10. Fast alle sind wohlauf

259 20 4
                                    


War dem Zeitmagier etwas zugestoßen? Kurz musste ich schmunzeln. Nein, das war es sehr wahrscheinlich nicht. Aber wenn doch... eilig schüttelte ich den Kopf, um diesen absurden Gedanken zu verwerfen. Ihm war bestimmt nichts passiert. Nur wo war er hin? Wo musste er so schnell hin? Klar, dass es etwas Wichtiges war. Ich musste ihn wohl fragen, sollte er sich wieder blicken lassen.

Ein klein wenig machte es mich wütend. Meine Hände ballte ich zu Fäusten, während ich ausdruckslos zu Boden blickte. Meine Wenigkeit hatte sich etwas entfernt von den anderen hingestellt. Vielleicht wäre das mit Fuegoleon und Leopold nicht geschehen, wenn er hier gewesen wäre. Diese Annahme machte sich jedoch aus dem Staub, als jemand seine Hand auf meine Schulter ablegte. Besser so, es war nicht die Schuld meines Vaters. Die Leute, die die Hauptstadt angegriffen hatten, trugen die alleinige Schuld daran.

„Worüber denkst du nach?", konnte ich die Stimme des älteren Windmagiers hören. War es so offensichtlich gewesen, dass ich in meinen Gedanken festhing? Oder kannte er mich, nach dieser kurzen Zeit, schon so gut, um das zu erkennen? „Nicht so wichtig" entgegnete ich lächelnd. Das war es auch. Es hatte keine Bedeutung, da es nicht der Wahrheit entsprach.

Makani schien mir das nicht wirklich abzukaufen, erwiderte jedoch nichts weiter. Zum Glück, auch wenn wohl auf meine Aussage beharrt hätte, hätte die Situation wohl nur zu einem kleinen Streit geführt. Darauf konnte ich gut und gerne verzichten. Noch für einige Augenblicke ließ der Ältere seine Hand auf meiner Schulter, ehe er sie wieder langsam herunternahm.

Der Rest unterhielt sich mehr oder weniger miteinander. Marx war auch aufgetaucht, was mir aber jetzt erst aufgefallen war. Wie lange stand der Blauhaarige schon dort? Nachdenklich musterte ich den Berater des Königs. Er versuchte ruhig und gefasst zu wirken, aber man konnte ihn ansehen, dass die Situation ihn etwas der Bahn geworfen hatte. Ob er wusste, wohin der Zeitmagier verschwunden war? Fragen kostet nichts.

Schnurstracks näherte ich mich dem Älteren also. „Marx" rief ich ihm zu, erhaschte sogar seine Aufmerksamkeit. Meine wurde jedoch von etwas anderem in Beschlag genommen. Diese magische Kraft... sie kommt mir sehr... vertraut vor.

Nur Sekunden später stand mein Vater zwischen einigen magischen Rittern. Unter seinem Arm hat er den Anti-Magier und in einer Kugel, die aus seiner Magie entstanden war, hielt er... „Oh? Einer der Feinde?" fragte Sol und sprach somit meine Gedanken laut aus. Die Tatsache meinen Vater unbeschadet vor mir stehen zu sehen, ließ ein Stein von meinem Herzen fallen.

Erleichtert atmete ich aus. Hatte ich die Luft angehalten? Weshalb und wann? Dem Windmagier war es auch aufgefallen, dass ich die angestaute Luft aus meinen Lungen gestoßen hatte. „Das war es also. Du hattest Angst" waren die Worte von Makani an mich. Leise genug sodass nur ich es verstehen konnte. „Hatte ich gar nicht" widersprach ich eingeschnappt. Ich hatte keine Angst. Wieso sollte ich auch Angst haben. Aber es stimmte, dass ich etwas besorgt war. „Ich war nur besorgt" erklärte ich ihm auch direkt, was ihn leise zum Lachen brachte.

Mimosa und sogar Klaus stürzten gleich auf Asta los, um ihm zu verkünden, wie sehr sie sich freuen, dass es ihm gut ginge. Irgendwie hatte ich das Bedürfnis, dasselbe bei meinem Vater zu tun. Hielt mich aber zurück, schließlich hielten wir immer eine gewisse Professionalität, wenn andere dabei waren. „Du kannst ihn doch auch umarmen?" flüsterte der Windmagier mir zu. Woher wusste er das schon wieder? Konnte er meine Gedanken lesen? „Keine Ahnung was du meinst" grummelte ich abwehrend und verschränkte die Arme vor der Brust.

„Man kann es an deinem Blick sehen" erläuterte Makani, weshalb ich ihn ansah. War das so auffällig? Es änderte dennoch nichts daran, dass ich auf der Stelle stehen blieb. Das führte nur dazu, dass der Ältere kommentarlos seine Hand auf meine Schulter legte. „Ich kann ihn auch noch später umarmen" erklärte ich ihm mein Handeln, was er auch irgendwie zu verstehen schien. Zumindest nickte er leicht.

Einige klärten meinen Vater auf, was genau geschehen war. Er war überrascht, besorgt. „Das jemand wie Fuegoleon für unbestimmte Zeit ins Koma fallen würde. Das war meine Fehleinschätzung" meinte er, ehe er zum Heilerturm aufsah. Damit hätte wohl niemand gerechnet.

Im darauffolgenden Gespräch erfuhr ich, dass der Anhänger, den der Feuermagier immer trug, gestohlen wurde und, dass die Organisation das Königreich hasste. Wieso war jedoch unklar, was ihre genauen Ziele waren, wusste auch niemand. Hoffentlich konnte der Gefangene mehr sagen. Obwohl. Wo war eigentlich die alte Schachtel? Noch bei Yuno und dem Mitglied des Schwarzen Stiers?

Meine Frage wurde beantwortet, da die besagten Personen auf einer kleinen Wattewolke angeflogen kamen. Meinem Ordenskameraden schien es wieder besser zu gehen, jedenfalls war er aufgewacht. „Noch einer der Feinde?" murmelte Sol und kratzte sich am Hinterkopf. Die Gefangene war noch bewusstlos. Bevor noch etwas unvorhergesehenes passiert, sperrte mein Vater sie in eine Zeitkapsel.

Das einzig spannende, was noch geschah war, dass Leopold aufgewacht war. Entschlossener als zuvor stand er an der Tür und gab sich dasselbe Brandzeichen an die Stirn, welches auch sein älterer Bruder hatte.

In den darauffolgenden Minuten verließen alle das Gelände bis nur noch mein Vater und ich übrigblieben. Genauso wie die zwei gefangenen, aber die brauchte man nicht mitzählen. Makani hatte sich mit einer Umarmung verabschiedeten sowie mit den Worten, dass wir uns bald wiedersehen werden.

„Ihr habt euch angefreundet" stellte der Zeitmagier fest. Scheint wohl so. Meine Antwort war ein Nicken. „Ich bin froh darüber" erwiderte ich noch, was ihn zum Lächeln brachte. Genau das war auch sein Ziel. Das der Adel sich nicht über die restliche Bevölkerung stellte. So wurde ich nicht erzogen. Alle waren gleich viel wert.

Die Gedanken schob ich aber beiseite und drehte mich zum Älteren um. „Ich bin froh, dass es dir gut geht" sprudelten die Worte aus mir heraus, was meinen Vater wohl wunderte, aber nicht davon abhielt wenig später seine Arme, um mich zu legen. „Ich bin ebenfalls froh, dass dir nichts zugestoßen ist" meinte er lächelnd. Mit den darauffolgenden Worten zerstörte er jedoch die großartige Stimmung.

„Doch sag mir Laila... Was für Magie hast du gesehen? Gegen wen hast du gekämpft? Welche Zauber hast du beobachten können?" bombardierte er mich mit Fragen und hatte dabei dieses Glitzern in seinen Augen, was typisch für ihn war. Lachend hielt ich mir den Bauch ehe ich begann alles zu erzählen.     

Du hast das Ende der veröffentlichten Teile erreicht.

⏰ Letzte Aktualisierung: Oct 17, 2021 ⏰

Füge diese Geschichte zu deiner Bibliothek hinzu, um über neue Kapitel informiert zu werden!

Nebellichter // Black Clover FfWo Geschichten leben. Entdecke jetzt