Amilion P.O.V.
Ich genoss die Strahlen des aufgehenden Mondes auf meiner Haut. Im Schein des Mondes fühlte ich mich immer so geborgen, so als wäre ich unbesiegbar. Obwohl, das stimmte nicht. Mit dem Mond war ich unbesiegbar.
Am liebsten würde ich diesen Moment für immer andauern lassen, doch ein König hatte nun mal seine Pflichten, die er machen musste, wenn sein Königreich weiter bestehen sollte.
Schon vernahm ich hinter mir die schlurfenden Schritte meines höchsten Beraters Aurin. Das er es war konnte ich an seiner Gangart festmachen. Aurin war ein weiser alter Mann, welcher die größten Legenden auf und untergehen gesehen hatte.
Früher hat er einmal tapfer in der königlichen Garde an vorderster Front gekämpft. Doch nach einer schweren Beinverletzung, bei der er fast sein ganzes Bein verloren hätte, wurde er kampfunfähig. Das Bein ist niemals ganz verheilt, deshalb zieht der Alte es heutzutage im Grunde nur noch hinter sich her.
„Aurin was gibt's? Waren die Verteidigungen der östlichen Landesgrenze erfolgreich?"
Der alte Mann schien kurz zu überlegen bevor er schließlich seine Antwort gab.„Mehr oder weniger. Die Truppe des einfallenden Heeres war stärker als wir gedacht hätten. Wenn du nicht vorher noch eine Notfallarmee in der Nähe aufgestellt hättest, wären wir gnadenlos niedergemetzelt worden. Am Ende war es ein Vorsprung von einer Handvoll Mann."
Er hielt kurz inne um sich zu sammeln, jetzt kam der unschöne Teil, das wusste ich, da ich Aurin schon lang genug kannte.
„Die wenigen Krieger, die nach Hause zurückkehrten, berichteten von von übernatürlichen Wesen, wie sie noch nie welche gesehen hatten. Laut ihnen waren es weder Menschen noch Tiere, stark wie fünf Pferd, schneller als ein Tiger und geschickt als ein Taschendieb. So wurden die Wesen beschrieben. Was wirst du tun, mein Sohn?"Nur Aurin durfte so mit mir reden, schließlich war er wie ein Vater für mich, weil mein Vater auf ganzer Linie versagt hatte.
Mein richtiger Erzeuger war immer nur mit Frauen, Festen und Saufkumpanen beschäftigt. Kurz sein sozialer Stand war ihm immer wichtiger als sein eigenes Kind. Auch allgemein, als König hat er zu nichts getaugt.
Kein Durchsetzungsvermögen, kein Gefühl für Geld, von den militärischen Kenntnissen ganz zu schweigen. Was meine Mutter anging, sie ist bei meiner Geburt gestorben. Ihr Grab durfte ich allerdings nicht besuchen, da sie in ihren Heimatland beigesetzt wurde.„Geduld, Aurin, ist die Mutter des Sieges. Trommle unsere besten Späher zusammen und schicke sie ins Land der Angreifer. Sie sollen mir alles erzählen was sie erfahren haben. Wir müssen unsere Feinde besser als uns selbst kennen."
Meine Worte waren mit Bedacht gewählt, Aurin sollte auf keinen Fall bemerken wie ernst die Lage war, denn wenn die Berichte der Männer stimmen, dann stellten die Nachbarn eine ernstzunehmende Bedrohung für Naria dar.
„Gut, ich werde sofort einen Spähtrupp zusammenstellen. Noch etwas. Beim Kampf konnten wir einen der Gegner gefangen nehmen. Möchtest du ihn verhören?"
Was? Nicht sein ernst.
„Warum hast du das nicht gleich gesagt? Bring mich sofort zu ihm!"~~~
Schnell lief ich durch die langen Korridore, meines Schlosses. Am Ende des Hauptkorridors befand sich mein Ziel.
Das Gemälde von Kunibald dem Kühnen. Als ich vor dem Bild stand sah ich mich noch einmal um, dann schwang ich das Bild zur Seite. Zum Vorschein kam ein feuchter, modriger Steingang, welcher nur von ein paar Fackeln erhellt wurde.Der Gang wirkte zwar nicht sehr einladend, dennoch erfüllte er seinen Zweck. Nur meine höchsten Berater und Offiziere wussten von dem Gang.
Er war zusammen mit den angrenzenden Verließen eines der vielen Geheimnisse des Schlosses.
Sobald ich unten ankam, lief ich zielstrebig den Hauptgang entlang, an den weitere Gänge und Zellen angebracht waren.
In der Ferne waren schon ein Stöhnen und Schreie zu hören. Der Ärmste bekam bestimmt gerade die Folter seines Lebens.Als ich vor der Zelle siebenundsechzig stehen blieb, konnte ich meinen Ekel nicht unterdrücken. Es stank überall nach Kotze und Fäkalien.
Im Grund genommen war die Vorstellung anderen Menschen aus Spaß Schmerz zu bereiten für mich sehr abstoßend. Doch vor der restlichen Welt musste ich die Rolle des grausamen Herrschers spielen. Denn die wichtigste Regel im war: Mit Freundlichkeit kannst du kein Reich beherrschen.In Ketten hing der Gefangene vor mir angebunden. Er war noch in einer recht guten Verfassung. Ein paar Schnittwunden und Abschürfungen, nicht der Rede wert. Nun, nach meiner Wenigkeit würde das anders aussehen.
Zu aller erst sollte der Fremde Gelegenheit bekommen, freiwillig mit Informationen rauszurücken.
„Also, du und deine Männer haben mein Land angegriffen. Warum?"
Hämisch sah er zu mir auf, in seinen Augen lag ein gefährliches Funkeln.
„Ihr Ratten habt schon lange genug diese Welt verseucht. Seht ihr denn nicht, was ihr der Natur antut, uns antut?"
Mit dieser Antwort hatte ich nicht gerechnet. Was sollten wir seinem Volk schon groß antun?
„Ihr rodet Wälder, ermordet unschuldige Tiere, verpestet einfach alles was ihr berühert. Ihr habt es es nicht verdient zu leben."Entweder war der Mann jetzt vollkommen verrückt oder er versuchte mich zu täuschen. Oh nein, so schnell kann man mich nicht täuschen. Da braucht es mehr als irgendwelche billigen Anschuldigungen.
„So, jetzt hör mal zu. Du kannst mich nicht zum Narren halten. Sag mir alles über Deinesgleichen, sonst wird es unangenehm für dich."
Zur Antwort spuckte er mir nur auf meine Schuhe. Gut, er wollte es nicht anders.
Am anderen Ende des Raums erspähte ich was nun von Nöten war. Folterwerkzeuge von A-Z. Schon allein der Anblick dieser Dinge ließ mich fast kotzen.Zügig nahm ich die nächstbeste Peitsche aus dem Regal und ging zurück zu meinen Gefangenen. Der weitete leicht seine Augen als er die Waffe in meiner Hand sah, machte jedoch keine Anstalten etwas zu sagen. Ohne jegliche Vorwarnung ließ ich die Peitsche auf seinen Rücken nieder zischen. Ein leichtes Keuchen war seine einzige Reaktion. Nach fünf Schlägen war sein ganzer Rücken schon blutig, aber er blieb standhaft. Bewundernswert, wäre er nicht mein Feind. Die ganze Luft war mit dem Gestank von Blut erfüllt.
Als als ich vorhin sagte, das es in dem gegenüberliegenden Regal alle möglichen Folterwerkzeuge gab hatte ich nicht untertrieben.Vielleicht könnten wir es noch mit einem Messer probieren. Wieder ging ich zurück zu Herr-ich schweige-wie-ein-Grab und erneut keine Reaktion. Langsam begann ich ein Muster auf seine Haut zu schneiden, bis das Blut in Sturzbächen seinen Arm runter lief. Immer noch keine Reaktion. Gut, dann musste wohl eine härtere Folter ran. Kurz dachte ich nach. Dann entschied ich mich. Ohne Vorwarnung ließ ich das Messe niedersausen, direkt in seinen Oberschenkel. Bis zum Heft steckte das Messer drin, sodass die Spitze auf der anderen Seite wieder raus kam. Dieses Mal konnte er einen Aufschrei nicht verkneifen. Um ihn noch mehr leiden zu lassen begann ich das Messer hin und her zu drehen. Als es seinen Knochen streifte, war ein leises Scharben zu vernehmen.
Abstoßend.
Nach kurzer Zeit, langweilte ich mich. Der Gefangene wollte einfach nicht reden.
Bei seiner Standfestigkeit, würde es wohl noch eine Weile dauern bis er gebrochen war. Für heute würde ich wohl erstmal Schluss machen. Außerdem hatte ich noch eine Hochzeitsnacht vor mir. Allein bei dem Gedanken mit ihr, der nervigen kleinen Göre von Prinzessin, das Bett teilen zu müssen bekam ich eine Panikattacke. Sie hatten zwar etwas an sich, das mich anzog, etwas vertrautes. Daran wollte ich aber gar nicht erst denken.Resigniert schnaufen ging ich los. Was getan werden muss, muss getan werden. Auf zu meiner Ehefrau.
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Der Thron der Lilien ~abgebrochen~
FantasyAls Liora kurz vor ihrem achtzehnten Geburtstag erfährt, dass sie Amilion, den König von Naria, heiraten muss, bricht für sie die Welt zusammen. Ausgerechnet König Amilion, bekannt für seine Grausamkeit, Kaltherzigkeit und Gnadenlosigkeit. Bei Hof...