Das Kapitel in dem ein Softeis alles änderte

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Montys Sarg wurde in die Erde herunter gelassen, und meine Mum, mein Dad, und ich hatten jeder eine Schaufel Erde mit ins Grab geschüttete. Anschließend wurde das Grab mit der restlichen Erde bis auf die Bodenebene gefüllt. In den nächsten paar Tagen, würde ein Gärtner das Grab bepflanzen. Ich hatte mir dafür schon ein paar Pflanzen herausgesucht.

Die restlichen Gäste waren schon alle gegangen, deine Mutter diese Phase der Beerdigung nur unter uns veranstalten wollte. Ohne irgendwelche Beobachter. Sie wollte das jeder von uns, sich richtig von Montgomery verabschieden konnte. Zum ersten Mal heute, konnte ich beobachten, wie mein Vater gefühlte zeigte.

"Pass dort oben auf dich auf mein Junge" flüsterte er. Dann trat er von den Grab seines Sohnes weg. Aus einer Tasche seines Jacketts zog er einen kleinen Flachmann und trank daraus einen großen Schluck. Da drinnen war sicherlich kein Orangensaft. Er konnte nicht mal bei der Beerdigung seines einzigen Sohnes auf seinen Alkohol verzichten.

"Kommt ihr? Ich will nachhause" begann mein Vater rum zu jammern. Genervt stöhnte ich aus und warf meiner Mum einen genervten blick zu. Meine Mum fiel mir mal wieder in den Rücken, sie entfernte sich nun ebenfalls vom Grab.

"Ihr könnt ja schon mal gehen. Ich kenn den Weg ja nach Hause" teilte ich meinen Eltern mit. Meine Mutter wollte mir wiedersprechen doch Dad kam ihr zu vor. "Deine Mutter legt dir dann einen Schlüssel raus, und komm nicht zu spät." Dann schritt er davon Richtung Parkplatz. Meine Mum trottete ihn hinterher.

Ich war froh, dass meine Eltern nun weg waren. So konnte ich mich ganz auf meinen Bruder konzentrieren.

Ich nahm vor dem Erdhaufen Platz . "Jetzt bin ich ganz alleine " flüsterte ich zu dem Grabstein hin und spielte etwas mit dem Band des blauen Blumenkranzes der quer über den Erdhaufen gelegt wurde.

"In liebevoller Erinnerung, Mama, Papa und Lea" stand darauf geschrieben.

Ich saß noch lange an dem Grab. Ich saß einfach nur da und lies die Zeit an mir vorbei laufen. Als ich bemerkte was ich eigentlich tat, schüttelte ich nur leicht lachend meinen Kopf.

"Dein Tod macht mich echt noch total verrückt großer Bruder" meinte ich und raffte mich dann auf. Ich klopft mir den Dreck von meinem Klamotten . Bevor ich auf einer nicht weit entfernten Bank Platz nahm, drehte ich mich nochmal zum Grab meines Bruder hin.

"Bis Morgen" flüsterte ich. Die nächsten Wochen werde ich wohl viele Stunden auf dem Friedhof verbringen.

Die Bank war alt, und die ganze weiße Farbe war schon abgeblättert. Jedoch hatte sie einen schönen Standort unter einer großen Eiche, die mir Schatten spenden konnte und des weiteren hatte man einen guten Blick auf das Grab meines Bruders. Ich zog meine Jacke aus und setzte mich anschließend in den Schneidersitz. Glücklicherweise hatte ich mein Handy und meine Kopfhörer eingesteckt. Ich schaltete es ein und steckte die Kopfhörer ein. Auf Spotify scrollte ich etwas durch meine Playlist. Ich fand kein passendes Lied, und durchsuchte deswegen ein paar weitere Playlisten die ich mir mal heruntergeladen hatte.

Dann fand ich sie.

Die Playlist meines Bruders.

Ich hatte ganz vergessen das diese existierte. Ohne zu zögern drückte ich auf den Wiedergabe Knopf. Die ersten Töne eines Liedes fingen an zu spielen. Ich schloss meine Augen um einfach nur der Musik zu lauschen. Ich fand denn Musikgeschmack meines Bruders eigentlich immer echt schrecklich, doch in diesen Moment gefielen mir seine Lieder. Das nächste Lied spielte sich ab, und ich erkannte es schon nach einigen Sekunden. Montys Lieblingssong. Während ich es hörte, liefen mir mal wieder Tränen die Wange herunter. Nach etlichen weiteren Liedern, spürte ich plötzlich wie sich jemand neben mich setzte und sich dann an mich anlehnte.

Always My Brother (Montgomery De La Cruz-ff)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt