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🌸Isabella🌸

"Hast du dich verlaufen Kleines?" lachte ein großer breitschultriger Mann und musterte mich mit zweifelhaftem Blick. Oh man, ich gehörte wirklich nicht hierher!

"Ich ehm... Soll hier Vortanzen..." murmelte ich und sah mich besorgt um.
Ich konnte immer noch nicht glauben wie tief ich in der Scheisse steckte.
Ich musste mein Studium abbrechen weil ich es mir nicht mehr leisten konnte, mein Vater hatte mir einfach den Geldhahn abgedreht weil ich es gewagt hatte meine eigene Entscheidung zu treffen.

Seit der Nacht mit Marten war mein Leben vollkommen aus den Fugen geraten. Wenn ich Helena nicht hätte wäre ich vermutlich auch noch Obdachlos geworden.

Die Nacht mit Marten war nun schon etwas über ein Jahr her und was soll ich sagen? Ich steckte nicht nur bis zum Hals in der Scheiße, sondern hatte nun auch noch die Verantwortung für ein Baby zu tragen.
Es ist mir wirklich schleierhaft wie dumm ein Mensch werden konnte wenn seine Gefühle mit ihm durch gingen.
Wir hatten nicht eine Sekunde daran gedacht zu verhüten und nun stand ich hier,  vor einem Stripclub und musste hoffen das die Tanzstunden die ich hatte als ich ein kleines Mädchen war, auch etwas nützten.

Helena passte in dieser Zeit auf meine kleine Tochter auf. Irgendwann würde ich schon wieder raus kommen aus diesem Schlamassel, aber bis dahin würde ich meine Sozialhilfe wohl oder übel mit ein wenig Tanzen aufbessern müssen.

"Dann komm mit, ich zeig dir wo du dich umziehen kannst." murmelte der Typ vor mir und schob mich grob vor sich her. Mein Puls raste so sehr das ich ihn sogar hören konnte. Dennoch würde ich ihm folgen den ich brauchte diesen Job, auch wenn ich ihn nicht machen wollte.

"Hier, vor dir tanzen noch zwei andere Mädchen. Du hast also noch was Zeit." murmelte er und ließ mich in der Umkleide zurück. Der Raum war überraschend sauber und hell. An der Wand waren drei Schminktische an welchen man sich für die Show vorbereiten konnte.

"Oh hi!" rief jemand gut gelaunt und setzte sich direkt auf eines der schwarzen Ledersofas. Erschrocken sah ich die Frau an bevor ich mich sammeln konnte.
"Hi..." krächzte ich und kramte meine Klamotten aus der Tasche. Viel hatte ich ja nicht, aber es musste genügen.

"Das erste Mal in so nem Laden?" grinste mein Gegenüber und musterte mich mitleidig.
"Ja schon..." gestand ich und seufzte schwer.
"Ohje... Ist aber halb so wild. Hier gibt's nur gucken, kein grabschen. Außer du willst das, dann kannst du dich extra für ein Separee eintragen lassen. Gibt dann natürlich mehr Kohle aber für den Anfang würde ich dir empfehlen sich an die neue Situation zu gewöhnen. " redete die Unbekannte auf mich ein. Ich lauschte ihr neugierig und nickte dann.
"Gott ich bin voll unhöflich! Ich bin übrigens Jackie. Die Mutti der Mädchen und unverzichtbares Inventar seit gut fünf Jahren." grinste sie und streckte mir die Hand entgegen.
"Hey... Freut mich. Ich bin Issy." stellte ich mich vor. Sie gab mir irgendwie das Gefühl das es hier doch nicht so schlimm sein würde.
"Freut mich Issy. Scheinst ne liebe Maus zu sein. Ich leg'n gutes Wort für dich ein. Haste was drauf? Oder brauchst du Hilfe?" fragte sie locker und schlug die Beine übereinander.
"Ich hab keine Ahnung." seufzte ich und fuhr mir durchs Gesicht. Jackie musterte mich einen Moment lang und schüttelte den Kopf.

"Du hast Probleme nicht wahr?" stellte sie fest und setzte sich neben mich. Ertappt starrte ich sie an, dann senkte ich den Kopf.
"Schlimm?" fragte sie und legte einen Arm um meine Schultern.
"Alleinerziehend mit nem drei Monate alten Baby, in einer WG und mit Sozialhilfe. Mein Vater hat mir jegliche Hilfe verweigert wenn ich das Kind nicht abtreibe... Wenn ich diesen Job nicht bekommen dann..." murmelte ich. Ich wusste nicht wieso ich ihr das erzählte, aber es tat gut es laut auszusprechen.
"Oh verdammt..." murmelte Sie und umarmte mich fest.
"Ich kenn das! Vor vielen Jahren ging es mir ähnlich. Ich bin in diesen Laden gestolpert und war einfach dankbar das man mir eine Chance gegeben hat.... Weisst du was? Ich rede mit dem Chef. Wenn du mir versprichst hart zu arbeiten dann hol ich dich aus der Scheisse. Du zeigst mir später mal was du drauf hast und ich helfe dir das deine Shows gut sein werden. Ich klopf ein bisschen Zeit dafür raus." redete sie wie ein Wasserfall und drückte mich nochmal.

"Ist... Ist das dein Ernst?" fragte ich und konnte nicht anders als zu weinen.
"Logo Kleine! Wir zwei stellen dich wieder auf. Ich hatte damals auch das Glück das mich die Frau vom damaligen Chef aufgegabelt hat. Was soll ich sagen, ich bin geblieben und würde mir nie wieder etwas anderes wünschen. Es war ne harte Zeit aber wenn du dich mal an den harten Umgangston gewöhnt hast dann ist es eigentlich ganz Geil hier." lachte sie und reichte mir ein Taschentuch.
"Ich ruf mal beim Chef an, dann verziehen wir uns in ein Separee." grinste Sie und sprang auf.

So schnell wie sie aufgetaucht war, war sie auch wieder weg.

Die rosa Socke Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt