ASDS/Kurzgeschichten

Feuer (Teil 3)

Sicht Franco
Ich drückte jetzt schon 40 Minuten. Oli sagt mir, es sei sinnlos noch zu drücken. Wir hatten sie verloren. Aber ich wollte es nicht so hinnehmen. Mir rollten die Tränen übers Gesicht. Sie konnte uns doch nicht einfach verlassen. Ich wusste, dass sie eine Kämpferin war und drückte. Nach weiteren 10 Drücken verließ mich meine Kraft und ich realisierte, das es nichts mehr bringt und hörte auf zu drücken. Oli holte eine weiße Decke hervor und legte diese über Jackys Körper.

Ihr dachtet es ist vorbei?

Falsch gedacht! Lest schnell weiter!

Genau in diesem Moment hörte ich wieder das leise Piepen des EKGs. Erst dachte ich, dass ich es mir nur einbildete. Also warf ich eine Blick auf das EKG und konnte es nicht fassen. Wir hatten sie wieder. Jacky LEBT. Sie LEBT. Ich wusste doch, dass sie ein Kämpferin ist. Das war zwar keine Überlebensgarantie. Aber sie LEBTE. Das war alles zu viel für mich und auf einmal wurde mir schwarz vor Augen. Als ich meine Augen wieder öffnete, sah ich, dass Oli über mir stand und mich besorgt anschaute und fragte: „Geht's wieder?" „Ja, Ja. Alles gut. Es war einfach zu viel für mich." ,sagte ich schnell, um ihn zu beruhigen. Danach setzte ich mich auf den Beifahrersitz vom RTW, in dem Jacky lag, und atmete noch mal tief durch. Das alles fühlte sich wie ein schlechter Traum an. Ein Albtraum. Es war aber Realität. Dann kam auch schon Yannik und fuhr los zur Klinik am Südring. Es fühlten sich an wie Stunden. Zum Glück verlief die Fahrt ohne weitere Zwischenfälle. Als wir ankamen und ausstiegen, lief Birgit, die diensthabende Ärztin in der Notaufnahme, herbei und half uns die Trage aus dem RTW zu holen. Als sie dann Jacky auf der Trage erkannte, schaute sie kurz geschockt, faste sich aber wieder und schob sie dann in den Schockraum. Oli machte eine kurz Übergabe und ging mit mir zusammen in den Wartebereich. Dort setzte ich mich auf einen Stuhl und vergrub mein Gesicht in den Händen. Das bemerkte Oli. Dieser kam dann auf mich zu und fragte: "Soll ich dich für heute vom Dienst abmelden?" Darauf antwortete ich: "Ja. Bitte." Denn es hatte keinen Sinn mehr zu Arbeiten. Ich wollte nur wissen, wie es Jacky geht. Auf einmal merkte ich, wie im Schockraum Hektik aufkam. Ich wollte mir gerade nicht vorstellen, was da vor sich geht. Bestimmt ging es Jacky wieder schlechter. Sie wird es sicher nicht mehr schaffen. Aber ich durfte jetzt nicht aufgeben. Ich musste weiter an sie glauben und hoffen. Da merkte ich, wie mir Tränen übers Gesicht liefen. Früher wurde mir beigebracht, wer weint ist schwach. Aber ich konnte es nicht zurückhalten. Ich musste Weinen. Auf einmal merkte ich, wie mich jemand in den Arm nahm. Also schaute ich kurz auf und sah Oli. Auch dieser hatte Tränen in den Augen. Er versuchte mich aufzumuntern, aber auch er wusste, das sie es wahrscheinlich nicht schaffen wird. So warteten wir dann 1 Stunde bis Birgit aus dem Schockraum und auf uns zu kam. Sofort sprang ich auf, ein bisschen Hoffnung hatte ich noch, dass Jacky lebte. Ich fragte Birgit: "Und wie geht es Jacky? Bitte sag nicht, das sie tot ist." "Eigentlich darf ich es euch nicht sagen. Aber weil ihr es seit. Erstmal Entwarnung. Sie lebt. Wir mussten sie nochmal 10 Minuten reanimieren, haben es aber geschafft sie wieder zurück zu bekommen. Sie liegt jetzt auf der IS im künstlichen Koma.", antwortete sie auf die Frage. "Darf ich zu ihr?", war meine nächste Frage. "Ihre Eltern sind informiert. Und weil ich wusste, dass du mich das fragst, habe ich sie auch gefragt. Und natürlich dürften ihre Kollegen zu ihr." Mir viel ein Stein vom Herzen. Ich war so glücklich, sodass ich Oli und Birgit umarmte. Danach machte ich mich mit Oli auf zu Jacky. Auf der IS angekommen informierten wir uns, wo sie lag. Als wir eintraten, zerbrach es mir das Herz. Wie sie da so lag. Mit den ganzen Schläuchen, Kabeln und Geräte. Ich setzte mich neben ihr Bett und nahm ihre Hand.