Chapter 4: Höllenfeuer

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Schweißgebadet starrten vier Teenager schockiert auf das Schauspiel vor ihnen: Von der Puppe, die vor einem Bruchteil einer Sekunde noch seelenruhig auf ihrem Platz stand, war nichts mehr übrig geblieben. Eine Dunkelheit, die sich anfühlte, als würde sie die Seelen der jungen Menschen befallen, hatte sich breit gemacht. Ein dynamischer Wind wütete und zerrte an Haaren und Kleidung der vier. Inmitten davon: ein gigantisches Farbenspiel, dass sich in ein rotierendes Loch senkte. Die Fensterscheiben, oder das, was davor schon von ihnen übrig geblieben war, wurden schon längst aufgrund der Wucht aus ihren Rahmen gerissen, und die spehrliche Einrichtung wurde an die Wände gedrückt.

Auf dem Boden befand sich Misheru, der es aufgrund der Windkraft kaum möglich war, aufzustehen. Mit ihrem Schwert in der einen, und den Fingern ihrer anderen Hand, die sich vor Schock in die Dielen des Bodens versenkt hatten, versuchte sie, sich aufzurichten. Die vielen verschiedenen Farben, von denen sie sicher war, dass sie auf dieser Welt nicht existierten, spiegelten sich in ihren Augen.

„VERDAMMT!" hörte sie Megumi hinter sich rufen, und zum ersten Mal empfand sie pure Hilflosigkeit. Wenn sogar Megumi nicht weiter wusste, was würde dann nur passieren?
Bevor sie sich versah, wurde Mish von einer unbekannten Kraft vom Boden gehoben, und konnte wieder stehen. Es war Yuji, der sie an der Hüfte gepackt und hochgezogen hatte. Als ihr das bewusst wurde, lief Mish scharlachrot an, doch ihr wurde sogleich bewusst, dass jetzt keine Zeit dafür war! Hier ging es jetzt um Leben oder Tod!

„Ich habe eine Idee! Ich kann es womöglich mit meinem Feuer erledigen!" sprach Deria den Gedanken, der ihr eben in den Kopf gekommen war, laut aus.
„Ihr solltet lieber verschwinden!" Rief sie laut im Richtung Megumi, Yuji und Misheru.
„Und was ist mit dir?!" rief Megumi verdattert zurück. „ICH WEIß SCHON WAS ICH TUE!" Beteuerte sie, doch setzte ein leises „Oder auch nicht" hinzu. „Nein Deria, wir-" fing Yuji an, doch Deria ließ sich nicht beirren.
„Nun gut, verschwinden wir." gab Megumi sich geschlagen und verschwand im Schlepptau mit Yuji und Misheru.

POV Deria:
„Verdammt." sprach Deria konzentriert ihren Gedanken aus. Das Loch kam immer näher und der Wind wurde immer stärker, es schien, als würde es sie einsaugen, wenn sie ihm zu nahe käme. Inmitten des Strudels befand sich das Päckchen, der Finger, den sie unbedingt beschaffen mussten. Sie hatte wirklich nicht damit gerechnet, dass sie schon nach einer Woche auf dieser Schule um Leben oder Tod kämpfen müsste, doch jetzt war es so, und sie konnte nichts tun...außer...
Höllenfeuer. Deria wusste noch nicht viel über ihre Fähigkeiten, doch sie vermutete, dass ihre Fluchkraft aus der Hölle stammte. Es war nichts weiter als ein Gefühl, das ihre Vermutung bestärkte, doch ihre Intuition täuschte die 17-jährige selten. Schon damals lobte ihre Tante sie für ihren Scharfsinn, doch das war Vergangenheit...
Doch jetzt gab es keine Tante, die ihr half. Es gab nur sie, dieses Loch, und diesen Finger, den sie um jeden Preis holen musste.
Entschlossen hob sie ihre Hände und konzentrierte sich, während die Sogkraft immer stärker wurde, und sie mit zusammengekniffenen Augen die flackernden Lichter und Haare, die ihr ins Gesicht peitschten, versuchte, auszublenden.

Sie war noch weit davon entfernt, Pyrokinese einwandfrei auszuführen, doch sie konnte es zumindest heraufbeschwören. Da sie nicht wusste, wie das ausgehen würde, war es wirklich besser, dass sie die anderen weggeschickt hatte. Sie würden es ihr noch danken.

Und auf einmal wurde es hell.
Eine immense Welle an Hitze durchströmte den Raum, das Haus, und Deria selbst. Es war das brutale Licht, dass sie zwang, ihre Augen zu öffnen, und sie erstarren ließ.
Blaue Flammen die bis an die Decke reichten fraßen sich in die Wände, dem Bode, und schließlich sogar in dieses Loch, aus dem man plötzlich grelle Schreie vernehmen konnte.
„Scheiße!" rief Deria, als ihr auffiel, dass sie gar nicht wusste, wie sie den Finger beschaffen sollte, ohne ihn aus Versehen zu verbrennen. In ihren Augen spiegelten sich die himmelblauen Flammen wider, und irgendwie fühlte es sich gut an. Ja, sie genoss die Schreie, die langsam aber sicher verstummten, und sie genoss die Macht, und es fühlte sich an, als hätte sie einen Vogel, der seit seiner Geburt eingesperrt war, endlich fliegen lassen.

Wink des Schicksals [hiatus]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt