Kapitel 3

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»Sag mal Flora, warst du Gestern Nachmittag zu Hause? Ich habe versucht dich zu erreichen, aber du bist nicht dran gegangen«, fing meine Freundin Jul mich am nächsten Tag in der Schule ab. »Ich...äh, also...«, stotterte ich überfordert. Ich hatte gehofft den Schultag aus zu sitzen und danach an meiner Geschichte weiter schreiben. Auf dem Nachhauseweg wollte ich noch einmal am Grab von meinem Zwilling - oder wer auch immer Nolan ist - vorbeischauen. »Flora? Jemand Zuhause?« Jul wedelte mit der Hand vor meinem Gesicht herum.
»Ja-,«, meinte ich, doch da klingelte es glücklicherweise zum Schulanfang und wir mussten in unser Klassenzimmer.

»Jetzt, schieß los. Was war los?« Prüfen blickte Julia mich an. »Ich... Äh...«, stotterte ich vor mich hin.
»Wetten, du hast was geschrieben?« Mein bester Freund und Kumpel Constantin grinste. Ich verdrehte die Augen, nickte dann aber. »Ja. Wenn sie fertig ist, dürft ihr sie lesen. Und jetzt kommt. Die Pause ist aus. Ich muss zu Latein. Tschüss, Jul, bis nachher!« Ich drängte mich durch die Menge von wahrscheinlich 500 Schülern und trabte die Treppe hinauf, in das Klassenzimmer 10a.

Während meine Klasse wie verrückt jubelte, dachte ich nach. »Flora! Geschnallt? Freistunde?« Consti tanzte um mich herum, gemeinsam mit TamTam. »Was willst du machen? Wir zwei besorgen uns was gescheites zum Essen. Die Pesto sind immer ekelhaft.« Sollte ich ihnen sagen, dass ich zum Friedhof ging? Ich hatte schließlich eineinhalb Stunden. Nein, beschloss ich. »Ich geh heim. Oder mach hier gleich Hausi. Geht ihr halt gleich.« Constantin nickte, während Tamara mich verwundert ansah. »Wir haben doch gar keine Hausaufgaben bis jetzt.«
»Doch«, log ich. »Wir haben in Ethik Hausaufgaben.« Consti und Tamtam zuckten mit den Schultern, doch dann gingen sie zum Glück mit Paul, Anna und Franka raus.

Nach dem ich mich versichert hatte, dass keiner da war, huschte ich die Treppe runter, und rannte los. Vorbei an der Tolkienstraße, am Einkaufsladen vorbei, durch die große Wiese. An Mateos Haus vorbei und geradeaus durch den Eingang des Friedhofs. Keuchend blieb ich stehen. Ich war keine Langstreckenläuferin, definitiv. Vorsichtig schlich ich durch die Kleinen Wege. Wo war das Grab von Nolan nur? Irgendwie hoffte ich, dass ich mir das nur eingebildet hatte. Aber... Das war wahrscheinlich nicht... »Flora? Was machst du hier?« Verdammt, das war Cedric. Einer meiner besten Freunde, doch gerade könnte ich ihn erwürgen. »Äh... Ich... Also...«, stammelte ich, »Ja, ich mag es, die, äh, Gräber an zu schauen. Und... Was machst du?« Cedric zog die Augenbrauen hoch. »Alles klar?« Als ich nicht antwortete fuhr er fort: »Ich hab nach dem Grab meiner Großmutter geschaut. Es ist dort hinten. Komm!» Er zog mich an der Hand zu dem Hinteren Teil des Friedhofs. Dort war ein Grab, klein, unscheinbar, aber mit vielen Blumen. Mein Blick streifte über das Grab links daneben. Ich hielt den Atem ab. Dort stand: Nolan Flerue. Ich hatte mir das nicht eingebildet.

Flora || Für ihr HerzWo Geschichten leben. Entdecke jetzt