Kapitel 2

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Am nächsten Tag:

Ellen und Wölffchen wachten im Bett auf. Aufgrund der Tatsache, dass sie bis auf Jacke und Schuhe noch alles anhatten, ist anzunehmen, dass nichts weiter passiert war. Julian schlief auf der Couch. Ursprünglich wollte er sich zu Wölffchen ins Bett legen, doch als er feststellte, dass Ellen und Wölffchen bereits tief und fest aneinander gekuschelt schliefen, noch ehe er die Schuhe ausgezogen hatte, entschied er sich zwangsläufig für das harte Sofa. Plötzlich klingelte Ellens Handy. Augenblicklich saß sie kerzengerade auf dem Bett und zog hastig die Decke weg, was zur Folge hatte, dass Wölffchen schlagartig aus dem Bett katapultiert wurde und ungebremst auf den Boden krachte. Vom dumpfen Aufschlag wurde schließlich auch Julian wach.
"Wie, was?! Erdbeben?", schrak er hoch.
"Ja, sagt mal, habt ihr sie denn noch alle? Hat man denn nicht mal am frühen Morgen seine Ruhe?!", motzte das Wölffchen.
"Mein Handy hat geklingelt", sagte Ellen unschuldig, wie ein Engel.
"Das ist aber noch lange kein Grund, mich aus dem Bett zu schmeißen!"
"Meine Güte, mit euch hat man auch nie eine ruhige Minute.", seufzte Julian unterdessen genervt, während er zur Küche schlurfte.
"Ich mach mir erstmal schnell einen Kaffee, ehe Ellen die Maschine wieder zerstört."
"Hey! Ich habe sie nicht kaputt gemacht! Wie oft noch!"
"Leute! Hört auf zu streiten!", meckerte Wölffchen.
"Möchte sonst noch jemand Kaffee?", frage Julian.
"Ja ich bitte. Und ich glaube Ellen möchte auch einen?"
"Ich würde auch einen nehmen", sagte Ellen.
Somit ging Julian in die Küche und machte dreimal Kaffee. Wölffchen saß derweil mit Ellen auf dem Sofa.
"Sag mal, wer hat dich eigentlich vorhin angerufen?"
"Oh scheiße. Ich habe es vorhin dann stumm gestellt. Ich schaue schnell nach." Ellen holte ihr Handy und schaute nach.
"Komisch. Warum hat mich Emely 25 mal angerufen und Quirin 13 mal?"
"Mhh. Ich habe keine Ahnung. Das ist komisch."
"Was ist komisch?" Julian kam gerade mit einem Tablett, auf dem drei Tassen Kaffee standen. Er stellte das Tablett auf den kleinen Tisch, der vor dem Sofa stand.
"Emely und Quirin haben mich oft angerufen.", sagte Ellen. Julian holte sein Handy aus seiner Jackentasche, die an dem Kleiderhaken neben der Tür hang. Er schaute drauf. Auch bei ihm hatte Emely oft angerufen.
"Bei mir wurde auch oft angerufen. Nur mit dem Unterschied das es nur Emely war. Quirin würde ja auch nicht mal im Traum einfallen, mich anrufen."
Genau in diesem Moment klingelte Ellens Handy wieder. Quirin rief an.
"Ich geh mal ran. Hallo?"
"Endlich wir haben dich versucht zu erreichen....."
Im Hintergrund hörte man aufgeregt Emely murmeln: "Quirin! Ist da Ellen? Hast du sie erreicht?"
"Ja, psst jetzt."
"Nein! Wir haben nämlich versucht sie UND JULIAN zu erreichen und nicht nur Ellen! Gib mir das Telefon!"
"Nein. Sei doch mal leise und hör auf..." bevor Quirin weiterreden konnte, hatte ihm Emely das Telefon aus der Hand gerissen.
"Ellen?", fragte Emely neugierig.
"Ja?", antwortete Ellen.
"Ist Julian bei dir?"
"Ja? Warum habt ihr so oft angerufen?"
"Warum, habt ihr überhaupt Angerufen? Ich wurde wegen euch aus dem Bett katapultiert!", schrie das Wölffchen dazwischen.
"Ellen? Wer ist das? Ist das der, von dem du mir erzählt hast?"
"Ja. Was ist den überhaupt los?"
"Ja, wo bleibt ihr? Der Chef möchte schon ein Suchtrupp für euch aufgeben."
"Was? Wie viel Uhr haben wir den?"
"Ellen. Wir haben schon 14.29. Wir haben in 3 Stunden schon wieder Feierabend...."
"Scheiße..."
"Wo seid ihr denn?"
"Es wurde gestern noch sehr lange. Wir sind bei Wölffchen."
"Na, gab es dann einen sportlichen Abend?"
"Was, wieso denn sportlich?! Hat sie einen Neuen, oder was?!", quengelte Quirin dazwischen.
"Das geht doch dich nichts an. Kann kann dir doch egal sein.", entgegnete Emely.
"Kommen die jetzt mal endlich her?!", meckerte Quirin.
"Sag Emely mal, sie soll dem Quirin sagen, dass er mal chillen soll", warf Julian ein.
"Julian sagt, du sollst mal Chillen."
"Sag dem Julian mal lieber, dass er seinen Arsch hier her schwingen soll!"
"Emmy? Wir sind in 10 Minuten da.", durchschnitt Ellen schließlich den Streit.
"Okay. Bis gleich.", sagte Emely und legte auf. Im Hintergrund hört mal Quirin noch kurz schreien.
"Darf ich wenigstens noch meinen Kaffee trinken?", fragte Julian entnervt.
"Nein! Wir haben schon mehr als verschlafen!", sagte Ellen.
"Julian, ich habe doch diese Coffee-to-Go-Becher von euch mal bekommen. Du kannst dir einen ausleihen.", sagte Wölffchen.
"Ok, cool danke.", sagte Julian ging in die Küche und schenkte sein Lieblingsgetränk um. Im Anschluss schlüpfte er in seine Jacke und trottete zur Tür.
"Also dann, lasst uns gehen.", grummelte er.
Ellen und Wölffchen zögerten noch einen Moment.
"Was ist denn los? Ich dachte ihr wollt so ganz dringend los.", sagte Julian mit Druck. Wölffchen zog einen Schlüssel aus der Schublade und übergab ihn Ellen.
"Pass gut darauf auf."
"Können wir jetzt los?", sagte Julian. Beide nickten. Ellen und Wölffchen zogen sich beide die Jacken an. Alle drei gingen aus der Haustür und Wölffchen schloss hinter ihnen zu.
"Du hast den Schlüssel?", fragte er vorsichtshalber.
"Ähh, ja. Du hast mir den gerade erst gegeben", lachte Ellen.
"Ich wollte nur sichergehen."
Alle drei liefen in Richtung des großen Gebäude Stillschweigen. Bis Julian die Stille unterbricht.
"Sagt mal, was geht denn eigentlich heute Abend so? Irgendwelche Pläne, denen man sich anschließen könnte?"
"Ellen kocht, weil sie doch 2 Stunden früher als ich Schluss hat. Komm doch dazu!"
"Ach, ich lasse euch lieber mal alleine.", winkte Julian ab.
"Ist doch kein Problem. Du kannst gerne mit essen", versicherte ihm seine Kollegin.
"Okay. Dann komme ich gerne. Ab wann wärst du denn zu Hause, Wölffchen?"
"Bin ab 9 wieder zu Hause. Ihr habt ja eh bald wieder Feierabend", lachte Wölffchen.
"Hahaha. Dass ich nicht lache. Wer kam denn auf die glorreiche Idee, sich unter der Woche zuzusaufen und dennoch zu versichern, rechtzeitig aufzustehen?", seufzte Julian. Es trat Stille ein. Am Eingang des Gebäudes trennen sich die Wege der drei. Wölffchen verabschiedete sich und gab Ellen noch einen kurzen Kuss, bevor sie schließlich ihrer eigenen Wege gingen.
"Sag mal. Was ist das eigentlich zwischen dir und Wölffchen."
"Ich glaube, du dürftest mittlerweile wissen, was das zwischen uns ist!"
"Dürfte ich das?", fragte Julian, während sie bereits auf den Eingang des Bürogebäudes zuschlenderten, vor dem bereits der ungeduldige Quirin wartete. Mit verschränkten Armen und tippelndem Fuß fokussierte er seine heranschreitenden Kollegen
"Ich sag nur: Gestern Abend..."
"Ach ja, was war denn gestern Abend?!", entgegnete Quirin harsch.
Ellen blickte verdutzt zu ihm.
"Tja, das wüsstest du wohl gern.", sagte sie mit erhobener Nase und schlenderte lässig an ihm vorbei. Quirins Blick schnellte wissbegierig zu Julian.
"Was war gestern Abend?!"
Doch auch Julian schlenderte mit derselben Attitüde an Quirin vorbei und säuselte:
"Tja, das wüsstest du wohl gern."
Quirin schaute den beiden kurzweilig perplex hinterher, ehe er ihnen nachrannte.
"Sag mal, wollt ihr mich eigentlich verarschen?! Bleibt gefälligst hier und sagt mir, was gestern Abend war!" Julian und Ellen schritten an Emelys Büro vorbei in Richtung ihres eigenen. Unlängst hinter ihnen war Quirin flinken Schrittes zu erkennen. Urplötzlich schwang jedoch unerwartet Emelys Bürotür auf und stoppte Quirin mit einem ungebremsten Schlag.
"Was zum Teufel ist denn hier los?!", brüllte Emely aufgebracht.
"Aua! Meine Nase... Ja, spinnst du denn!"
Emely schaute schockiert hinter die Tür und erkannte ihren zurücktaumelnden Kollegen.
"Warum springst du denn auch hinter unserer Bürotür herum?!", zeterte Emely.
"Die beiden Flachpfeifen da hinten wollen mir nicht sagen, was sie gestern Abend gemacht haben und wieso sie viel zu spät sind!"
"Ich bezweifle, dass das so unglaublich interessant ist! Jetzt beweg dein Arsch an deinen Schreibtisch und gib Ruhe!"
Widerwillig kam Quirin der Aufforderung nach, während Julian und Ellen bereits nicht mehr zu sehen waren.
Stattdessen hörte man aus deren Büro lediglich lauthalses Lachen.
"Hast du sein Gesicht gesehen?", lachte Julian.
"Ja. Einfach zum Brüllen. Ich liebe Emely für ihre Art einfach.", lachte auch Ellen.
"Ich dachte, du liebst das Wölffchen." kicherte Julian.
"Ha. Ha. Ha. Du weißt was ich meine."
"Weiß ich das?"
"Stell dich nicht so an. Außerdem müssen wir doch noch zu Emely und Quirin. Ich denke allerdings, wir sollten noch einen Augenblick warten, bis der sich wieder beruhigt hat.", sagte Ellen schmunzelnd.
"Warum nicht? Der macht doch nichts. Emely züchtigt ihn doch schon. Sie hat ihn völlig unter Kontrolle", erwiderte Julian.
"Stimmt. Na gut, dann lass uns unser Glück mal versuchen. Die wollen vermutlich nicht umsonst mit uns reden."
"Wahrscheinlich nicht. Also, los." sagte Julian. Gesagt. Getan. Julian und Ellen gingen aus ihrem Büro hinaus und klopften wenig später an der Bürotür ihrer Kollegen. Ein kurzes "Herein" von Emely und beide traten ein. Emely machte sich gerade Kaffee und Quirin an seinem Platz, mit einem Kühlakku an die Nase gedrückt.
"Ach, da seid ihr ja endlich. Es gab da gerade so einen Vorfall mit Quirin und unsere Bürotür. Ich habe es immer gewusst, die zwei verstehen sich einfach nicht", sagte Emely, während sie in ihren Kaffee schaute.
"Tja, der Quirin ist halt so ein richtiges Türgesicht.", entgegnete Julian mit zynischem Unterton.
"Und du bist ein richtiges Arschgesicht!", warf Quirin wütend zurück.
"Och, Leute! Nicht schon wieder! Könnt ihr euch nicht ein einziges Mal zusammenreißen und vernünftig arbeiten?!", ertönte es schließlich von ihrer Kollegin Emely.
"Ich arbeite jeden Tag 9 Stunden vernünftig! Ganz im Gegensatz zu Herrn Faulenzer da drüben!" Quirin zeigte auf den unbeeindruckten Julian.
"Ich arbeite auch den ganzen Tag, falls es dir nicht aufgefallen ist!", sprach er gelangweilt.
"Ach ja? Das nennst du arbeiten? So, wie du arbeitest, möchte ich gern mal Urlaub machen!"
"Tja, wenn man ständig gegen Türen läuft, kann einem schon mal die Sicht verschwimmen!"
"Wenigstens erkenne ich die Türen noch und steige nicht jeden Morgen durchs Fenster ins Büro!"
"Um jetzt endlich mal zum Wesentlichen zu kommen: Wir haben da zur Zeit ein kleines Problem mit einem Fall. Uns fehlen die Anhaltspunkte und wir wären euch sehr verbunden, wenn ihr uns bei der Klärung helfen würdet!", erklärte Emely.
"Worum geht's denn?", fragte Julian.
"Ist ja ein Wunder, dass dich das mal interessiert.", kam es von Quirin.
"Unser Gerichtsmediziner Rudolf Beck ist vor zwei Tagen tot aufgefunden worden! Die genauen Gründe sind noch unklar und wir sehen zur Zeit keine Möglichkeiten, an Antworten zu kommen. Keine unserer Obduktionen hat Aufschluss darüber gegeben, wodurch er gestorben ist."
"Gibt es keine Todesmerkmale?", erkundigte sich Ellen.
"Naja, sein Hals war angeschwollen. Wir vermuten eine Art Vergiftung, aber haben keinerlei Ideen, durch welche Art Gift. Es fand sich nicht die kleinste Spur eines Rückstandes.", setzte Quirin fort.
Plötzlich schoss es Ellen und Julian wie ein Geistesblitz in den Kopf und sie schauten einander an, als wollten sie fragen, ob das Gegenüber gerade den gleichen Gedanken hatte. Rückstandsloses Gift, angeschwollener Hals. Konnte es eventuell sein...?
"Ellen und ich kennen so einen ähnlich Fall, der allerdings als „nicht gelöst" gilt. Wir würden uns daher dem Fall gern annehmen und zum Tag des Mordes an Rudolf Beck reisen. Wäre das in Ordnung?", fragte der gemütliche Detektiv. Emely nickte.
"Also für mich wäre das ok. Wie ist es mit dir Quirin?"
"Das kommt ja gar nicht in die Tüte!", meckerte Quirin.
"Wieso denn nicht?!", unterbrach Ellen.
"Nie wird sich für irgendwas interessiert und plötzlich will der Julian den nächstbesten Fall übernehmen. Das ist doch totaler Schwachsinn!"
Julian fegte zu Quirins Schreibtisch und stützte sich bedrohlich darauf ab.
"Naja, du hältst mir doch ständig vor, dass ich nicht genügend Initiative zeige! Und jetzt, wo ich es tue, ist es auch wieder nicht richtig. Was ist eigentlich dein Problem?"
Quirin erhob sich daraufhin aus seinem Sessel und lehnte sich ebenfalls auf dem Schreibtisch ab.
"Mein Problem ist, dass es hier nicht um irgendwen geht, sondern um einen Mitarbeiter unseres Instituts! Wir haben quasi einen gewissen Ruf zu verlieren, wenn wir diesen Fall nicht vernünftig lösen und da brauchen wir keine Leute, die nur halbherzig bei der Sache sind!"
"Auch wenn Julian nicht immer bei allem der Enthusiasmus in Person ist, macht er die Dinge, die er tut, zumindest ordentlich!", durschnitt Emely scharf.
"Nur weil du mal zeitweise seine Kollegin warst, heißt das nicht, dass er weiter so ist. Vielleicht hat er nur Vollgas gegeben um dich zu beeindrucken!?", sagte Quirin laut.
"Sag mal, spinnst du jetzt total!", sagte Emely. Bevor sie aber weiterreden konnte, wurde sie von Julian unterbrochen.
"Du hast doch wirklich immer die Ansicht, wenn sich Mann und Frau gut verstehen, dass sie automatisch was voneinander wollen, oder?"
"Nein, aber ich habe die Ansicht, dass du total frustriert bist und unentwegt versuchst, was abzuschleppen!"
"Okay! Bevor das jetzt ausartet gehen wir lieber. Emmy wir telefonieren.", sagte Ellen und schob Julian damit aus der Tür. Von außen hören sie noch das Geschrei von Quirin. Sie gingen in ihr Büro und besprachen sich.
"Sollen wir trotzdem zwei Tage zurück reisen?", fragte Ellen unsicher.
"Würde ich lieber unterlassen. Nicht das am Ende die zwei anderen auch da stehen.", warf Julian ein.
"Stimmt. Du hast recht."
"Wie wäre es, wenn wir stattdessen zum Todestag dieses Roberts reisen würden? Wenn seine Todesursache tatsächlich mit der des Gerichtsmediziners übereinstimmen sollte, hätten wir gleich zwei Morde mit einem Schlag gelöst."
"Stimmt so können wir es machen. Aber wir brauchen noch jemanden der uns heimlich in der Zeit reisen lässt."
"Ich kenne da so jemanden."
"Ach echt, wen denn?"
"Na, deinen Schwarm von letzter Nacht."
"Hä? Was? Wen meinst du?!"
"Och, Ellen... Unser Wölffchen!"
"Du bist doch ein Spinner, weißt du das? Aber ja, vielleicht könnte er uns tatsächlich helfen, unbemerkt eine der Zeitmaschinen zu nutzen."
Sie diskutierten noch weiter, wie sie es anstellen würden. Ellen schaute auf die Uhr.
"Wir haben Feierabend. Ich geh jetzt zu Wölffchen nach Hause und koche etwas."
"Seit wann achtest du denn so peinlich genau auf den Feierabend?"
"Tja, seit ich endlich mal wieder ein Privatleben habe.", sagte Ellen und Julian lachte. Ellen und Julian packten ihre Sachen zusammen.
"Bis nachher", sagte Ellen und ging.
Ellen lief zu Wölffchen nach Hause und ließ sich selbst hinein. Das Licht ging beim Betreten der Frau automatisch an und gab den Blick auf Wölffchens interessanten Einrichtungsstil frei. Sie lief in die Küche und begann zu kochen. Während sie die Mehlschwitze für die Sauce anrührte, hörte sie die Tür aufschwingen und der Besitzer des Hauses stand wenige Augenblicke später hinter ihr.
"Na, schon fleißig."
In einer euphorischen Bewegung drehte sich Ellen um.
"Ja, schau mal, ich bin schon fast fertig!", sagte sie, während sie beschwingt den Topf in Richtung des Mannes hielt. Während Wölffchen hineinschaute, bemerkte Ellen jedoch nicht, wie ihr der Topf immer weiter aus der Hand glitt, bis sie schließlich den entsetzten Schrei Wölffchens vernahm.
"Aah! Pass doch auf!"
Hektisch hüpfte er durch die Gegend, während er versuchte, den heißen Sud von seiner Hose zu streichen. Ellen hielt sich die Hände vor den Mund.
"Oh mein Gott, das wollte ich nicht! Warte, ich hole einen kalten Lappen."
Unterdessen hatte sich Wölffchen bereits auf den Küchenstuhl gesetzt und versuchte provisorisch mit Küchentüchern, die auf dem Tisch standen, seinen nassen Schritt zu trocknen. Eilig schritt Ellen heran und kniete sich vor den jungen Mann. Im Eifer überhörten beide sogar die Haustürklingel, vor der Julian ungeduldig stand und um Einlass bat. Glücklicherweise hatte dieser einen Schlüssel und konnte sich selbst hereinlassen, was er prompt tat. Im Moment, als er die Haustür öffnete, drückte Ellen gerade das eiskalte Tuch zwischen Wölffchens Beine, was ihn zum lautstarken Aufschreien brachte. Julian stockte.
"Ähm... Stör ich gerade? Soll ich vielleicht später nochmal wiederkommen?"
"Nein, es ist nicht, wonach es aussieht!", prustete Wölffchen, schubste Ellen von sich weg und stand in einer raschen Bewegung auf. Julian musterte daraufhin die noch immer triefende Hose des Mannes.
"Ah ja... Ich seh schon... Ihr seid schon fertig."
Schockiert bedeckte Wölffchen die nasse Stelle seiner Hose und schüttelte eifrig den Kopf.
"Unsinn! Wir haben hier nur gekocht!"
"Ja, ja, dass ihr zwei euer eigenes Süppchen kocht, ist mir schon lange bewusst."
Fluchtartig stürmte Wölffchen Richtung Schlafzimmer, während Ellen noch immer wie versteinert auf dem Boden saß und nicht wusste, was sie tun sollte. Doch plötzlich ertönte ein Ruf aus dem angrenzenden Zimmer:
"Ellen! Jetzt hilf mir doch mal aus der Hose!"
Die junge Frau zuckte zusammen, so als wäre sie gerade aus einem Tagtraum erwacht und zischte ebenso flink Richtung Schlafzimmer. Julian verdrehte schmunzelnd die Augen. Man hörte nur noch ein lautstarkes Fluchen aus Richtung des Schlafzimmers. Ein paar Minuten später kamen beide wieder heraus. Ellen hatte die Farbe einer reifen Tomate angenommen.
"Können wir jetzt essen? Oder soll ich lieber gehen?", sagte Julian ruhig.
"Es gibt jetzt essen. Wir haben halt jetzt nur eine Soße, aber das ist jetzt auch egal.", sagte das Wölffchen. Wölffchen deckte in Eile den Tisch und Ellen holte das Essen.
"Kann man euch irgendwie behilflich sein?", fragte Julian.
"Nein.", sagte Ellen kurz. Ihr stand der Schock noch immer noch ins Gesicht geschrieben und war nicht ganz mental im Hier und Jetzt.
"Setz dich doch schon mal.", sagte Wölffchen an Julian gerichtet. Julian setzte sich auf einen der Barhocker. Einige Minuten verstrichen, ehe Ellen das fertige Essen von der Herdplatte hinüber zur Arbeitsplatte trug, an der Julian und Wölffchen saßen. Nach dem doch eher hektischen Auftakt gestaltete sich der Abend doch noch recht gemütlich und die drei versunken in anregende Gespräche. Doch als plötzlich die Stille überhing, erinnerte sich Ellen an das heikle Thema, dass die beiden eigentlich ansprechen wollten. Ellen biss sich nervös auf die Unterlippe und rutschte unruhig auf dem Barhocker hin und her. Unterschwellig stupste sie Julian an und sagte kleinlaut:
"Wir... wollten da noch was besprechen."
Doch Julian war noch immer im Kartoffelpüree vertieft, den es als Beilage gab. Verwundert schaute er zu Ellen hoch.
"Wollten wir? ... Ach ja, wollten wir!"
"Okay, worum geht's?", fragte Wölffchen neugierig.
"Naja... wir wollen reisen.", begann Ellen.
"Okay."
"Dienstlich.", fuhr Julian fort.
"Okay... Wohin?"
"In die Vergangenheit.", schnitt Ellen ein.
"Ja... okay."
"Und es darf keiner davon wissen.", betonte Julian.
"Okaaaay...?"
"Und du musst uns dabei helfen!", erläuterte Ellen flehend.
"O...kay."
"Wir wollen zum Tag des Mordes an Robert Richter reisen.", sprudelte es aus Julian heraus.
"Okay... BITTE WAS?!"
Wölffchen riss es blitzartig aus dem Barhocker. Hätte er keine Beherrschung, hätte er unbekümmert das Weinglas in seiner Hand zerquetscht.
"Das könnt ihr nicht ernst meinen, wisst ihr, wie riskant das ist?"
"Natürlich, deshalb brauchen wir ja deine Hilfe!", bekräftigte Ellen.
"A-Ausgeschlossen! Das geht nicht."
"Ach, komm schon... Womöglich steht der Mord an Robert mit dem Tod des
Gerichtsmediziners in Gemeinsamkeit, die Indizien sind eindeutig!", quengelte der andere Detektiv.
"Sind sie das, ja?" Ellens Kopf wippte energisch auf und ab.
"Ja. Es sind die gleiche Gift Merkmal."
"Das ist doch bestimmt nur reiner Zufall."
"Haben wir auch erst gedacht, aber es gibt nur zwei bekannte Fälle mit diesem Gift.", stellte Julian klar. Ellen ergänzte ihn erneut:
"Robert Richter und der Gerichtsmediziner."
"Wie wollt ihr das anstellen?"
"Du hast uns doch schon öfter geholfen. Wir brauchen deine Hilfe.", hielt Julian vor.
"Bitte Wölffchen."
Wölffchen sah so aus. Als ob er mit sich kämpfen würde, entschied sich aber dagegen.
"Ausgeschlossen. Ich kann euch bei dieser Sache nicht helfen. Der Mord ist außerdem seid 250 Jahren nicht gelöst. Warum sollte es das jetzt?"
"Weil wir immer etwas übersehen haben. Jetzt hätten wir zwei gleiche Fälle. Das ist doch der Beweis, dass das nicht der einzige „besondere" Fall ist!"
"Julian hat recht Wölffchen. Ich meine wie oft hast du uns heimlich geholfen und es hat so viel gebracht."
"Warum hast du immer Ellen und Quirin geholfen und uns beiden nicht?"
Wölffchen schien immer noch mit sich zu kämpfen. Er wagte aber den Schritt.
"Wann wollt ihr reisen?"
"Du bist dabei?!", quiekte Ellen.
"Ja, aber nur weil ihr es seid.", sagte Wölffchen und Ellen stand auf und umarmte ihn.
"Danke", sagte sie glücklich.
"Wegen der Frage von dir, wegen dem Reisen. Am besten jetzt sofort. Ich habe noch ein paar Sachen mitgenommen, von unserem Büro. Außerdem habe ich mir den Schlüssel der Eingangstür stibitzt.", sagte Julian, als ob er jeden Tag was verbotenes machen würde.
"Jetzt?", fragte Wölffchen schockiert.
"Ja. Jetzt. Wir sind doch mit dem essen schon fertig.", sagte Julian.
"I..Ich bin aber noch nicht fertig.", sagte Wölffchen und obwohl er schon längst fertig war und sein Besteck zusammengelegt hatte, nahm er sich nochmal eine Portion des Essens. Ellens und Julians Blicke hätten töten können. Dem Lockenkopf wich sämtliche Farbe aus dem Gesicht. Mit einer "Ist das dein Ernst?"-Mine zwangen die beiden Wölffchen dazu, die Gabel hinzulegen und das Essen nicht mehr anzurühren.
"Was?", fragte Wölffchen unschuldig. Ellen klaute den Teller von ihm und schob das Essen zurück in die Schüssel.
"Du hast keinen Hunger mehr.", sagte Ellen ernst. Wölffchen sah Sie mit einer schmollenden Mine an und Julian begann zu lachen.
"Ellen. Hat er das nicht selbst zu entscheiden?"
"Nein. Er hat keinen Hunger mehr", sagte die Frau immer noch Ernst. Sie zog den Barhocker vor auf dem Wölffchen saß und kippte ihn nach vorn, sodass der Mann zwangsläufig herunter taumelte.
"Hey, immer langsam mit den jungen Pferden.", wollte er gerade ansetzten. Doch kaum war Wölffchen genug in Rage geraten um eine ordentliche Diskussion zu führen, zwang ihn Ellen bereits in seine Jacke, die sie vom Garderobenständer gerissen hatte.
"Und los geht's!", sagte Ellen und schob ihn Richtung Tür. Da ihm aktuell etwas die Optionen ausgingen, fügte er sich der eindringlichen Aufforderung und war wenige Augenblicke später aus der Wohnung verschwunden. Julian trottete wortlos hinterher. Als Julian aus der Tür ging, sah er dass die zwei anderen ihm schon weit voraus waren.
"Wollt ihr dahinten mal warten?", rufte Julian hinterher. Keine Antwort. Somit versuchte Julian so gut es ging, die beiden einzuholen, doch er war Ellens Tatendrang nicht gewachsen und so verlor er die beiden an der nächsten Kreuzung aus den Augen.
"Wozu eigentlich diese Eile? Wir reisen doch eh in die Vergangenheit, wir haben alle Zeit der Welt!"
Doch Julian hatte keine Chance mehr die beiden einzuholen. Er sah gerade noch beim Abbiegen an der letzten Kreuzung, wie seine Kollegen vorm Eingang des Präsidiums standen. Aus diesem Grund sah er es auch nicht mehr für nötig an, sich zu beeilen und entschleunigte seinen Schritt. Da die anderen beiden ihre Schlüssel nicht mitgenommen hatten, musste sie so oder so auf Julian warten und das ließ er sie in diesem Moment besonders ausgiebig spüren. Aus der Ferne sah er, wie Ellen ungeduldig auf die Uhr starrte und wild herumgestikulierte. Als sie Julian nach einigen Augenblicken gemütlich heranspazieren sah, raste sie in ungezähmter Geschwindigkeit auf ihn zu und brüllte ihm entgegen:
"Wo bleibst du denn so lange!!"
"Warum rennt ihr denn so?!", stellte Julian gleich die Gegenfrage.
"Ich wollte nicht rennen. Meine Freundin hat einen sehr starken Griff.", sagte Wölffchen und rieb sich den Arm.
"Ja, und wir haben einen ziemlich starken Zeitdruck! Wenn uns die Nachtschicht hier erwischt, dann können wir die ganze Aktion vergessen!", verteidigte sie sich gleich.
"Wieso, die kommt doch erst in einer Stunde.", sagte Wölffchen zu Ellen.
"Nein, in 52 Minuten! Und wenn wir hier noch länger trödeln, sind's nur noch 42 Minuten! Beeilt euch gefälligst!"
Ellen zog nun beide Männer hinter sich her und schleuderte Julian schließlich vor die abgeschlossene Haupteingangstür.
"Aua, hey! Geht das auch ein bisschen vorsichtiger?", fauchte er sie an.
"Ich weiß nicht - geht denn das Aufschließen der Tür auch ein bisschen flotter?!", sagte sie und ignoriert seine Aussage.
"Bin ja schon dabei, nur mit der Ruhe.", sagte der Mann, während er den Schlüssel bereits im Schloss herumdrehte, woraufhin sich das Sicherheitspult aufklappte, an dem Fingerabdrücke und Iris gescannt wurden. Nach erfolgreicher Legitimation öffnete sich der Durchgang und gewährte den Dreien Einlass in die Polizeistation. Zu dritt liefen sie Richtung Gerichtsmedizin. Während Ellen und Julian recht zielsicher voranschritten, schien Wölffchen etwas verhaltener zu sein. Offenbar hielt er es nach wie vor für eine schlecht Idee, doch er ließ sich nichts anmerken. Als sie den Raum mit dem Wurmlochgenerator erreichten, preschte Ellen schnurstracks auf die Umkleide zu und legte sich ihre Celeritas-Uniform an, um der Überlichtgeschwindigkeit standhalten zu können, der sie ausgesetzt wurden, um in die Vergangenheit reisen zu können.
"Nun macht schon, beeilt euch!", hetzte Ellen.
"Ja, genau Wölffchen - beeilt euch. Ich warte solange hier, bis ihr wieder da seid.", sagte Julian und versuche sich vor der Arbeit zu drücken.
"Das find ich doch eine gute Idee!", fing auch sofort Wölffchen an.
"Ja, ja, das könnte dem feinen Herrn wieder so passen! Nichts da - Julian, du kommst mit und Wölffchen, du bleibst hier und leitest alles ein! Wer weiß, wo wir rauskommen, wenn der da dran rumbastelst!", meckerte Ellen.
"Der da hat auch noch einen Namen.", sagte Julian. Ellen zog eine Augenbraue hoch und schaute ihn ernst an.
"Oh je... Na gut, dann wollen wir mal.", sagte Julian und legte sich nun auch die Celeritas-Uniform an. Beide gingen zu dem Generator, wo Wölffchen gerade alles vorbereitet.
"Also 19. September 2018, 20 Uhr", sagte Wölffchen und drückte die letzten Knöpfe.
"Hast du nicht gestern gesagt, dass er um 19.48 Uhr Tod war?", frage ihn Ellen auch gleich.
"Ähh... Nein.. Also gut. Das Portal öffnet sich gleich", versuchte Wölffchen sich auch gleich rauszureden.
"Bereit?", sagte Julian.
"Bereit wenn du es bist", sagte Ellen und nickte ihm zu. Ein Portal an der Wand öffnete sich und die beiden schlüpfen durch. Die zwei merken, wie sich ein Druck aufbaute, während sie durch liefen. Ellen und Julian sahen den immer größer werdenden Ausgang und stiegen aus dem Wurmloch heraus. Sie vernahmen noch eine schemenhafte Stimme, ehe sie durch das Portal in die Vergangenheit verschwanden.
"Waren das gerade die Mörder?", fragte Ellen schockiert.
"Ich denke, ja", sagte Julian.
"Mist! Ich hatte doch recht mit 19.48 Uhr.", regte sich Ellen auch gleich auf.
"Egal, wenigstens können wir ihn bestimmt noch retten."
"Ja dann, sollten wir nicht hier herumstehen, sondern uns nützlich machen.", sagte Ellen und riss Julian die nötige Tasche aus der Hand und durchstöberte sie.
"Hier drinnen ist das reinste Chaos! Man findet absolut nichts."
"Ich habe das doch extra an den Rand gelegt. Jetzt hast du alles durcheinander gebracht.", sagte Julian und durchwühlte die Tasche jetzt auch, nur um wenig später das gesuchte Objekt zu finden.
"Hier ist doch der Entgifter." Der Mann ging mit dem spritzenähnlich Ding zu der Leiche von Robert Richter.
"Ich habe ja schon viele Leichen gesehen, aber diese Leiche sieht besonders schlimm aus. Ich meine schau dir mal die Augen an oder den Hals... Das ist doch kein schöner Tod", sagte Ellen bedrückt und betrachtete die Leiche schwer.
"Es ist überhaupt kein schöner Tod, umgebracht zu werden..."
"Wir sollen uns lieber beeilen", sagte Ellen bedrückt.
"Sollten wir", sagte auch Julian, aber eher zu sich selber. Beide gingen nah an die Leiche dran. Julian stach in den Hals von Robert Richter und zog die Mithilfe der Spritze das Gift aus seinem Körper.
"Ich packe den Kram hier zusammen und du rufst in der Zeit schonmal einen Krankenwagen."
"Okay.", sagte Ellen, zückte ihr Handy und rief die Sanitäter.
Ellen wendete sich wieder zu Julian und teilt ihm mit einem Kopfnicken mit, dass sie es erledigt hat.
"Was glaubst du wie lange sie brauchen?", fragte Julian.
"Keine Ahnung"
"Hoffentlich nicht zu lange, wir haben nicht mehr viel Zeit"
Schweigen erfüllte den Raum. Während Ellen in Gedanken versunken war, schaute Julian sich in der Wohnung um. Sie wirkte völlig normal und unspektakulär. Wie die Wohnung eines gehobenen Gentleman in den den späten 2010ern. Nicht fiel sonderlich aus dem Rahmen oder deutete auf einen Kampf hin. Scheinbar wurde Robert das Gift nicht gewaltsam eingeflößt.
"Na, das wird ja eine lustige Ermittlung...", hauchte Julian entgeistert.
"Keine Anhaltspunkte, kein verwüsteter Tatort, bloß die sauber drapierte Leiche eines offenbar gewaltlos vergifteten Alten."
"Nun tu nicht direkt wieder so demotiviert! Sobald das Gift analysiert ist, werden wir vermutlich auch unsere Anhaltspunkte haben.", pampte ihn Ellen an.
"Du stützt dich immer auf Dinge, die überhaupt keine Aussicht auf Fortschritt bieten. Was bringt es uns denn, wenn wir wissen, wie das Gift heißt?", rollte der Detektiv mit den Augen.
"Und du willst immer viel zu schnell die Fälle schließen, weil du zu faul zum Recherchieren bist! Jetzt lass uns doch erstmal abwarten und Tee trinken!"
"Jaa... Was anderes bleibt mir ja auch nicht übrig. Meine Kaffeemaschine hast du ja zerstört."
"Jetzt reite nicht ständig drauf rum!"
Bevor Julian darauf antworten konnte, klingelte es jedoch an der Tür, woraufhin er lethargisch auf sie zuschritt und sie öffnete. Hinein stürmten zwei Sanitäter, die sich sogleich dem noch immer bewusstlosen Robert Richter annahmen. Julian erläuterte ihnen noch kurz alles Notwendige, ehe sie sich mit dem aufgebahrten Mann auf den Rückweg machten.
"So, dann haben wir ja unsere Pflicht erfüllt, lass uns wieder zurück."
"Ja, ist ja schon gut, mach nicht so eine Hektik."
"Das sagt ja gerade die Richtige. Du hast uns vorher doch auch unnötig rumgescheucht.", betonte Julian.
"Ja, da standen wir auch eventuell ein bisschen unter Zeitdruck. So ganz dezent!"
"Wie dem auch sei..."
Julian zückte sein Handy und öffnete durch die entsprechende App das Portal, um zurück zu dem Zeitpunkt zu reisen, von dem aus sie in die Vergangenheit gekommen waren.
"So, können wir dann oder willst du dir noch Inspirationen für deinen Einrichtungsstil holen?"
"Ganz sicher nicht... Jetzt trödel nicht so rum.", tadelte Ellen bevor sie das Portal durchquerte. Julian stöhnte genervt auf, ehe er hinterherschlappte. Im Bruchteil eines Augenblicks fand sich Julian wieder auf der anderen Seite. Er sah keine Spur von Ellen, weswegen er davon ausging, dass sie bereits wieder den Heimweg angetreten hatte.
"Ach, Sie sind zurück aus einer Zeitermittlung. Sehr schön. Tragen Sie sich bitte aus, dann werde ich mir morgen den Gedankenverlauf durchsehen und evaluieren, was Sie getrieben haben."
"Ja... Ähm... Wölffchen, wieso siezt du mich?", fragte Julian verdutzt.
"Wölffchen? So nennen mich ausschließlich meine Freunde! Für Sie bin ich nach wie vor Herr Mauermeister."
"Sag mal, hast du..."
"Ähem... Sie, wenn ich bitten darf!"
"Also gut, haben Sie völlig vergessen, dass wir verwandt sind."
"Zum aktuellen Zeitpunkt ist mir das leider nicht bekannt. Aber vielleicht bin ich morgen diesbezüglich schlauer, wenn ich den Gedankenverlauf gesehen habe."
Julian war sichtlich verwirrt. Natürlich war ihm bewusst, dass solche Zeitreisen den Verlauf der Zukunft auch für ihn veränderten, aber dass Wölffchen sich nicht erinnern konnte, dass sie beide verwandt waren, geschah noch nie zuvor.
"Alles klar, dann schlaf dich mal richtig aus und schau dir morgen an, was passiert ist. Ich geh mal schauen, ob ich Ellen draußen noch abfangen kann.", entgegnete Julian, ehe er verschwand.
Wölffchen schaute etwas verdutzt, aber fügte dem nichts mehr hinzu. Er schätzte, dass sich alles mit der Einsicht des Gedankenverlaufs regeln sollte und beließ es für heute bei den vielen Namen und Infos, die er offenbar nicht kannte.

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