jedem geräusch bin ich in angriffstellung gegangen, jederzeit bereit mich zu verteidigen. Eldar meinte ich soll etwas raus gehen, frische Luft schnappen. Ich bin angespannt, hinter jedem Busch und jedem Baum vermute ich einen Angreifer. Heute will ich mich mit den Kindern ablenken, sie haben mir immer so viel Freude bereitet. Da Eldar jetzt mehr Zeit beim Alpha verbringen muss, bin ich alleine, mal wieder. Ja Eldar, er ist da aber auch wieder nicht, er gibt mir Küsse, auf die Stirn, auf den Kopf, aber nicht auf den Mund, er nimmt mich in den Arm, aber fast mich nicht an. Ich komme gerade an einer Gruppe von Frauen vorbei, "oh, er ist ja so ein toller Mann, das könnt ihr euch nicht vorstellen, gestern Nacht war so schön, er war bis spät in die Nacht bei mir." Schwärmt die eine von der Gruppe, ich kenne immer noch nicht alle aus dem Rudel, darum gehe ich einfach weiter, eine andere aus der Gruppe wirft mir seltsame Blicke zu, komisch. Ich gehe weiter, zum Kindergarten, ich liebe Kinder. Die Kinder können mich wirklich ablenken, ich gehe etwas früher raus, auf dem Platz vor dem Gebäude sehe ich Eldar, ich will gerade auf ihn zu gehen, da sehe ich frauen Hände, die ihn Umarmen, es ist die Frau von heute morgen, die so am schwärmen war von der letzten Nacht. "Wir müssen das unbedingt wiederholen" höre ich sie sagen, "Ja auf jedenfall" erwieder Eldar. Zutiefst erschüttert von den Worten wende ich mich ab, aus den Augenwinkel sehe ich Cindy die auf uns zu kommt, ich aber schüttel meinen Kopf, drehe mich um und renne in den Wald. Ziehe mich aus und verwandel mich, ich habe mich schon zu lange nicht mehr verwandelt. Es tut gut, der Wind in meinem Fell. Ich sprinnte einfach, einfach gerade aus, bis ich in einen trab verfalle und dann einfach stehen bleibe. Ich gucke in die Ferne, mir ist nicht bewusst das ich an einer Klippe stehe. Ich lege mich in das Gras und schließe meine Augen, die ersten Tränen laufen aus meinen Augen, ich rolle mich zu einer Kugel zusammen, meine Rute ganz dicht an mir dran, meinem Kopf verstecke ich unter meinen Pfoten. Meine Gedanken überschlagen sich. Mein Mate hat eine andere Frau, er kann es nicht ertragen, er kann mich nicht mehr ertragen. Aber ich verstehe das, ich ertrage es auch nicht zu wissen das er in den Armen einer anderen ist, mit ihr all das macht was er mit mir gemacht hat, glücklich ist. Die tränen laufen immer weiter, ich rolle mich noch mehr zusammen. Ich kann nicht mehr, ich habe so lange gekämpft, gekämpft für ein klein bisschen Frieden. Ich wollte nur in Frieden leben, ich wollte nie Reichtum, Macht oder sonst was, nur Ruhe und Frieden. Aber das scheint mir nicht gegönnt zu sein, warum sollte ich noch weiter kämpfen, wofür, ich habe nichts mehr. Ich bin froh das ich wenigstens etwas von den glücklichen Tagen abbekommen habe, etwas vom Glück, aber alles hat sein Ende. Ich habe einfach keine Kraft mehr, es ist zu viel passiert, mir ist zu viel passiert, ohne ihn kann ich einfach nicht mehr leben, will ich nicht mehr leben. Sollte ich nach Hause gehen, ach wofür, ich bleibe einfach hier liegen, mich stört es nicht. Mein Herz tut so weh, meine Brust wird immer enger. Warum passiert mir das alles, wieviel Leid soll ich noch ertragen bis ich Frieden finde, Frieden, der Tot ist friedlich, glaube ich, hoffe ich. Ich hebe meinen Kopf und gucke wieder in den Himmel, es ist bereits dunkel und der Mond geht auf, der Mond ist so wunderschön. Meine Augen werden immer schwerer, ich drehe meinen Kopf wieder zu meinem Bauch, Kugel mich wieder zusammen, die Traurigkeit ist tief in mir, ich kann sie nicht abschütteln und so schlafe ich ein. Ein knacken weckt mich, verschlafen gucke ich mich um, sehe aber nichts, also schließe ich wieder meine Augen, mir ist es aber auch irgendwie egal, ob da einer ist oder nicht. Ich habe aufgegeben, es gibt nichts mehr worum es sich zu kämpfen lohnt. Ich bin gerade dabei wieder einzuschlafen, ein erneutes knacken, ich bleibe einfach wie ich bin, zusammen gekugelt und die Augen geschlossen. Ich bin müde, so unendlich müde. Etwas legt sich hinter mich, nein nicht etwas jemand, Eldar. Ich rege mich kein Stück, **"hey kleine, ich hab mir Sorgen gemacht, ich wollte dich abholen, aber du warst nicht da."** ich reagiere immer noch nicht, ich kann nicht. **" ist alles in Ordnung? "** **" ich bin müde"** gebe ich schlapp zurück **" na dann komm, wir gehen nach Hause"** Eldar steht wieder auf, ich aber bleibe liegen, rege mich immer noch nicht. **"geh du schon mal"** ich merke den Blick von ihm auf mir, **" nein, ich werde hier nicht ohne dich weg gehen"**. Damit legt er sich wieder hinter mich, ich merke seine Wärme, die wärme die mich sonst immer umhüllt hat, sie erreicht mich nicht mehr, kommt nicht gegen die Dunkelheit und die Trauer an. Ich nehme war das der Alpha und die Luna auch gekommen sind, aber selbst bei ihnen finde ich nicht die Kraft mich zu erheben. **"Alpha, Luna ich danke euch für alles was ihr für mich getan habt, das ihr mir geholfen habt. Ich bin so müde, so unendlich müde."** **"Esmeralda, ich kann verstehen das du müde bist, komm wir gehen nach Hause!"** höre ich die Luna, **"verzeiht mir Luna, aber ich bin müde von meinem Leben, ich kann einfach nicht mehr. Ich habe keine Kraft weiter zu machen, es geht einfach nicht mehr. Mein Mate hat schon Ersatz gefunden, darum ist es Zeit für mich zu gehen. Ich bin euch so unendlich dankbar, das ihr mich so Herzlich aufgenommen habt."** nach meinen Worten zieht sie scharf die Luft ein, dann folgt ein Knurren das so bedrohlich ist. Eldar bewegt sich von mir weg, dann merke ich Hände an meinem großen Kopf. "Esmeralda, bitte sieh mich an, bitte, du hast das Rudel so bereichert, wir können nicht auf dich verzichten, wir brauchen dich, die Kinder brauchen dich." Sie streichelt mir über den Kopf, einzelne Tränen laufen mir aus den Augen, aber sie bleiben zu, ich kann einfach nicht. Sie steht auf und geht von mir weg, "was hast du getan, was hast du mit ihr gemacht, das sie so am Ende ist, das sie gehen will?" Schreit die Luna, geschockte laute sind zu hören, Schritte die sich weiter von mir entfernen, dumpfe Schläge sind zu hören. Schluchzer von der Luna, gebrumme von Männern. Ich muss hier weg, ich will kein Leid mehr hören, ertragen oder verursachen. Mit wackeligen Beinen stehe ich auf. Ich wanke gewaltig, bei jedem Schritt den ich mache, ich kann nur verschwommen sehen, deshalb sehe ich nicht wo ich hingehe, ich stolpere, falle hin, ich höre schreie hinter mir, ich achte nicht darauf, versuche wieder aufzustehen um weiter zu gehen. Dann rutsche ich, meine Pfoten rutschen einfach weg, ich lasse es geschehen, plötzlich spüre ich einen Biss in meinem Nacken, ich werde hoch gehoben, dann Schlingen sich Arme um meinen Wolfskörper und es wird geschluchzt und geweint. Eldar weint.

Die OmegaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt