Augenblick zielgerichtet ins Herz

Kapitel 5

Joels Sicht

Am nächsten morgen stand ich wie angekündigt grinsend vor dem Haus von Lions Gastfamilie und klingelte merkwürdiger mit einer Vorfreude im Bauch, die ich mir nicht erklären konnte. 

Mir darüber Gedanken machen konnte ich dann aber sowieso nicht, denn wurde kurze Zeit später die Tür geöffnet und Lion erschien im Türrahmen.

„Hey" lächelnd begrüßte Lion mich und mich kurz in seinen Augen verlierend starrte ich ihn an ehe ich ein stotterndes Hey heraus brachte. 

Lion starrte mich daraufhin etwas überrascht an und trat dann neben mich. 

„Bereit deine erste amerikanische High School kennen zu lernen?" erwiderte ich dann noch und schaffte es diesmal wenigstens nicht zu stottern und deutlich selbstsicherer zu klingen. 

„Lass mich raten. Ich werde gleich auf die typischen Klischees aus allen Teenie Filmen treffen?" amüsiert blickte Lion mich an und und sorgte mit seinen Worten natürlich dafür, dass meine Mundwinkel sich zu einem Grinsen verzogen. 

„Ich kann dir auf jeden Fall sagen, dass, falls du schon immer mal auf die typischen Gruppen treffen wolltest, unsere Schule die perfekte Grundlage dafür bietet. Wir haben jede Gruppe, die du dir erträumen könntest" 

Augen rollend nahm der Braunhaarige meine Aussage in Kenntnis und sah mich dann herausfordernd an. 

„Lass mich raten. Du als Schulsprecher gehörst natürlich zu den Beliebten" 

Gut bis auf den Schulsprecher Part konnte ich dem zustimmen, obwohl man schon sagen musste, dass ich meinen Ruf hauptsächlich meinem Nachnamen verdankte.

Vincent und seine Brüder hatten eindeutig Fußstapfen für Vitus und mich hinterlassen, in die wir quasi unwillkürlich getreten waren. 

Nicht, dass ich was dagegen hatte. Co-Kapitän der Fußballmannschaft zu sein hatte schon seine Vorteile, genauso wie ein Liebling von Herrn Schützendorf zu sein. 

Dank Valentin, den Herrn Schützendorf wohl einfach nicht vergessen konnte, hatten Vitus und ich von Anfang an Pluspunkte gehabt, trotz dass wir Sportler waren und damit eigentlich zu den Schülern gehörten, gegen die Herrn Schützendorf aus Prinzip einfach etwas hatte. 

„Lass dich überraschen" kurz zwinkerte ich Lion zu und lief dann los und beobachtete aus dem Augenwinkel wie Lion einen Moment lang verdattert da stand ehe er mit schnellen Schritten aufholte. 

Die 15 Minuten Fußweg brachten wir dann damit rum über seine Gastfamilie zu sprechen, die wohl wirklich nett war und über die er sich bis jetzt echt nicht beklagen konnte. 

Lions Nervosität bekam ich dann wieder zu spüren als wir das Schulgelände erreicht hatten und beruhigend stupste ich ihn an. 

„Mach dir echt keinen Kopf, Lion. Meine Schule hat zwar die typischen klischee Gruppen, doch geht es bei uns lange nicht so weit, dass hier irgendwer gemobbt wird oder sonstiges. Das würde unser Schulsprecher nie zu lassen" 

„Also du?" 

Einen Moment lang starrte ich ihn verwirrt an ehe ich verstand was er meinte. 

„Äh ja genau ich" 

Beziehungsweise eigentlich Vitus. Mit einem Bruder, der gemobbt wurde und einer Schwägerin, die terrorisiert wurde, hatte Vitus von Anfang an sich immer für seine Mitschüler eingesetzt. 

Das hatte ich schon in der Middle School beobachten dürfen und so hatte es mich auch keines Falls gewundert, dass Vitus sich für Gerechtigkeit auch an unserer High School eingesetzt hatte.