Zu Hause. Ein Ort, an dem man sich wohlfühlt. Ein Ort, an dem man immer willkommen ist. Ein Ort, an dem Liebe und Geborgenheit vorherrschen. Oder zumindest vorherrschen sollten. Nach Hause kommen. Ein anderer Begriff um zu sagen, dass man angekommen ist. Frieden, Ruhe, Zusammenhalt.
Ich konnte mich nicht beschweren. All das, hatte ich immer für selbstverständlich halten dürfen. Mir hatte es an nichts gefehlt. Ich hatte meine Eltern die sich gegenseitig und auch mich über alles liebten. Mein Vater war CEO einer großen Firma, weshalb es uns auch nie an Geld oder sonstigen Gütern gefehlt hatte. Meine Kindheit konnte man also zusammengefasst als recht gut zusammenfassen. Ich hatte meine Eltern und ich hatte Elijah. Mehr hatte ich nie gebraucht. Bis jetzt.
Jetzt war er tot und meine Eltern halb verrückt.
In meinem Zimmer angekommen ließ ich mich auf mein Bett fallen und starrte an die Decke. Wie lange ich da lag wusste ich nicht. Aber es tat gut. Ein Gefühl der kompletten Ruhe. Einfach nur daliegen und nichts tun. Nichts sagen, nichts denken. Nichts hören. Oder auch nicht.
Das Ende meiner persönlichen Ruhe war meine Tante Ceridwen. Die Schwester meiner Mutter. Oder eher, eine der Schwestern meiner Mutter. Und nicht nur irgendeine. Ceridwen ist ungefähr die verrückteste Frau die ich kannte. Sie hält sich selbst für eine Hexe und ist sich sicher, dass es sämtliches übernatürliches Leben gibt. Mit ihren 28 war sie die jüngste der vielen Schwestern meiner Mutter und ist fast wie ein Einzelkind aufgewachsen, da außer ihrer älteren Schwester Amanda alle bereits ausgezogen waren. Und Ceridwen hielt mich für eine Art magisches Wunder oder etwas ähnliches. Wieso? Nun, ich war nach 6 Generationen das erste Mädchen, dass in die Familie meines Vaters hineingeboren wurde. Ich persönlich hielt das für kompletten Schwachsinn, wie auch meine Eltern. Aber Elijah hatte sich oft einen Spaß daraus gemacht und mich deshalb auch oft mal kleine Hexe genannt.
So trat also meine super seltsame Tante in mein Zimmer und beendete die Zeit, die mir seltsamerweise gut getan hatte. Ceridwen trug, was sie meistens trug wenn ich sie sah. Ihre langen roten Haare hatte sie in einen wirren Dutt auf ihrem Kopf gebunden, sodass es aussah als ob ein Vogel dort brüten würde. Sie trug ein langes, olivgrünes und sehr unförmiges Kleid unter ihrer grauen Strickweste. Um den Hals hing ihre Kette an der tausende, mir größtenteils unbekannte, Edelsteine befestigt waren die alle irgendwelche Bedeutungen und Wirkungen haben sollten.
Zügig kam sie auf mich zu und zog mich in eine erwürgende Umarmung wie sie es meist tat. Dann trat sie zurück und musterte mich lange. "Deine Aura ist schlecht Liebes. Sehr schlecht." Sie schüttelte den Kopf. "Nur schwarz. Schwarz und Blau. Und etwas rot." Sie kramte in dem braunen, abgegriffenen Lederbeutel den sie immer bei sich trug und zog einige Steine heraus. Nur wenige davon erkannte ich, als sie sie neben mir auf dem Bett ausbreitete. Darunter war ein Rosenquarz, ein Amethyst, ein Aventurin und ein Bernstein. Aber diese vier waren lang nicht die einzigen.
Ceridwen gab mir genau in diesem Moment, in dem ich die Steine betrachtete und darüber nachdachte, was sie mit diesen schon wieder anfangen wollte, einen kleinen Stoß, sodass ich wieder rücklings auf dem Bett lag. Und schon fing sie an die ganzen Steine auf meinem Körper zu verteilen und irgendwelche Worte dazu zu murmeln. Mein Gehirn brannte sich wie automatisch das Aussehen sämtlicher Steine ein und auch die Worte die meine Tante murmelte, um später herauszufinden was genau sie hier schon wieder anstellte.
Nach einigen Minuten hörte ihr Singsang aus wirren, unverständlichen Worten auf und sie nahm die Steine von meinem Körper und ließ sie zurück in den Beutel fallen. So schnell wie sie gekommen war, war sie auch wieder weg und ließ mich völlig verwirrt und noch immer ihre lateinischen Worte im Ohr zurück.
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How to get away with sorrow
Ficção Adolescente//Auf ungewisse Zeit pausiert// "Ich brauche Halt. Aber an was soll ich mich halten, wenn meine größte Stütze weg ist?" Was passiert, wenn man plötzlich seinen besten Freund verliert? Leid oder Verlust waren nie ein großer Teil von Kris' Leben, doc...