Das Kapitel in dem ich für eine kurze Zeit nicht mehr alleine war

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Die Beerdigung meines Bruders war Samstags. Ich hatte gebettelt das ich meinen Bruder doch noch einmal sehen dürfte, dass ich abschied nehmen könnte,  aber nein. Die Polizisten hatten es nicht erlaubt. Ich hatte nach der Todesursache gefragt und bekam keine Antwort.
"Er wurde Tod in seiner Zelle aufgefunden" hatten sie nur immer wieder wiederholt. Ich vermute ja, das mein Dad nicht will, das ich über Montys Tod näher Bescheid weiß. Vielleicht zum Schutz, da ich eh schon halb am durchdrehen bin.

Die Beerdigung planten meine Mutter, Diego und ich. Ich fragt euch wer Diego ist? Diego war wohl einer von Montys Freunden. Er hatte mich angeschrieben und gefragt ob er etwas Helfen dürfte. Anscheinend standen sie sich sehr nah. Wir wählten einen weißen Sarg aus, dazu blaue Blumen und der übliche Rest auch, alles in Blau gehalten. Blau war seine Lieblingsfarbe. Diego war wirklich eine große Hilfe gewesen. Er beruhigte mich immer nach etlichen Heulkrämpfen und sorgte dafür, das alles perfekt war. Ich war ihn so dankbar.

Ich wollte nie wieder in meinem Leben eine Beerdigung planen, für mich war es die Hölle gewesen.
Für meine Mum auch.
Für meinen Dad... ja, dem war es egal. Das einzige wichtige für ihn war, das die Beerdigung nicht am Freitag stattfindet, weil da irgendein Footballspiel laufen würde.
Einfach kein Kommentar dazu.

Diego war es wichtig, eine "Gästeliste" zu erstellen. Er hatte wohl aus Bryce seiner Beerdigung gelernt und würde sich am Eingang hinstellen und falls die Mitglieder der Vergewaltiger- AG auftauchen, würden er sie nicht hereinlassen. Ganz egal ob sie etwas geplant hatten oder nicht.

Der Tag war gekommen. Ich betrachtete mich in meinem Schwarzen Kleid vor dem Spiegel. Meine leicht gewellten Haare hingen locker über meine Schultern. Ich trug weißen Nagellack. Monty liebte es wenn ich ihn trug. In meinen Händen das zerknickte Blatt Papier, auf das meine Rede gekritzelt war. Ich würde sie nur halten, wenn ich dazu in der Lage wäre. Bevor wir losfuhren, zog ich mir noch die Collage Jacke an. Das Blatt Papier zerknüllte ich und packte es in die Jackentasche.

Als wir die Kirche erreicht und betreten hatten, war schon alles aufgebaut. Der Sarg war auch schon da. Auf ihm der Blaue Blumenkranz und daneben eine Staffelei mit einem Bild. Nach ein paar Schritten brach ich schon zusammen und musste mich an meiner Mutter festkrallen. Der nächste Heulkrampf überkam mich. Während sich mein Vater schon in die vorderste Reihe gesetzt hatte, begleitete mich meine Mutter nach vorne zum Sarg. Ich legte meine Hand auf ihn, so wie bei meiner Fensterscheibe als ich meinen Bruder zum letzten Mal sah. Das Merkwürdigste war, das der Sarg versiegelt war, wirklich ganz versiegelt. Du hattest nicht mal eine Chance ihn zu öffnen. Meine Mutter setzte sich nach kurzer Zeit wieder und begrüßte zusammen mit meinem Vater, den Pfarrer. Ich bewegte mich nicht weg, setzte mich zu Boden. Als ich Schritte auf den Steinboden hörte sah ich auf. Diego kam auf mich zu und ich rannte in seine Arme. Wir drückten uns kurz. Nachdem Diego ein Footballtrikot auf dem Sarg legte und sich von einem seiner besten Freunde verabschiedet hatte, gingen wir gemeinsam zum Eingang. Immer wieder schaute ich zum weißen Sarg zurück und mir kamen Tränen, Diego hatte mich deshalb in den Arm genommen.
Zwanzig Minuten später, erschienen die ersten Gäste? Nennt man diese Leute überhaupt Gäste ?
Es wurden immer mehr und während der Schwarzhaarige alle begrüßte, stand ich etwas weiter hinter ihm und beobachte alles. Ein paar Sportler die wie Diego ihre Trikots trugen, kamen auch auf mich zu und wünschten mir ein herzliches Beileid. Einer von ihnen hatte sich als Luke vorgestellt. Er hatte blonde Haare und war sehr breit gebaut.
Zudem wurden auch schon ein Mädchen der Eintritt verweigert. Diego hatte solange mit ihr Diskutiert, bis sie aufgab und ging. Es waren nicht nur Schüler und Lehrer der Liberty High die erschienen, sondern auch Eltern von Schülern und ein paar neugierige Leute. Gerade waren Zach und Justin aufgetaucht. Sie grüßten mich kurz, was aber sehr gezwungen wirkte und suchten sich dann einen Platz. Ich hatte sie mit meinem Blick solange verfolgt, bis sie sich setzten, und ich glaube auch, dass sie es mitbekommen hatten. Clay, diese Ani und der Rest erschienen auch. Ich spürte wie sie immer wieder zu mir sahen, beachtete sie aber nicht. Meine Aufmerksamkeit lag auf den Jungen.
Den Jungen namens "W".
Er war aufgetaucht. Wir starrten uns im selben Augenblick in die Augen und währen er sich einen Platz suchte, behielten wir die meiste Zeit Blickkontakt. Erst als Diego mir leicht gegen die Schulter Klopfte und mitteilte das es nun alle wären, wendete ich mich von "W" ab. Als ich nach vorne trat um meinen Platz neben meinen Eltern einzunehmen spürte ich viele Blicke auf mir, und ich bemerkte wie Clay und Ani den Jungen von dem Handy meines Bruders ebenfalls im Auge behielten. Kannten sie sich etwa?

Always My Brother (Montgomery De La Cruz-ff)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt