(Not) Better alone

5. Kapitel

Maybe we can find a place to feel good and we can treat people with kindness

~Treat People With Kindness - Harry Styles

Nach einer 15 minütigen Fahrt finde ich mich vor einem großen Haus wieder aus dem laute Musik dröhnt. Soll das die kleine Party sein? Ich überprüfe noch einmal die Adresse auf meinem Handy und sie stimmt mit dem Haus vor mir über ein. "Ach, Elli!", seufze ich und gehe auf den Eingang zu. Skeptisch stehe ich vor der verschlossen Tür. Macht es überhaupt Sinn zu klingeln oder soll ich einfach reingehen? Bei diesem Lärm wird es vermutlich sowieso niemand im Inneren hören.

Ich drücke die Türklinke hinunter und trete ein. Die Musik und der Bass, die mir von draußen schon unangenehm laut vorkamen, scheinen hier drinnen fast mein Trommelfell platzen zu lassen und ich halte mir unwillkürlich die Ohren zu. Da kommt Elli von links durch eine Tür auf den Gang zu mir und sieht mich. Sie wirft die Arme in die Luft und quietscht euphorisch. "Ava! Du hast es geschafft! Wie schön, dass du da bist!" Ihr alkoholgeschwängerter Atem erreicht meine Nase und ich trete angewidert einen Schritt zurück. Wenn sie so betrunken ist, will ich definitiv keine Umarmung von ihr. Ich hatte eigentlich gedacht, dass das hier einfach eine nette, kleine Runde wird und keine Party mit massenhaft betrunkenen Teenagern. Am liebsten würde ich sofort wieder gehen, doch Elli hat sich schon meinen Arm geschnappt und zieht mich durch den langen Flur in ein edles Wohnzimmer. Hier ist die Musik nochmal lauter und ich bekomme ernsthaft Angst später taub zu sein. Während ich so auf mein Gehör fokussiert bin, habe ich gar nicht bemerkt wie voll es im Raum ist. Das meint Elli mit kleiner Runde? Das ist doch ein Scherz.

Ich drehe mich zu ihr um. "Elli, ich dachte das ist eine kleine Party." Ich kaue nervös auf meiner  Wangeninnenseite herum. "Ach, Ava." Sie tätschelt meine Schulter und verzieht den Mund. "Das IST eine kleine Party. Es sind doch höchstens 40 Leute da. Die richtig großen Partys steigen nur, wenn die Eltern außer Haus sind." Sie zwinkert mir schelmisch zu. Ich bin nun völlig perplex. "Deine Eltern sind da?", frage ich ungläubig. "Na klar aber solange alles heile bleibt und wir nicht allzu sehr die Sau raushängen lassen geht das völlig in Ordnung. Sie sind echt gechillt." Ich kann nur den Kopf schütteln. Natürlich will ich die Situation nicht mit meiner zu Hause vergleichen, denn das geht ja wirklich gar nicht, aber auch für normale Eltern würde diese Party das Maß allemal übersteigen. Also Bitte! Hier betrinken sich Minderjährige, hier verlieren vermutlich einige Mädchen unter Alkoholeinfluss ihre Jungfräulichkeit, das kann man doch nicht so einfach tolerieren! "Entspann dich!", schreit mir Elli ins Ohr und hält mir einen roten Plastikbecher vor die Nase. Ich will gar nicht wissen was dort drin ist und ich lehne dankend ab. Elli verzieht enttäuscht die Mundwinkel. Doch so einfach gibt sie nicht auf. Entschlossen zieht sie mich wieder mit sich.

"Ich stell dich jetzt mal ein paar Freunden vor und danach holen wir dir was gescheites zum Trinken!" "Das ist echt keine gute Idee.", versuche ich sie davon abzubringen aber sie zerrt mich nur weiter am Rand der tanzenden Menge entlang. Zum Glück nicht mittendurch, sonst würde ich bestimmt eine Panikattacke bekommen. In einem Nebenzimmer, in dem es nicht ganz so laut ist, sitzt eine Gruppe von Leuten auf gemütlich aussehenden Sofas im Kreis und lacht gerade über irgendetwas lautstark.

Ein paar drehen ihre Köpfe zu uns um, als sie uns bemerken und nicken Elli zu. Mich übersehen sie schlichtweg. Ob absichtlich oder nicht, keine Ahnung. Nach genauerem Hinsehen erkenne ich, dass es sich hier um die tolle Clique von heute früh handelt und mir wird augenblicklich schlecht. 

"Las uns wieder gehen.", dränge ich Elli aber sie hat leider wirklich den Plan mich mit Ihnen bekannt zu machen. "So schlimm sind sie nicht", sagt sie zu mir gewandt. "Hey Leute!", ruft sie dann über die Musik hinweg. Sofort haben wir die ungeteilte Aufmerksamkeit der Clique. Natürlich ist auch Jason unter ihnen. "Was macht die denn hier?", fragt er gelangweilt und widmet sich gleich darauf wieder dem Mädchen in seinem Arm. Doch Elli lässt sich nicht aus der Ruhe bringen. "Ich will euch Avery vorstellen. Sie ist neu hier und hat noch niemanden, den sie kennt, also..." Sie schaut die übrigen streng an, doch die lachen nur. "So wie die aussieht wird sie hier auch niemanden kennen lernen.", sagt ein Typ mit kurzen braunen Haaren.