eleven

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"It's not consent if you make me afraid to say no again."

Als ginge es um Leben und Tod schleppte Grace mich zurück in das Wohnzimmer und somit in das Zentrum der Party. Dort war alles so, wie ich es verlassen hatte. Es war immer noch voll, stickig und die Musik viel zu laut. Cathy und Rachel lachten immer noch miteinander und in der Zwischenzeit konnte ich auch Brandon auf einer der Couches ausfindig machen.

Grace begann sich wieder zum Takt der Musik zu bewegen und ich fragte mich wirklich, warum sie mich unbedingt hier haben wollte. Ich seufzte und wollte mich gerade zu Brandon gesellen, als ich sah, wie er sich mit einem blonden Mädchen unterhielt. Mit Sicherheit konnte ich sagen, dass das nicht Grace war, denn ich hatte so wenig getrunken, dass ich sie nicht doppelt sehen konnte. Außerdem war sie komplett in schwarz gekleidet.

Mein bester Freund schaute dem Mädchen tief in die Augen und nickte beinahe durchgehend zu dem, was sie sagte. Er flirtete doch nicht mit ihr, oder? Sollte ich das Ganze unterbinden? Hilfesuchend schaute ich zu Grace, doch die war immer noch mit dem Tanzen beschäftigt und ich wollte ihre gute Laune nicht verderben.

Natürlich durfte sich Brandon mit anderen Mädchen unterhalten. Wenn ich etwas nicht verstand, dann Partner, die einem versuchten so etwas zu verbieten. Dennoch bereitete mir Brandons Blick Sorgen. Es sprach doch nichts dagegen, wenn ich mich zu den beiden auf die Couch setzen würde, oder? Schließlich war Brandon mein bester Freund.

Mit diesem Entschluss wollte ich mich in Bewegung setzten, doch genau in diesem Moment, drehte das Mädchen ihren Kopf zu mir, zog die Augenbrauen zusammen, stand auf und verschwand einfach in der Menge. Komisch.

„Was war das denn?", fragte ich verwundert und ließ mich neben Brandon auf die Couch plumpsen. Ein Glück, dass es hier überhaupt noch einen freien Platz gab.

Lächelnd widmete Brandon sich mir zu. „Was war was?"

Ich runzelte die Stirn und zeigte hinter uns. „Das Mädchen, mit dem du gerade gesprochen hast und das dann plötzlich verschwunden ist. Wer war das?"

Als wäre nichts dabei, zuckte Brandon mit den Schultern und heftete seinen Blick auf Grace. „Ach das", setzte er an. „Sie hat mich nur gefragt, wo man hier etwas zu Trinken findet."

Das sollte ein Witz sein, oder? Brandon lachte aber nicht und er korrigierte sich auch nicht. Die beiden hatten viel zu lange miteinander gesprochen, als dass sie nur so eine simple Frage gestellt hatte. Es wusste doch jeder, dass es Getränke in der Küche gab und beinahe überall um uns herum. Man entkam dem Alkohol quasi gar nicht.

Außerdem hatten sie sich so tief in die Augen geschaut. Irgendwie kam mir die Sache seltsam vor und irgendwie hatte ich das Gefühl, dass ich dieses Mädchen schon mal irgendwo gesehen hatte. Aber ich beschloss meine Klappe zu halten, da ich bereits ahnte, dass dieses Gespräch keinen weiteren Sinn haben würde.

Nachdem wir uns eine Weile unterhalten und gelacht hatten, stand Brandon auf und legte die Hände auf Grace' Hüften. Zusammen tanzten sie weiter und mein Herz ging auf, da die beiden wirklich ein tolles Paar waren. Cathy und Rachel hatten sich auf die Suche nach einem Badezimmer gemacht und so saß ich nun völlig alleine auf dieser Couch und beobachtete die Leute um mich herum. Neunzig Prozent davon war betrunken und konnte sich kaum noch auf den Beinen halten. So auch der Kerl, der sich irgendwann schweratmend neben mir niederließ und mich einfach anstarrte. Er war mir so nahe, dass sich unsere Knie berührten und in seiner Gegenwart wurde der Geruch nach Alkohol noch stärker. Seine Lider waren schwer und er schluckte, während er mich immer noch anstarrte.

„Ist irgendwas?", fragte ich genervt und zog die Augenbrauen in die Höhe. Bitte verschwinde einfach, betete ich. Es mochte vielleicht verzweifelt wirken, dass ich hier so alleine saß, aber für mich war das vollkommen okay. Ich liebte es, die Menschen zu beobachten und mir Geschichten zu ihnen zu überlegen. Er störte meine Fortschritte.

„Was macht so ein hüüübsches Mädchen so alleine hier?" Er lallte und als er den Mund aufmachte, roch es noch mehr nach Alkohol. Ich gab mir wirklich Mühe, das Gesicht nicht zu verziehen.

„Meine Freunde sind gleich da drüben." Ich zeigte auf Brandon und Grace, die gerade mit dem Rücken zu uns standen. Der Fremde versuchte, meinem Zeigefinger zu folgen, und kniff die Augen zusammen. Ich war mir sicher, dass ich ihn schon mal in der Schule gesehen hatte, aber er war in keinem meiner Kurse.

„Die stört es doch bestimmt nischt, wenn ich disch entführe." Er legte seine Hand auf meinen Oberschenkel und ich rückte sofort ein Stück von ihm ab.

Ich griff nach seiner Hand und schob sie von meiner Haut. „Nein danke", sagte ich klar und deutlich. War es nicht traurig, dass ich direkt, nachdem ich die Worte ausgesprochen hatte, wusste, dass er nicht darauf hören würde?

Als hätte ich das unabsichtlich getan, legte er seine Hand zurück auf meinen Oberschenkel und drückte dieses Mal auch noch zu. Sein Gesicht näherte sich meinem und ich presste die Lippen zu einer schmalen Linie zusammen, als ich den Kopf von ihm drehte.

„Ach komm schon", hauchte er in mein Ohr und eine Gänsehaut der schlechten Sorte ummantelte mich. Seine Hand wanderte ein Stück höher. „Du willst es doch auch."

„War das nein nicht deutlich genug für dich?" Der Blick des Fremden wanderte hinter mich und seine Augen wurden groß. Sofort entfernte er sich von mir und nahm die Hand von meiner Haut. Die Erleichterung überkam mich und ich stoß die ganze Luft aus, die ich gerade angehalten hatte. Als ich mich ein wenig beruhigt hatte, blickte ich ebenfalls hinter mich.

Adrik.

Sein Blick war nicht auf den Kerl, sondern auf mich geheftet. In seinen Augen spiegelte sich Wut und Sorge.

„Bist du ihr Freund oder wasss?", zischte der Fremde neben mir. Scheinbar konnte er es einfach nicht lassen.

Kurz schaute Adrik schnaubend an die Decke, bevor er sich mit beiden Armen auf der Rückenlehne der Couch abstützte. „Hör jetzt gut zu", setzte er an. Seine Stimme war leise, aber bedrohlich. „Es ist verdammt nochmal egal, ob ich ihr Freund bin oder nicht. Ein nein bedeutet nicht vielleicht oder ich überlegs mir nochmal, wenn du mich berührst. Wenn sie nein sagt, dann solltest du dich verpissen. Hast du das verstanden?"

Nach seiner Ansage wirkte es, als wäre es komplett still im Haus geworden. Dabei lief die Musik immer noch und keiner hatte etwas von all dem mitbekommen. Als der Kerl ein leises ja, schon okay raunte, fiel Adriks Blick wieder auf mich. „Sollen wir an die frische Luft, dear?"

Innerlich verfluchte ich mich selbst, als mein Herz bei seinen Worten schon wieder einen Sprung machte. Sein Angebot kam aber ziemlich passend. Ich musste dringend hier raus.

Schluckend nickte ich, stand auf und lief um die Couch. Dankbar griff ich nach Adriks Hand, die er mir in diesem Moment entgegenhielt. Er ging sicher, dass ich bei ihm blieb und mich niemand blöd von der Seite anmachte, während wir uns einen Weg nach draußen bahnten. 

Condition - BedingungWo Geschichten leben. Entdecke jetzt