Joels Sicht
Die Woche verging schneller als ich gucken konnte und doch pendelte sich zwischen Lion und mir langsam ein Muster ein.
Morgens holte ich ihn von Zuhause ab, in der Schule verbrachten wir, mal mit Vitus mal ohne, die Mittagspause und jedes mal stand ich am Ende wieder wie ein wahrer Collister im Gang rum und schaffte es einfach nicht Lion nach seiner Nummer zu fragen.
Auch Vitus hatte das mittlerweile bemerkt und zog mich damit mehr als einmal am Tag auf, gut meistens dann, wenn ich ihn damit aufzog, dass er sich nicht traute seinen Engel zu küssen.
Das durften wir am Wochenende auf Elias Geburtstag alle selbst miterleben und glaubt mir, wenn ich euch sage, dass seine Brüder heimlich darüber Wetten abgeschlossen hatten, wie lange es noch dauern würde bis Vitus endlich den Schritt wagen würde.
Maria war mittlerweile auch schon an dem Punkt angelangt, wo sie das Fazit geschlossen hatte, dass Vito wohl doch immer eine kleine Ausnahme bleiben würde und Vitus sich von Vincent, Valentin und Viktor doch mehr abgeguckt hatte als ihr lieb war.
Laut Valentin, der sich deutlich gegen diese Aussage gewehrt hatte, hatte Vitus sich nur alles von Vincent abgeguckt und war wohl genauso ein Feigling.
Ich hatte mich aus den Wetten gekonnt raus gehalten, einerseits, weil ich an meinen besten Freund glaubte und wusste, dass er Talia am besten kannte und genau wusste wann der richtige Zeitpunkt ist und zweitens, weil ich mindestens genauso ein Feigling war.
Ich meine, Vitus hatte es immerhin geschafft Talia nach ihrer Nummer zu fragen.
Ich hingegen klammerte mich an einen Tagesrhythmus mit Lion und auch, wenn ich mit jedem Tag mehr über ihn erfuhr und dieses Dauerlächeln trug, sobald ich in seiner Nähe war, hatte ich das Gefühl wir machten keinen Schritt voran.
Dazu war ich einfach zu unsicher, ich konnte ja nicht mal wissen, ob er überhaupt auf Jungs stand.
Bei meinem Pech war ich für ihn einfach nur seine erste Begegnung in einem neuen Land und sobald er sich eingelebt und neue Freunde gefunden hatte würden wir uns aus den Augen verlieren.
„Alles gut, Joel?" auf Vitus Frage nickte ich stumm und ließ ihn nur besorgt zurück blicken.
„Bist du dir sicher? Du bist heute schon den ganzen Tag so still. Und das passt nun mal so überhaupt nicht zu dir. Was ist los?" abwartend blieb Vitus mitten auf dem Schulhof stehen und ließ so auch mich bitten in meiner Bewegung inne halten.
„Es ist nur das Wetter. Es ist einfach viel zu heiß, findest du nicht auch. Wir sollten protestieren. Bei diesen Temperaturen kann man doch nicht verlangen, dass wir-"
„Joel hör auf" Vitus unterbrach mich mitten in meinem Redewall und ließ mich nervös zurück blicken.
„Diese Ausrede kauft dir vielleicht jeder andere ab, aber nicht ich. Also jetzt mal ehrlich Joel, was ist los?" kurz überlegte ich einfach wegzurennen und Vitus stehen zu lassen, doch entschied mich dann dazu es anzusprechen.
Ich meine, wenn mir jemand helfen würde, dann er.
„Denkst du, dass zwischen Lion und mir ist eine gute Idee?" brachte ich dann schließlich heraus und und ließ ihn sofort verwirrt zurück blicken ehe seine Gesichtszüge weich wurden.
„Es geht hier jetzt aber nicht wieder um deinen Prinzen oder?" meine Augen weiteten sich wie von alleine und hektisch schüttelte ich verneinend den Kopf.
„Nein nein also das hat nichts mit Neo zu tun. Obwohl doch, schon irgendwie. Ich hab keine Ahnung, ich hab nur einfach Angst mich zu verrennen, ich meine, Lion ist nur drei Monate hier. Das hat also doch gar keinen Sinn, es wird doch ähnlich wie bei Neo auch damit enden, dass ich alleine zurück bleibe. Und davon mal unabhängig, ich weiß doch noch nicht mal, ob er überhaupt auf Jungs steht. Es spricht also viel zu viel dagegen" zum Ende hin wurde ich immer leiser und senkte dann leicht den Blick.
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Augenblick zielgerichtet ins Herz
Teen Fiction6. Augenblick zielgerichtet ins Herz --> sechster Teil der -ins Herz Reihe. Ich rate, die anderen Bücher vorher gelesen zu haben:) Eigentlich war Joel jemand, der aufgrund seiner Vergangenheit jedes Recht dazu hatte, nicht jedem Menschen blind zu...