34 - Flucht

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"Bist du dir sicher, dass wir alles haben?" flüsterte ich. Meine Hand umgriff bereits den Türknauf. Draco stand unmittelbar neben mir und nickte. Nur um sicherzugehen, schaute ich nochmals an ihm hinunter. Er umgriff mit seinen Fäusten jeweils einen Kofferhenkel. Seine Knöchel traten weiß hervor und sein Atem war ungewöhnlich schwer. Er war scheinbar genauso nervös, wie ich.

Ich nickte und drehte daraufhin den Türknauf nach links. Es war bereits nach Mitternacht. Wir beschlossen, dass es die beste Uhrzeit war, um zu verschwinden ohne erwischt zu werden. Ich streckte meinen Kopf aus der Tür und ließ meinen Blick durch den ganzen Korridor schweifen. "Komm, schnell" flüsterte ich, ohne zu Draco zu schauen und verließ sein Zimmer.

Ohne ein einziges Geräusch zu machen, schlich ich den Korridor entlang. Draco ließ seine Zimmertür hinter uns leise in Schloss fallen und folgte mir. Das Haus war zwar still, aber stille Gewässer waren nunmal tief. Wir waren in ständiger Gefahr. Vorallem jetzt. Nicht umsonst hatten wir die letzten Stunden damit verbracht, einen Plan zu stricken, der uns ohne Probleme aus diesem Haus bringen würde. Offensichtlich war dieser gut durchdacht.

Als wir allerdings in den Versammlungsraum schlichen, hörte mein Herz auf zu schlagen. Ein braunes Augenpaar starrte mir entgegen. Vor ihm stand ein volles Glas Whiskey, gleich daneben hingegen eine halb geleerte Flasche. Binnen Sekunden löste ich mich aus meiner Starre und trat rückwärts aus der Tür. Mein Rücken prallte gegen Draco Brustkorb. Er machte keine Anstalten sich zu bewegen, weshalb ich murmelte: "Weg hier. Schnell". Ein Ausdruck von Irritation stand ihm ins Gesicht geschrieben, dennoch befolgte er meine Worte.

"Wir müssen gehen. Wir müssen einen anderen Weg finden" rief ich leise und steuerte die große Eingangstür an. Unser Plan war es, mit Flohpulver zurück nach Hogwarts zu reisen. Ich konnte nicht glauben, dass wir gescheitert waren und ich konnte noch weniger glauben, dass wir keinen Plan B hatten. Erstmal mussten wir hier heraus.

Wir erreichten die Eingangstür schnell. Gerade als ich die Türklinke herunterdrückte, verfehlte etwas knapp meinen Kopf und zersprang an dem Holzbrett vor mir. Glasscherben fielen zu Boden, während Flüssigkeit in winzigen Tropfen zu Boden rollte. Mein Puls schoss sogleich in die Höhe. Ich musste mich nicht umdrehen, um zu wissen, wer hinter mir stand. Doch ich rührte mich nicht.

"IHR GEHT NIRGENDWO HIN" schrie der betrunkene Mann hinter uns. Mein Atem war hektisch. Ich wusste nicht, was zu tun war. Mir blieb nichts anderes übrig als meinen Zauberstab herauszuziehen und herumzuwirbeln. "Petrificus Totalus" rief ich und beobachtete, wie er sogleich erstarrte und zu Boden fiel. Ich schluckte bei dem Anblick. "W-Was habe ich getan?" hauchte ich und schaute zu Draco, welcher genauso unschlüssig war, wie ich.

Im nächsten Moment hörten wir schnelle Schritte näherkommen. Wieder schoss mein Puls in die Höhe. "Lass uns verschwinden, Ruby" meinte mein Begleiter und zog mich am Arm nach draußen. Die kühle Nachtluft ließ meinen Verstand etwas aufklaren. "Was tun wir jetzt?" fragte er. In seiner Stimme schwang etwas Sorge mit. Ich zuckte mit den Schultern. Wir konnten wohl kaum in das nächstbeste Haus einbrechen und durch dessen Kamin verschwinden.

Obwohl Wiltshire hunderte Häuser bot, war das wohl kaum eine Option. Doch plötzlich hatte ich eine andere Idee. "Draco, wie viel Uhr ist es?". Er hielt Ausschau nach dem Glockenturm, der nur ein paar Meter von der Parkbank entfernt war, auf welcher wir uns niedergelassen hatten. "Sie ist kaputt. Ich hätte sonst nicht gefragt, Malfoy" zischte ich. Für wie dumm hielt er mich?

Plötzlich spürte ich seine Finger unter meinem Kinn, woraufhin er meinen Kopf gekonnt in seine Richtung drehte. Seine Augen bohrten sich in meine. Sie glühten förmlich. "Wage es nicht, so mit mir zu reden" flüsterte er gefährlich. Ich musste gestehen, dass er mir etwas Angst machte und ich musste automatisch ein Jahr zurückdenken, als es Normalität war, dass wir uns mit diesem hasserfüllten Blick anschauten.

Verdammnis II d.m.Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt