𝔣𝔦𝔯𝔰𝔱

105 20 6
                                    

wie jede woche ging yoongi am späten nachmittag auf den städtischen friedhof seouls um seine eltern zu besuchen.
gerade lief er durch eine lange baumallee.
vorbei an anderen gräbern, bis er anhielt.
vor ihm befand sich ein ungepflegtes beet mit einem dreckigen, mittlerweile schon kaputten grabstein. all die pflanzen darauf, die einst in verschiedensten farben erblüten, waren längst braun und verwelkt.
gestrüpp, welches hinter dem grab wuchs, bedeckten einen teil des grauen steines.
diesen anblick hatte es weil sich niemand darum kümmerte und es pflegte, doch dem schwarzhaarigen  machte dies nicht wirklich etwas aus. er kam ausschließlich wegen seinen eltern.

er vermisste sie, vor allem seine mutter. seinen vater konnte yoongi niemals kennenlernen, da er schon kurz nach seiner geburt von ihnen ging.
seine mutter lag dem jungen sehr am herzen.
sie hat sich rührend und liebevoll um ihr kind gekümmert auch wenn sie nur sehr wenig geld besaß.
kurz nachdem yoongi jedoch 26 wurde, starb auch seine mutter.
sie wurde ermordet
von wem wusste er nicht, doch sicher war, dass er sich an der person rechen würde, sobald er sie fand. dies würde sich allerdings ein wenig schwieriger herausstellen, da die polizei die ermittlungenen einstellten wegen zu wenig beweismaterial.

die zeit danach wuchs er bei seiner großmutter auf. sie war zwar einigermaßen nett, doch konnte sie niemals den platz seiner verstorbenen mutter ersetzen.
als er 27 wurde zog er schließlich aus, da er seiner oma nicht zur last fallen wollte.
der junge mann machte sich ab dem zeitpunkt zur aufgabe, den mörder seiner mutter ausfindig zu machen.

nun stand er also vor dem unordentlichen, mit unkraut übersäten grab und schloss seine augen, nachdem er seinen eltern von seinem langweiligen tag erzählte.
plötzlich kamen unerwartete erinnerungen in ihm auf.

es waren einige tage seit seinem 26. geburtstag vergangen. min yoongi war fröhlich. seine mutter hatte ihm einen kleinen kuchen gebacken und ihm ein gebrauchtes klavier geschenkt, was ihm aber rein gar nichts ausmachte.

die beiden mussten sich immer gerade so über wasser halten und konnten sich keine dinge außer der reihe leisten. seine mutter musste schon das essen, die enge wohnung und kleidung bezahlen, da konnte sie nicht noch geld für ein hobby ihres sohnes ausgeben.
er war ihr deshalb so dankbar dafür, denn schon als kleines kind liebte er die musik.
er hatte in ihr hoffnung gefunden.
es war yoongi's passion.
als yoongi von dem klavierunterricht, den er sich wahrhaftig erbettelt hatte, nach hause kam, stand die eingangstüre sperrangelweit offen. irgendetwas war komisch, das wusste der junge, schon beim eintreten, doch hatte er sich nicht weiter darüber gedanken gemacht. denn mit dem, was seine augen danach erblicken mussten, hatte er ganz sicher nicht gerechnet.

eigentlich wollte er nur zu seiner mutter um ihr ein neu einstudiertes lied zu zeigen, doch als er ihr schlafzimmer betrat, erstarrte er.
der junge mann lief, wackelig auf den beinen, zu dem bett.

dort lag seine mutter leblos. um sie herum alles voller blut. ihre halsschlagader (arteria carotis communis) durchgeschnitten.
die kette, welche yoongi seiner mutter vor 5 jahren schenkte und jeden tag von ihr getragen wurde, fehlte.

und mit dem tod seiner mutter starb in ihm die freude an der musik und seine hoffnung.

an diese erinnerungen denkend, verließen seine augen eine einzelne träne, die er sich schnell weg wischte.
er durfte nicht schwach werden.
als der dunkelhaarige seine augenlider wieder öffnete, dämmerte es bereits. hinter ihm erklang ein plötzliches rascheln.
paranoid drehte er sich um, doch konnte in der heran nahenden dunkelheit nichts erkennen.
eilig machte sich der
28 jährige auf den weg zum ausgang um den mittlerweile leeren friedhof zu verlassen. was er vorhin gehört hat, muss wohl der wind gewesen sein, redete er sich ein.

als er die allee passierte, rempelte ihn ausversehen eine person an. yoongi's blick war gen boden gerichtet, sodass er sie nicht bemerkte.

der koreaner hatte nicht damit gerechnet um diese uhrzeit noch jemanden anzutreffen.
er nuschelte ein entschuldigung vor sich hin und schaute auf um zu sehen mit wem er zusammen gestoßen war.
direkt schaute der schwarzhaarige dem gegenüberstehenden jungen mann in die schokoladenbraunen augen und verlor sich ungewollt ein paar sekunden in ihnen.

vor ihm stand ein junger, etwas kleinerer mann im ungefähr selben alter.
vielleicht ein paar jährchen jünger.
er hatte blonde haare, trug eine schwarze hose und ein weißes shirt.
seine füße steckten in ebenfalls schwarzen schuhen.

der fremde junge blickte ihn ebenfalls an und seine pinken, vollen lippen zierten ein leichtes lächeln.

yoongi konnte seine augen nicht von dem engelsgleichen gesicht nehmen.

nachdem der fremde ihn ebenfalls lange musterte, nickte er, entschuldigte sich ebenso und ging dann weiter als wäre nichts gewesen.
yoongi blieb verdattert zurück.
in seinem kopf hallte die wunderschöne stimme des anderen.

𝙝𝙞𝙨 𝙫𝙤𝙞𝙘𝙚 𝙬𝙖𝙨
𝙨𝙬𝙚𝙚𝙩 𝙖𝙨 𝙝𝙤𝙣𝙚𝙮, 𝙗𝙪𝙩 𝙖𝙩 𝙩𝙝𝙚 𝙨𝙖𝙢𝙚 𝙩𝙞𝙢𝙚 𝙝𝙤𝙩 𝙖𝙨 𝙛𝙞𝙧𝙚


𝙜𝙧𝙖𝙫𝙚𝙮𝙖𝙧𝙙 𝘺𝘰𝘰𝘯𝘮𝘪𝘯Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt