Deria starrte auf Mishs Rücken, die einige Meter vor ihnen neben Yuji lief - die beiden schienen in ein Gespräch vertieft zu sein. Neben Deria selbst spazierte Gojo, und ein wenig abseits von Deria Megumi, der die Servierte nun entsorgt hatte.
Sie seufzte. Eigentlich hätte es ihr gefallen, doch sie hatten bisher noch kein einziges Wort gesprochen, und sie wusste auch nicht recht, wie sie eine Konversation beginnen sollte. Oder vielleicht doch?
„Gojo, was hat es mit diesen ‚Fans' auf sich?" fragte sie, während sie ihm einen kurzen Seitenblick zuwarf.
„Oh, nichts weiter." Irgendwie fuchste es sie, dass er nicht näher erklärte, doch das würde sie schon noch herausfinden. Sie blickte nach oben in den dunklen Himmel, während Straßenlaternen ihr Gesicht erhellten.
„Hey Morgenstern, du blutest." hörte sie seitlich von sich Megumi sprechen, der mit den Händen in den Hosentaschen neben ihnen her schritt. Nun bemerkte sie es auch, als sie eine warme Flüssigkeit unter ihrer Nasenspitze fühlte. Nasenbluten? Sie könnte sich nicht entsinnen, dass sie auch nur ein einziges Mal Nasenbluten hatte. Woher kam das plötzlich?
Unwirsch wischte sie sich das Blut zur Seite.
„Du hast da immer noch was." bemerkte Gojo, woraufhin sie nur die Augen verdrehte und ihn anblickte. „Wie soll ich es denn bei diesen Lichtverhältnissen und ohne Tuch auch richtig wegbekommen?" fragte sie genervt, bevor sie eine Sekunde später von Gojo angehalten wurde, der ein Taschentuch aus seiner Hosentasche hervorzog. „Wo hast du das denn her?" fragte sie misstrauisch.
Er grinste geheimnisvoll. „Na für genau solche Notfälle, für was auch sonst?"
„Eh...ja, sicher." Nein, sie würde nicht aussprechen was sie dachte.
Als er dabei war, ihr den Rest des Blutes unter der Nase wegzuwischen streckte sie ihren Rücken automatisch ein wenig hinten und hielt den Atem an. Sie konnte wieder sein Parfum riechen, dass sie schon einmal gerochen hatte, als sie ihm so nahe war. Während der Prozedur blickte sie ihm in die Augen- nein eher auf die dunkle Sonnenbrille, weshalb ihr Blick an ihm vorbei zu Megumi glitt, der ihr ebenfalls kurz einen Blick zuwarf, bevor er weiterlief.
Sie widmete ihre Aufmerksamkeit wieder Gojo, der vergnügt „Erledigt." sagte.
„Danke." antwortete sie und schaute nach vorn zu den anderen, die bereits ziemlich weit vor ihnen angekommen waren. Sie kaute ein wenig auf ihren Lippen herum, während sie verzweifelt nach einem Gesprächsthema suchte. Ihr Blick fiel wieder auf den Sternenhimmel.
„Faszinierend, oder?" fragte Gojo, der sie eben beobachtet hatte. „Ja, sie sind wunderschön." sagte sie ein wenig emotionslos, doch sie wusste nicht einmal weshalb. Irgendwie fühlte sich das wie eines dieser billigen Teenie Dramen an.
„Ich wollte mal Astronautin werden...neben meinen Tausend anderen unrealistischen Berufswünschen." führte sie das Gespräch fort, gespannt, was er darauf antworten würde.
„Warum denn unrealistisch?" fragte er verwundert.
„Naja...du brauchst erstens die körperlichen Vorraussetzungen, dann musst du ein Genie in Mathe und Physik sein, und dann musst du das Glück haben, überhaupt für eine Mission ausgewählt zu werden. Wenn ich ehrlich bin, wollte ich eigentlich nur das Weltall sehen. Es ist ein Mysterium. Ich stelle es mir so still und wunderschön zugleich. Und außerdem hasse ich Mathe, also wäre das wohl sowieso nichts geworden." sie lachte ein wenig, während er ihr aufmerksam zuhörte.
„Aber irgendwie...habe ich kein Ziel mehr. Ich habe viele Wünsche, für die ich mich aber nicht entscheiden kann. Ich will Vieles erreichen, weiß im Endeffekt aber nicht einmal, was genau. Ich kämpfe quasi für einen unbekannten Traum.
Traurig, nicht?"
Irgendwie mochte er es, wie sie über die Welt philosophierte, und alles analysierte. In ihren jungen Jahren verstand sie wahrscheinlich mehr vom Leben, als die meisten.
„Du solltest auf das vertrauen, was du am besten kannst. Sieh mich an, ich bin der stärkste Jujuzist, und deshalb lehre ich es euch." riet er ihr.
„Das ist nicht so einfach wie du denkst, zumindest für mich." antwortete sie und umschlang ihre Arme; irgendwie war es doch recht kühl.
„Wie machst du das?" fragte sie, ehe sie ihre Arme wieder löste. Sie erklärte zwar nicht näher, was sie meinte, doch sie war sich sicher, dass er es verstand. Wie konnte er nur in jeder erdenklichen Situation so locker bleiben? Eigentlich kannte sie die Antwort auf diese Frage bereits. Weil er sich selbst und seinen Fähigkeiten vertraute.
Sein Mundwinkel glitt in die Höhe, doch er antwortete nicht.
„Huh?" Sie riss schockiert die Augen auf, als sie von Weitem sah, wie Mish nach vorne stolperte, doch atmete erleichtert aus, als sie von Yuji festgehalten wurde. //Och Mish.// grinste sie in Gedanken kopfschüttelnd.
„Süß~" kommentierte sie, als sie sah, dass Yuji und Mish nun Hand in Hand liefen. Ja, es war wirklich süß mitanzusehen, und sie fühlte sich fast unwohl dabei, es zuzugeben.
„Sieht wohl so aus als gäbe es ein Klassenpärchen." grinste Gojo. „Und wann ist eure Hochzeit?"
Deria starrte ihn an. Was hatte er gerade gesagt? „Uhm- wie bitte?" stammelte sie verwirrt, doch Gojo nickte nur in Richtung Megumi, der nun ebenfalls irritiert dreinblickend aufsah.
Sie hob abschätzend ihre Brauen.
„Ich hoffe das war ein Scherz." Es hörte sich fast wie eine Drohung an, als sie leise aussprach, was sie dachte. Gojo lachte nur, doch sie fand das Ganze kein Bisschen witzig - eher machte sie es wütend, doch sie hielt es für besser, zu schweigen.—————————
Deria war gerade aus der Dusche gekommen und sich ihren Bademantel aus Satin übergestreift, als sie ein Klopfen an ihrer Tür hörte. Wer würde um diese Uhrzeit noch etwas von ihr wollen? Mish hätte ihr sicherlich vorher eine Nachricht geschrieben oder sie angerufen.
Es war Megumi; der sich seufzend in den Türrahmen lehnte.
„Morgenstern. Wie geht es dir?" fragte er, dennoch wirkte er desinteressiert.
„Gut? Ich...lebe?" antwortete sie perplex. Was war das denn für eine Frage? Er tauchte einfach so spät noch auf und wollte wissen, wie es ihr ging? Was für ein Spiel trieb er?
„Noch. Hattest du davor schon Nasenbluten? Mit so etwas sollte man eben nicht spaßen. Das kann nichts gutes bedeuten, noch weniger für Jujuzisten." fragte er plötzlich.
„Was meinst du damit?" fragte sie verwirrt.
//Ihr ist also absolut nicht klar, was das bedeutet.// dachte er kopfschüttelnd.
„Lass mich rein, dann erklär ich's dir."
Sie überlegte kurz, trat dann aber doch zur Seite und ließ ihn ein.
„Es sind entweder Anzeichen dafür, dass du deine Kraft überbeanspruchst, oder zu wenig beanspruchst und sie zurückgehalten und falsch kompensiert wird. In deinem Fall, vermute ich eher Zweiteres. Wenn das weiterhin der Fall wird, wird sie dich früher oder später von innen heraus zerreißen." erklärte er, als sie die Tür schloss und sich auf ihr Bett setzte. Irgendwie war es für ein eigenartiges Gefühl, dass sie wusste, dass sie unter ihrem Mantel nichts trug, und er vor ihr stand und mit ihr sprach, als wäre nichts.„Ich denke Gojo hätte mir gesagt, wenn es so ernst wäre?" fragte sie irritiert.
„Ach komm schon Morgenstern. Du bist Vieles, aber nicht dumm. Gojo ist ein guter Lehrer, aber er erkennt die Gefahr manchmal nicht."
„Wie war das? Ich denke sehr wohl dass er Gefahren richtig einschätzen kann, mehr als du, also solltest du ihn nicht unterschätzen." sagte sie gereizt. Es lag nicht einmal daran, dass Gojo für sie mehr war, als ein Lehrer, es ging ihr um Respekt. Wenn man etwas nicht verstand, sollte man die Finger davon lassen. Gojo war nicht umsonst der mächtigste Jujuzist; er wusste, was er tat, und das sollte ein Jujuzist im ersten Jahr definitiv nicht ohne handfeste Beweise und einleuchtende ... in Frage stellen.„Das tue ich nicht."
„Ich denke du solltest jetzt gehen." sagte sie und stand auf. „Vielleicht sollte ich das." sagte er leise, als sie vor ihm stand. Er wartete noch einen Moment, bis er sich aus den Fängen ihrer stechenden Augen befreite und zur Tür lief.
„Ich habe dich gewarnt. Gute Nacht." sagte er noch, doch Deria sprach weiter. „Wieso? Wieso hast du mich gewarnt?"
Er drehte sich auf dem Absatz zu ihr um und überlegte. Er wusste ja selbst nicht einmal, warum er nicht hatte zur Ruhe kommen können und aus einem Impuls heraus zu ihr gekommen war.
„Damit sind wir quitt."
„Quitt?" rief sie ihm nach, doch er hatte schon das Zimmer verlassen.______________________
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Wink des Schicksals [hiatus]
FantasyEine neue Chance, ein neues Leben. Hat sich das nicht schon jeder von uns gewünscht? Die Vergangenheit hinter sich lassen, und zu leben? Ob das ein Segen oder ein Fluch ist, wird sich zeigen. Anime: Jujutsu Kaisen [OC x Itadori/Sukuna] [OC x Gojo]