Das Kapitel über den Anfang vom Ende

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Es ist nicht allzu lange her, das die Polizei plötzlich vor unserer Tür stand und mein Bruder Montgomery De La Cruz in Handschellen abgeführt worden ist.                                                                      Ich hatte nicht wirklich alles mitbekommen was passiert war, da mein Alkoholsüchtiger Arschlochvater mich in mein Zimmer eingesperrt hatte.                                                                                 Richtig gehört "Arschlochvater". Ich hasse ihn, oftmals wünschte ich ihn den Tod, doch Monty meinte immer zu mir, das er unser Dad ist und ich niemals jemanden den Tod wünschen soll, wie sehr ich diese Person auch hasse. "Irgendwann wirst du ihn brauchen" hatte er mir damals gesagt.                                                                                                                                                                                       Montgomery diskutierte gerade mit unseren Vater darüber, wieso er mich eingesperrt hatte als die Polizei klopfte. Ich hörte die Stimme des Sheriffs, dann das klacken der Handschellen und jemanden schluchzen. Ich wusste nicht was gerade vor sich ging, also schaute ich durch das Schlüsselloch. Monty in Handschellen, meine Mutter am Weinen und mein Dad mit seinem ausdruckslosen und unwissenden Gesichtsausdruck. Es ging alles viel zu schnell, ich traute meinen Augen nicht. Ich lief zum Fenster, schob den lästigen Vorhang beiseite und blickte raus auf die Straße. Sofort stachen mir die aufblitzenden Blaulichter der Polizeiwägen ins Auge. Als Sheriff Standall mit meinem Bruder erschien, heftete ich meinen Blick sofort auf sie. Monty wirkte gelassen als könnte ihn nichts aus der Ruhe bringen. Sie drängten ihn auf die Rückbank des Polizeiwagens und schlossen die Tür. Mein Bruder sah mich durch das Autofenster an. Er lächelte, und platzierte seine Hand an der Scheibe. Ich tat es ihm gleich. Das mein Vater noch mit den Polizisten redete hatte ich gar nicht wahrgenommen, mein Blick lag auf meinem Bruder. Er sagte etwas. Ich versuchte Hoffnungslos seine Lippen zu lesen.                                                                 Bis heute weiß ich nicht, was er zu mir sagte, ich wünschte ich wüsste es.                                                  Der Wagen setzte sich in Bewegung und schon bald war er um die nächste Ecke verschwunden. Das war das letzte mal, dass ich meinen Bruder sah. Sein Lächeln und seine Hand an der Autoscheibe. Ich war wie in Trance und bewahrte meine Hand für einige Minuten noch an ihrem Platz, bis ich ein gewaltiges Türknallen hörte. Ich schrak sofort auf und zuckte zusammen. Als nächstes hörte ich mein Vater rumbrüllen, meine Mutter schrie ihn an, danach das drehen des Schlüssels an meiner Zimmertür. Vom Fenster bahnte ich mir einen Weg zur nun offenen Tür, langsam trat ich hinaus und schlich ins Wohnzimmer.
"Was ist passiert? Wieso haben sie Monty mitgenommen?" fragte ich hastig meinen Dad, der sich auf dem Sofa niedergelassen und eine geöffnete Bierflasche in der Hand hatte. Er trank einen großen Schluck des Biers. "Dein Bruder!" schrie er mich an und raffte sich vom Sofa auf. Er torkelte zu mir, und packte mich am Kragen meines Shirts. "Dein Bruder! Vergewaltigt hat er jemanden!". Ich war Sprachlos, ich wollte Monty verteidigen doch, mein Kopf war leer. "Eine Schwuchtel hab ich großgezogen! Einen Mörder!" fuhr er voller Wut fort. Er hatte mich näher an sich herangezogen und sein nach Alkohol riechender Atem stieg mir sofort in die Nase. In seinen Augen konnte ich pure Wut sehen, sie glitzerten regelrecht vor Zorn. Ich bekam Angst, panische Angst und sah hilfesuchend zu meiner Mutter. Sie kam dann auch vorsichtig auf uns zu, und löste den Griff meines Dads. Es sah kurz so aus, als würde er sich beruhigen, doch auf einmal warf er die Bierflasche, die er immer noch in seiner Hand hatte, auf den Boden. Sie zersprang mit einem lauten "Klirren" am Boden. Die kleinen Scherben verteilten sich auf dem ganzen Fußboden. Diesen kurzen Moment der Ablenkung, nutze ich um zurück in mein Zimmer zu hasten. Der Schlüssel der noch in meinem Zimmertürschloss steckte nahm ich schnell heraus, rannte in mein Zimmer, knallte die Tür zu und schloss von innen ab. Etwa zehn Sekunden später, hämmerte mein Vater schon an die Tür. Er brüllte mir etwas zu, doch ich schenkte ihn keinerlei Beachtung. Ich ließ mich auf mein Bett fallen, das unter mir kurz quitschte. Es war schon alt und nicht  mehr so stabil. Ich schnappte mir mein Handy und setzte meine Kopfhörer auf. Anschließend verkrümelte ich mich unter meiner Bettdecke und hörte Musik. Ich wollte diesen Tag nur vergessen, doch der schlimmste Tag meines Lebens würde erst noch auf mich zukommen. Wie Naiv ich doch war, wie schwach. Monty konnte mich immer verteidigen, ich ihn nie. Ich war zurückhaltend, hatte einen sehr ruhigen Charakter. Diesen Tag sehe ich nur noch verschwommen und vermutlich hab ich das meiste schon wieder verdrängt. Beispielsweise kann ich mich nicht mehr erinnern was ich tat, bevor die Polizei auftauchte oder warum ich überhaupt in mein Zimmer gesperrt worden war. Irgendwann war ich wohl einfach eingeschlafen, war bestimmt eh das Beste, was ich hätte tun können.

Always My Brother (Montgomery De La Cruz-ff)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt