Prolog

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Die Sonne stand schon hoch am Himmel, als das Mädchen, vor purer Aufregung, gar nicht still stehen konnte. Immer wieder ließ sie sich auf das bequeme Sofa fallen, stand wenige Augenblicke aber schon wieder auf den Beinen, um weiter durch das Zimmer zu tigern. Dabei fielen ihr immer wieder ihre blonden Strähnen ins Gesicht, welche sie auch sogleich zur Seite wischte. "Heute ist es endlich soweit" grinste sie voller Vorfreude und schmiss sich auf ihr großes Bett. Kurz darauf war sie aber wieder aufgesprungen, da die Tür geöffnet wurde. 

Ein Mann dessen Haare genauso blond waren, wie bei dem Mädchen und die Iriden, die  im selben violetten Farbton funkelten, hatte soeben das Zimmer betreten. Hinter ihm tauchte ein blauhaariger Mann auf, der auch sofort daraufhin wies, dass sie losmussten. "Komm, Laila" kamen die Worte mit einem warmen herzigen Lächeln aus dem Mund des blondhaarigen Mannes. Sein gesamter Körper wurde von einem roten Umhang verdeckt, bis auf der Arm, den er gerade zu seiner einzigen Tochter ausgestreckt hatte. Eilig lief das Mädchen zu ihrem Vater und zu dritt verließen sie das Zimmer. "Denkt daran, dass Ihr hier nach noch einen Haufen Arbeit erledigen müsst, Herr Julius" versaute der Berater des Königs auch schon die gute Stimmung. 

Der Ältere lachten nur, als er den Blick des Mädchens gesehen hatte, die den Blauhaarigen nur mit zusammengezogenen Augenbrauen betrachtete. Väterlich legte er eine Hand auf die Schulter von Laila, um ihr zu signalisieren, dass es völlig Ok sei. Was es aber irgendwie auch nicht war. Am liebsten würde sich der Blonde nach der Zeremonie aus dem Staub machen und nach neuer Magie Ausschau halten. So wie Marx aber drauf war, könnte das Heute etwas knifflig werden. Vielleicht hatte aber seine Tochter einen Plan, zumindest hatte sie dieses Lächeln auf den Lippen, welches sie wohl immer hatte, wenn ihr etwas eingefallen war. 

Ihr Ziel war der Grimoireturm im Innenbezirk des Königreiches. Normalerweise war die Zeremonie erst am morgigen Tag aber der Hochadel, wozu Laila zwar nicht zählte, die sie keiner königlichen Familie angehörte, erhielt ihre Zauberbücher schon immer einen Tag vorher, um wohl ihre höhere Stellung zu verdeutlichen. Auch wenn das Julius ein Dorn im Auge war, war er dennoch froh darüber, dass seine Tochter die Erlaubnis hatte auch heute teilzunehmen.  Wenn man es genau nahm, war Laila schließlich irgendwie eine Prinzessin auch wenn sie es verabscheute so genannt zu werden. Außerdem war der König der Magier erleichtert, dass nur wenige anwesend sein würden, er hatte ein seltsames Gefühl, was die Magie seiner Tochter anging.  

Sie war selten, wahrscheinlich so selten, dass Laila die Einzige war, die diese Magie beherrschte. Die Kontrolle über die vier Hauptelemente war alles andere als gewöhnlich. Feuer. Wasser. Erde. Wind. Zuerst hatte der Blonde gedacht, dass sie eine Feuermagierin war aber auch er war sichtlich sprachlos gewesen, als sich plötzlich auch die anderen drei dazu gesellt hatten.  Es war wahrlich erstaunlich gewesen, vielleicht auch etwas beängstigend. Vermutlich auch ein Grund weshalb er die Existenz einer Tochter geheim gehalten hatte. Nur wenige wissen, welchen Nachnamen Laila trägt. 

Laila Novachrono, die 15-Jährige Tochter des Königs der Magier, die am heutigen Tag ihr Grimoire erhalten sollte. Die besorgten Gedanken des Mannes neben ihr, kannte das Mädchen gar nicht. Viel mehr war sie damit beschäftigt darüber nachzudenken, wie ihr Zauberbuch wohl aussehen würde. Welche Farbe es hatte oder welche Verzierungen. 

Durch ein Portal hatten sie ihr Ziel schnell erreicht. Solid Silva war, neben Laila, der Einzige der heute ebenfalls sein Grimoire erhalten würde. Auch wenn er ein paar Monate jünger als die Blondine war, die im Sommer geboren wurde, war der junge Silberhaarige im selben Alter wie Laila. Sie würde dieses Jahr noch 16 Jahre alt werden, da die Zeremonie immer im März stattfand konnte sie letztes Mal nicht daran teilnehmen. 

Nur kurze Begrüßungen, flüchtige Blicke wurden ausgetauscht. Der Familie Silva, eine der drei Königlichen, war die Verwandtschaft von Julius und Laila wohl bekannt. Nach einigen Worten eines älteren Mannes ging es auch schon los. Zuerst leuchtete nur eines der unzähligen Bücher hellblau auf und sauste zielstrebig auf den Wassermagier zu.  Es hatte einige Verschnörkelungen auf beiden Seiten sowie ein dreiblättriges Kleeblatt auf dem vorderen Einband. 

Solid hatte sofort ein breites Grinsen auf den Lippen während er eilig zu seinen Geschwistern lief. Die Blondine kümmerte sich aber nicht darum sondern schaute weiterhin aufgeregt nach oben. Ein neugieriges Funkeln war in ihren Augen erschien. Sie war so gespannt, wie ihres wohl aussehen würde. Die Zeit verstrich. Sekunden fühlten sich an wie Minuten weshalb das junge Mädchen dachte, schon mehrere Minuten dort zu stehen obwohl nur ein paar Sekunden vergangen waren bis sich auch das zweite Grimoire zu erkennen gab. 

Das weiß glühende Zauberbuch, welches so grell strahlte, sodass Laila kurz die Augen zusammenkneifen musste, flog gemächlich auf sie zu. Als es in Reichweite war nahm es die Blondine auch sofort entgegen. Mit glänzenden Augen betrachtete sie das Buch in ihren Händen. Es war größtenteils weiß gehalten, besaß aber ebenfalls einige hellgraue Schnörkel an den vier Ecken auf Vorder-und Rückseite. Zudem gab es noch Verzierungen die an Flammen erinnerten, manche ähnelten wiederum Luftwirbeln wobei an manchen Stellen auch eindeutig Wassertropfen abgebildet waren. Wenige dieser hellen Striche bildeten jedoch noch ein Muster, was nach zerbröckelter Erde aussah. 

Erst als sich ein fröhliches Lächeln auf ihr Gesicht schlich, erblickte sie das Kleeblatt auf der Vorderseite des Grimoires. Vierblättrig. Es war Vierblättrig. Ob es Zufall oder Schicksal war, dass die Familie Silva schon gegangen war, war dem König der Magier wohl erstmal egal. Er war nur froh, dass niemand das Grimoire sieht außer Laila, Marx und er selber. Sein komischen Gefühl hatte wohl recht behalten. Wahrscheinlich war es der Beschützerinstinkt, welcher bei seiner Tochter am Größten war, als er ihr sagte, sie solle das Buch wegpackten. Ohne nachzufragen verstaute sie es in der Tasche, die um ihre Hüfte geschnallt war und extra dafür da war. Laila wusste selber, dass ein vierblättriges Kleeblatt eine Seltenheit war und einige Schmierfinke sich das liebend gerne unter den Nagel reißen würde. Trotzdem konnte sie sich die Freude nicht darüber verkneifen, endlich ein Zauberbuch zu haben. 

Marx war überrascht, bekam erst einmal kein Ton raus und schien irgendwie etwas abwesend. Zwischen Vater und Tochter reichte nur ein Blick und sie waren aus dem Turm verschwunden, auf der Jagd nach neuer Magie. Laila würde sich trotzt ihrer Neugier in Zaum halten und sich ihr Grimoire erst am Abend in Ruhe genau ansehen.  

Nebellichter // Black Clover FfWo Geschichten leben. Entdecke jetzt