6 - Erkenntnis

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Schweißgebadet schreckte ich hoch und japste nach Luft. Was war gerade geschehen?! Wie wild sah ich um mich und es brauchte einige Momente bis ich realisierte, dass ich mich gar nicht mehr im freien Fall befand.

Ich atmete erleichtert auf, als ich feststellte, dass ich mich stattdessen in einem Bett befand, einem Bett, das ich sehr gut kannte, denn es war mein eigenes.

„Ran?", sagte jemand neben mir und ich erblickte Conan, der mich voller Sorge ansah.

Als er meinen Namen aussprach, spannte ich mich unwillkürlich an. Es hörte sich mit einem Mal so fremd an, meinen eigenen Namen zu hören. Aber warum nur?

Wortlos starrte ich den Kleinen an. In dem, was ich gerade erlebt hatte, war er gar nicht da gewesen. Es war, als wenn er gar nicht existiert hätte, einfach aus meinem Gedächtnis gelöscht.

Ohne etwas zu sagen, schloss ich ihn sanft in meine Arme. Ich wollte nicht, dass die Ereignisse, die ich scheinbar erlebt hatte, Realität würden, denn was sollte denn dann aus diesem kleinen Detektiv werden?

„Ist alles in Ordnung, Ran?", fragte Conan, er schien sich sichtlich Sorgen um mich zu machen. Von meiner plötzlichen Umarmung schien er etwas verwirrt zu sein, aber ich wollte ihn nicht loslassen, zu sehr noch hing ich diesem Albtraum hinterher und Conan war meine einzige Verbindung zum Hier und Jetzt.

„Ja", meinte ich und atmete einmal tief durch. „Alles in Ordnung."

Nachdem wir noch einen Moment so verweilten, ließ ich ihn schließlich los. Komisch. Wenn ich ihn so ansah, erinnerte er mich irgendwie an mich selbst, als ich in geschrumpfter Form umhergelaufen bin. Bei der Erinnerung daran blickte ich augenblicklich auf meinen eigenen Körper herab, nur um dann erleichtert festzustellen, dass ich nicht mehr wie ein kleines Kind gebaut war.

Eigentlich hätte mir dies klar sein müssen, denn immerhin schienen die Möbel nicht wieder übergroß zu sein und auch Conan hatte ich in gewohnter Weise in die Arme schließen können. Dennoch war ich unheimlich beruhigt, wieder ich selbst sein zu können.

War das Alles etwa nur ein Traum gewesen? Nein. Es war so realistisch gewesen, das konnte unmöglich nur eine Fiktion gewesen sein und es war mir ein Rätsel, wie mein Unterbewusstsein eine solche Geschichte hatte erschaffen können.

Es hört sich zwar unwirklich an, durch eine Droge auf die Körpergröße eines kleinen Kindes zu schrumpfen, aber irgendetwas sagte mir, dass ein Fünkchen Wahrheit in dem steckte, was ich im scheinbaren Traum erlebt hatte.

Noch einmal sah ich Conan an, wie er mich mit seinen großen Augen anschaute. Ich hatte oft das Gefühl, dass er mehr als nur ein kleiner Junge war, der gerne Detektiv spielte. Er wirkte in manchen Momenten viel erwachsener, als er sein sollte, fast so wie Shinichi selbst. Und auch die Art, wie er meinen Namen ausgesprochen hatte, erinnerte mich an Shinichi. Konnte es sein...?

Schweigend schüttelte ich den Kopf und ließ ihn auf meine Knie sinken. Nein, das war nicht möglich. Das, was ich erlebt hatte, war nur ein Traum gewesen, nichts davon entsprach der Realität. Ich seufzte leise, als ich versuchte, das im Traum erlebte ruhen zu lassen.

„Lass uns was frühstücken", meinte ich schließlich und Conan nickte eifrig.

„Au ja!", rief er mit der Begeisterung, wie sie nur ein Kind verströmen konnte und war auch schon im Begriff, davonzustürmen.

Ich lächelte. Am Ende waren die Erlebnisse eben nur ein Traum, ein Hirngespinst meines Unterbewusstseins. Und ich würde verhindern, dass der Traum wahr werden würde, denn letztlich zählte nur diese Realität und das, was noch vor mir lag. Nichts weiter.

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