Independence Day

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Hallöchen,
das neue Kapitel ist da :D
Erneut ist es länger geworden als gedacht, doch besser spät als nie xD
Nun nicht lang um den heißen Brei herumgeredet ;)
Viel Spaß ^^
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Ich hatte keine Ahnung weshalb ich wach wurde, lag ich doch eingekuschelt in meinem Deckenkokon und war somit in meiner eigenen kleinen, und vor allem warmen, Welt gefangen.
In dieser seufzte ich wohlig vor mich hin und ließ den letzten Abend Revue passieren, um dann langsam wieder ins Traumland zu driften.
Nebenbei robbte ich näher an das große Kissen, welches sich ebenfalls in meinem Bett befand.
Zumindest dachte ich am Anfang, dass es sich um ein Kissen handelte.
Kaum herangerückt, merke ich schon, dass sich dieses von seinen Artgenossen erheblich unterschied.
Es bewegte sich.
Und machte Geräusche.
Noch im Halbschlaf suchte ich mir ein Guckloch und sah eine graue Jogginghose.
Kissen trugen keine Jogginghosen.
Mein Blick wanderte die Hose hinauf, über ein dunkles Shirt in Lokis amüsierte Visage.
„Guten Morgen."
„Verzieh dich aus meinem Bett. Mal wieder." entgegnete ich und schlug ihm gegen das Bein.
Der Gott saß am Kopfteil gelehnt und löffelte eine Müslischale aus.
Als er keine Anstalten machte, meine „Bitte" in die Tat umzusetzen, rückte ich grummelnd von ihm ab und schälte mich aus meiner Behausung.
Im Gegensatz zu einem Schmetterling, der wunderschön aus seinem Kokon schlüpfte, sah ich sicherlich eher wie eine Motte aus, die Bekanntschaft mit der Windschutzscheine eines Trucks gemacht hatte.
Übertrieben ausgedrückt.
Da ich am Vorabend keine Lust gehabt hatte, mich abzuschminken, war ich nur unter die Dusche gehüpft und hatte mir bequemere Sachen angezogen.
Das Kleid, die Schuhe und die Clutch lagen noch im Sessel, wo ich sie liegengelassen hatte.
Ich setzte mich neben Loki auf und sah auf die Schale.
„Gib mir wenigstens auch etwas."
Auf sein Verschwinden zu hoffen hatte ich nämlich schon aufgegeben.
Der Gott musterte mich und deutete mit dem Löffel auf mein Gesicht.
„Du siehst schrecklich aus."
Na danke.
Augenrollend schob ich seinen Arm weg und klaute ihm das Essen.
Sicherlich hatte er Recht und ich sah aus wie ein Schlossgespenst.
Julia hatte wasserfestes Make-Up verwendet, welches nun sicher dafür sorgte, dass meine Wangen verschmiert waren, weshalb ich mir vornahm, erst einmal nicht in den Spiegel zu schauen.
Ich würde später einfach kräftig mein Gesicht schrubben.
Loki hatte meinen desolaten Zustand wieder vergessen und sich eine zweite Schüssel genommen, die er auf dem Nachttisch deponiert hatte.
Dieser Schlingel.
Einträchtig aßen wir einige Minuten unser Frühstück, ehe er sich seine Fragen nicht mehr zurückhalten konnte.
Er hatte länger ausgehalten als gedacht.
„Und? Wie war es? Du weißt, dass du mir alles erzählen MUSST? Früher gebe ich keine Ruhe."
Leider hatte ich etwas anderes auch nicht erwartet.
Bei dem Gedanken an den letzten Abend wurde ich prompt rot, versuchte es aber zu kaschieren, indem ich eilig in der Schüssel herumlöffelte und gar nicht daran dachte ihm zu antworten.
Loki aber zog seine eigenen Schlüsse.
Als er breit zu grinsen begann, ahnte ich schon, dass er irgendwas Dummes vom Stapel lassen würde.
„Habt ihr miteinander geschlafen?"
Sofort landete der Löffel Müsli, den ich mir eben noch einverleiben wollte, in der Schale.
Mein Kopf nahm die Hitze eines Hochofens an und war sicherlich auch so glühend rot.
„WAS?! NEIN!"
Er kratzte sich am Ohr.
„Ich höre sehr gut. Du brauchst mich nicht anzuschreien."
„Wir haben nicht miteinander geschlafen! Wann denn bitte? Wir waren in einem Restaurant und sind dann gleich hier her, um uns zu verabschieden!" sagte ich entrüstet, woraufhin Loki schulterzuckend schmunzelte.
„Ihr wärt sicher nicht die ersten gewesen, die es auf der Toilette getrieben hätten."
„LOKI!!!"
Der Gott bekam mit voller Wucht ein Kissen ins Gesicht und ich hockte mich auf die Knie.
„Was denkst du eigentlich von mir?! Wir haben uns nur geküsst!"
Auf einmal grinste er breit.
„Das wollte ich hören."
Den nächsten Schlag wehrte er leider ab.
„Du bist ein Arsch!"
Loki entriss mir meine Waffe, woraufhin ich mich schnaubend wieder setzte und die Milch ausschlürfte.
Nie im Leben und bei keinem Kerl der Welt würde ich so niveaulos handeln und mir eine Restauranttoilette für Sex aussuchen.
Erstens war es unhygienisch, zweitens äußerst primitiv und drittens... Ja, drittens wollte sicher niemand – obwohl es da sicher ein paar Ausnahmen gab -  sein erstes Mal auf einer Toilette erleben.
Und das traf zu hundert Prozent auf mich zu.
Ich schüttelte mich würgend bei dem Gedanken, stellte die Schüssel weg und zog mir die Decke bis zu den Schultern.
Loki war nun aber richtig in Fragelaune und grinste mich wieder an.
„Erzähl mal."
Ich aber blockte ab.
„Vergiss es. Ich habe versprochen, Julia alles als erste zu erzählen. Du stehst auf der Stufe der besten Freunde deutlich unter ihr."
Unzufrieden runzelte er die Stirn, sah sich dann aber um und hatte plötzlich mein Handy in der Hand.
Da ich ihn aus purer Langeweile mal in diese Gerätschaft eingewiesen hatte, fand er Julias Kontakt recht schnell.
Es klingelte nicht lang.
„Sarah, ich will alles wissen."
>>Dir auch einen schönen Morgen. Wunderbares Wetter heute, nicht wahr?... Oh... es regnet.<<
Ich wandte meinen Blick von den Tropfen an den Scheiben ab, schmunzelte und räusperte mich dann aber und sah Loki böse an.
„Ich bin leider nicht allein. Loki hat sich in mein Zimmer geschmuggelt und will nicht weg gehen. Und er ist ein Arsch."
Eigentlich wollte ich noch etwas hinzufügen, doch der besagte Arsch kniff mir in die Seite, weshalb ich aufschrie, anstatt ihn noch weiter zu beleidigen.
Wir hörten Julia seufzen.
„Loki..."
Dieser hob unschuldig die Arme, was äußerst viel Sinn ergab, da sie ihn ja so prima sehen konnte.
Ich nahm ihm das Handy ab.
„Er war unglaublich unhöflich und ordinär."
„Nein, ich habe nur gefragt, ob ihr miteinander geschlafen habt."
„Auf der Restauranttoilette! Und du hast das Wort „treiben" benutzt!" zischte ich und machte Richtung Glasscheibe einen Schmollmund.
„Hetz deinen Wolf auf ihn. Oder lass ihn uns einsperren. Mach irgendwas Julia."
Erneut seufzte sie.
„Loki."
Überrascht horchte ich auf, da sie merkwürdig mahnend klang.
Vor allem da der Gott einen Moment die Augenbrauen zusammenzog, dann aber die Arme verschränkte.
„Ich bin ja schon ruhig."
Verwirrt über seine so rasche Kapitulation, sah ich zwischen ihm und dem Handy hin und her.
„Oookaay..." meinte ich langgezogen, schüttelte dann aber den Kopf und machte mich bereit für einen umfassenden Bericht.
Ausführlich gab ich ihr den vergangenen Abend in allen Einzelheiten wieder.
Vom Kompliment über mein Kleid, bis hin zum Vier-Sterne-Orangensaft und seiner Gitter-Trage-Aktion.
Als ich zum Teil mit dem Alter kam, meldete Julia sich zum ersten Mal zu Wort.
„Aber zehn Jahre gehen doch noch."
„Ja... mittlerweile bin ich der gleichen Meinung Ich war nur erschrocken weil ich ihn jünger geschätzt hatte."
Loki schnaubte amüsiert.
„Das ist gar nichts."
Ich verleierte die Augen.
„Ist ja gut. Du mit deinen Tausend Jahren. Du Opa."
Ich fuhr fort und kam auch schon wenig später bei dem Abschied an.
„Und dann hat er mich geküsst. Auf den Mund!" rief ich verzückt aus und bekam bei der Erinnerung eine Gänsehaut.
Aus dem Augenwinkel nahm ich wahr, wie der Gott neben mir die Augen verengte und sich angewidert schüttelte.
Julia hingegen war etwas begeisterter.
„Das ist großartig. Was heißt das jetzt? Seid ihr zusammen?"
Augenblicklich verflog meine Hochstimmung.
„Ähm... keine Ahnung."
„Du weißt es nicht? Was hat er denn gesagt?" fragte sie nun hörbar irritiert.
Ich biss mir auf die Lippe und vernahm, dass auch Loki aufmerksam zuhörte.
„Er ist nach dem Kuss gleich gegangen."
Toll.
Da hatte ich mal für ein paar Stunden gedacht, dass das Grübeln ein Ende hatte, da gab es auch schon einen neuen Grund.
Waren wir nun zusammen?
Hatte der Kuss überhaupt etwas bedeutet, oder war es nur eine schnöde „After Date" Sache, die man eben mal so machte?
„Hey, jetzt mach dir mal keinen Kopf. Von dem was du mir erzählt hast, bedeutest du ihm eine Menge. Wann seht ihr euch denn wieder?"
Prompt wurde ich ruhiger.
Julia hatte immer die Gabe besessen mich zu beruhigen, ging es nun um Jungs oder wie damals, um  meine Mum, die angedroht hatte meine ganzen Spielsachen der Heilsarmee zu spenden, als ich mal nicht aufgeräumt hatte.
„Er will am Donnerstag wieder vorbei kommen. Um zu trainieren und so."
Sie lachte leise.
„Am vierten also? Ich hoffe unserer jährlichen Tradition steht das nicht im Wege."
Verdutzt setzte ich mich auf und tippte auf dem Display herum, um zum Kalender zu gelangen.
Oh man!
Das hatte ich ganz vergessen.
Am Donnerstag war der 4.Juli. Der Independence Day.
Ohne Aliens natürlich.
An diesem Tag trafen Julia und ich uns meistens bei mir, schnappten uns eine amerikanische Flagge und picknickten dann in irgendeinem Park.
Dieses Mal würde es wohl der Central Park werden.
Ich schüttelte lächelnd den Kopf.
„Auf keinen Fall. Wir machen es wie immer."
„Was macht ihr wie immer?" fragte Loki nun, neugierig wie er war, woraufhin Julia ihm es erklärte,
Daraufhin nickte er.
„Ich komme mit."
„Das wirst du nicht." erwiderte ich mit zusammengezogenen Brauen.
„Das ist ein Freundinnen Ding. Nichts für ungut, aber zwei Dinge sprechen gegen dich."
„Du bist ein Mann und somit auch keine Freundin." erklärte Julia.
Der Gott verengte die Augen, kommentierte das aber nicht.
Anscheinend hatte er richtigen Respekt vor ihr.
Ich musste sie dringend um Tipps bitten.
„Wie bereits gesagt, mach dir keine Sorgen. Kläre am Donnerstag alles mit ihm, aber erst nachdem wir picknicken waren." meinte meine beste Freundin nun.
Nickend stimmte ich ihr zu.
Das würde schon werden.

Der Spaß geht in die neue Runde!Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt