chapter five

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"She lives in daydreams with me."

Es war ein junger Mann, der lässig zu Mr. Harrison schlenderte und sich neben ihn gesellte. Er war mindestens genau so groß wie Brandon, trug eine schwarze Jeans und ein weites hellblaues Hemd, das ihm locker über den Oberkörper fiel. Die ersten drei Knöpfe hatte er offengelassen, was einen Blick auf seine Brust freigab, die scheinbar mit einem Tattoo verziert war. Was es genau war, konnte ich von hier nicht ausmachen.

„Oh mein Gott", hörte ich Grace hinter mir sagen und irgendwie sprach sie das aus, was ich dachte. Ich würde es niemals laut zugeben, aber dieser Kerl sah verdammt nochmal gut aus.

„Mr. Colman wird das letzte Schuljahr in dieser Klasse verbringen", erklärte unser Lehrer und inspizierte seinen Nebenmann mit einem kritischen Blick. „Es wäre gut, wenn ihm jemand erklärt, wie weit wir mit dem Stoff hier sind. Suchen sie sich einen freien Platz, Colman." Mr. Harrison zeigte auf die Klasse und widmete sich dann seiner Aktentasche.

Aus dem Augenwinkel sah ich, wie sich die meisten Mädchen in eine aufrechte Position begaben, sich die Haare richteten und ein zuckersüßes Lächeln aufsetzten. Oh Gott, kam mir gerade das Frühstück wieder hoch?

Der Neue setzte sich in Bewegung und ließ den Blick durch die Klasse schweifen. An den Füßen trug er schwarze Boots, die aus irgendeinem Grund sein gesamtes Outfit abrundeten. Ich wusste nicht, wann ich das letzte Mal einen Mann mit so einem guten Geschmack gesehen hatte.

Plötzlich vernahm ich ein Räuspern neben mir und ich bemerkte, dass die schwarzen Boots nun direkt vor mir stehen geblieben waren. Hatte ich gerade wirklich die ganze Zeit auf seine Schuhe gestarrt?

Kurz schloss ich die Augen, schluckte die aufkommende Scham in mir hinunter und blickte dann auf. Der Neue stand tatsächlich direkt neben meinen Tisch und beobachtete mich mit einem amüsierten Lächeln im Gesicht.

„Gefallen sie dir?", fragte er und ich versuchte angestrengt, nicht auf seine perfekte Stimme zu achten.

„Hm?", war das Einzige, das über meine Lippen kam.

Er lachte erneut und dieses Mal zeigte er dabei auch seine Zähne. Weiße, verdammt perfekte Zähne. „Meine Schuhe. Du hast sie angestarrt, deshalb habe ich mich gefragt, ob sie dir gefallen oder ob du sie schrecklich findest." Nachdrücklich zeigte er sogar mit dem Zeigefinger auf die schwarzen Stiefel.

Ich versuchte zu lächeln, wobei ich vermutlich kläglich scheiterte. „Ich habe mich nur gefragt, wer bei diesen Temperaturen solche Stiefel trägt." Eine Lüge, Evelyn, ernsthaft? Aber irgendwie war da ja was dran.

„Das wäre dann vermutlich ich", antwortete der Neue und ich gab mir in Gedanken eine Ohrfeige. „Ist dieser Platz noch frei?" Er zeigte auf den leeren Stuhl neben mir und schon bevor ich bestätigend nickte, zog er ihn hervor und nahm darauf Platz.

Einen kurzen Blick warf ich hinter mich. Grace war bereits so rot angelaufen, dass ich wusste, wie schwer es ihr fiel, nichts zu der ganzen Szene zu sagen. Die anderen Mädchen schauten mir böse entgegen, aber das war mir herzlich egal, schließlich hatte ich ihm meinen freien Stuhl nicht auf den Präsentierteller gesetzt.

„Ich heiße übrigens Adrik."

Interessiert wanderte mein Blick wieder zu dem Neuen. Die Ärmel seines Hemdes hatte er mittlerweile ein gutes Stück nach oben gekrempelt. Somit konnte ich nun auch sagen, dass seine Oberarme trainiert waren, aber nicht zu sehr.

„Ich bin Evelyn, aber du kannst mich Eve nennen", stellte ich mich Adrik vor und war überrascht, dass ich den zweiten vollständigen Satz ohne zu Stottern herausgebracht hatte. Kurz schaute er mir in die Augen und ich drohte gleich von diesem Stuhl zu kippen. Dieses grün war sage und schreibe atemberaubend.

Condition - BedingungWo Geschichten leben. Entdecke jetzt