Kapitel 5

6 0 0
                                    

Ich fuhr Fahrrad auf der Straße, als ich einige Männer um die Ecke kommen sah. Für einige Sekunden erstarrte ich, dann ließ ich das Fahrrad scheppernd fallen.
Sie hatten uns gefunden, ich hatte es gewusst. Sie würden mich überall finden. Ich hechtete ins Haus. "Ben! Ben! Hilfe!"

Ich packte seine Hand und zog ihn mit zur Hintertür hinaus.

Ich begann zu weinen. "Sie sind hier, sie sind hier!", rief ich immer wieder in Todesangst.

Ich hob ihn hoch und rannte los.

"Was...Ben!" Ich sah zurück. "Sie kommen!"

Ich setzte ihn ab. "Renn!" Ich zog meine Waffe.

Ich klammerte mich an ihn. "Nicht allein!"

"Joschka, renn. Sie wollen dich, nicht mich!"

"Komm mit, komm mit", flehte ich.

"Mache ich, aber lauf!"

Ich sah zu den Männern. Wieso wartete er? Wieso lief er nicht einfach weiter?
Ich zog aus Angst an seinem Arm, ich zitterte und kämpfte damit nicht ohnmächtig zu werden.
"Bitte komm, ich will nicht, dass dir was passiert!"

Er lief nicht ohne mich. Ich packte ihn und schob ihn weiter. Ich musste ihn schützen, unbedingt.

Ich stolperte vor ihm her.

Mit der Pistole zielte ich nach hinten und drückte ab.

Ich zuckte erschrocken zusammen und schlug die Hände über den Kopf.
Sie wollten uns umbringen!
Wieder ein Knall.

Ich schubste ihn weiter.

Ich stolperte noch einige Meter weiter.

"Lauf!"

"Komm!"

"Ich komme sofort."

Ich lief los, sah immer wieder zurück. Er würde hinter mir sein, da war ich mir sicher. Er würde mich beschützen.

Ich feuerte immer wieder auf die Männer, während ich mich beeilte hinterher zu kommen.

Ich zuckte bei jedem Knall zusammen, versuchte gegen die Erschöpfung anzukommen und konnte meinen Vorsprung doch nicht halten.

Plötzlich traf mich etwas und ich fiel zu Boden.

Ich wandt mich nach einigen Metern wieder um, doch Ben war nicht mehr hinter mir. Er lag auf dem Boden. Ich rannte ohne nachzudenken zurück.
"Ben?!"

"Lauf", hauchte ich.

Ich schrie entsetzt auf, als ich die Schusswunde und das Blut sah. "Ben..." Ich wusste nicht, was ich tun sollte, ich hatte schrecklich Angst, dass er sterben würde.
Ich versuchte schluchzend das Blut aufzuhalten.

"Lass mich liegen und lauf!"

"Aber du kannst nicht mitkommen, ich will nicht ohne dich gehen."
Die Männer hatten uns fast erreicht, aber diese Gefahr blendete ich aus. Für mich gab es gerade nur Ben.

"Ich kann dich gerade nicht beschützen."

Ich zog an seinem Arm und wischte mir durchs Gesicht, versuchte die Tränen verschwinden zu lassen.

Schritte kamen immer näher und ich zog ihn auf den Boden und rollte mich über ihn.

Er erdrückte mich unter sich, ich konnte mich nicht bewegen. Je mehr ich zur Ruhe kam, desto mehr gab ich dem Ohnmachtsgefühl nach, gegen das ich die ganze Zeit angekämpft hatte. Ich sah meine Umgebung nur noch durch einen Schleier.

Attempted Freedom Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt