Kapitel 2

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Seufzend saß ich auf der Kante meines Bettes und überlegte, wie ich die Sache mit Leon wieder zurecht biegen konnte. Es schien aussichtslos. Er wollte nichts mehr mit mir zutun haben. Ich war wie alle anderen. Vivi war sogar ein besserer Mensch, in welcher Hinsicht auch immer. Die Lösung lag direkt vor mir, doch ich wollte sie nicht wahr haben.

Es durfte nicht so sein. Leon und ich würden bald miteinander verschwistert sein und uns während den Ferien jeden Tag zu Gesicht bekommen. Dem anderen aus den Weg zugehen, konnte man also ausschließen. Unsere Eltern würden es merken und mit der Befragung starten, auf die ich nur zu gern verzichten wollte.

"Jetzt hör auf darüber nachzudenken!" Meine beste Freundin sah von ihrem Buch auf und schaute mich warnend an. "Du sitzt nun schon seit ungefähr zwei Stunden so, und hast dich nicht einmal in der Zwischenzeit bewegt, geschweige geredet." Sie stand auf und ging vor mir in die Hocke. "Er wird sich wieder beruhigen. Gib ihm einfach etwas Zeit." Mitfühlend sahen mich ihre braunen Knopfaugen an. "Es wird dich nicht weiterbringen, wenn du jetzt weiter so betrügt auf der Kante sitzt. Doch, was dir helfen könnte" sie ging zu meinem Schreibtisch und kam mit einem Gegenstand wieder, der mir nicht bekannt vorkam, oder ich wollte nur nicht realisieren, das Anna gerade mein Englischbuch genommen und es mir vor die Nase hielt. "ist es für die morgige Klausur zu lernen." beendete sie ihren Satz und legte das Buch auf meinen Schoß.

"Keine Lust." ,brummte ich und lies mich rückwärts aufs Bett fallen. Das Buch fiel runter und ein poltern war zu hören. Anna seufzte und hob es auf, nur damit es dann weiter Platz auf meinem Bauch hatte. "Beweg deinen Hintern! Sonst muss ich dich dazu zwingen raus zu kommen." Ihre Stimme wurde lauter, doch trotzdem vernahm ich alles gedämpft. Ihre Worte prallten an mir ab, doch ich hörte nicht richtig zu. Ich dachte nur an Leon und an das, was ich verbrochen hatte. Ich hatte sein Vertrauen in mir zerstört. Er dachte ich wäre anders. Besser als die üblichen Mädchen. Doch das war nur wunschdenken. Nichts von mir, war anders oder besser.

Leon hatte zu voreilige Schlüsse gezogen. In Wirklichkeit kannte er mich nicht. Seine Gefühle waren nicht echt. Er hatte sie mit den Gefühlen verwechselt, die man sonst zu seiner Schwester hatte. Nichts von alle dem war Wirklichkeit. Ich dufte aber nicht aufgeben! Ich musste die Sache zwischen uns klären und das würde ich jetzt tun!
Festentschlossen rappelte ich mich vom Bett auf. "Wow. Hat sich Madame doch dazu gebracht ihren Hintern hochzukriegen und zu lernen?" Staunend sah Anna mich an und hoffte inständig, dass sie recht hatte. Weit gefehlt.

"Ich gehe zu ihm." ,sagte ich nur und lief zur Tür. "Was?! Das wirst du schön sein lassen! Hast du mir vorhin etwa nicht zugehört?" Anna stand auf und rannte auf mich zu. Kurz bevor ich die Türklinke anfassen konnte, sprang sie auf meinen Rücken. "Anna lass den Quatsch!" Krampfhaft versuchte ich sie von mir zu schütteln. "Geh runter!" "Erst wenn du mit dem lernen Anfängst und Leon Zeit gibst!" ,konterte sie und hielt sich weiterhin an meinen Schultern fest, um nicht runter zufallen.

"Vergiss es!" ,rief ich und hüpfte nun durchs Zimmer. Plötzlich ging die Tür auf und Roxy stand im Rahmen. Verwirrt sah die dem Schaubild zu, das sich vor ihr bot. "Was macht ihr denn? Wolltet ihr nicht lernen?" "Ich schon, aber Meli nicht. Sie will zu Leon gehen." ,sagte Anna. Dafür hätte ich sie Köpfen können.

"Das ist keine gute Idee." "Warum?" ,fragten Anna und ich jetzt beide und hielten inne. Roxy Schloss kurz ihre Augen und sah mich dann an. "Ich hab ihn gesehen. Er ist gerade mit seinen Kumpels raus gegangen." "Raus aus der Schule?" Roxy nickte. "Das dürfen sie aber nicht! Das verstößt gegen die Regeln!" ,wies Anna uns drauf hin. "Und wieso ist das jetzt keine gute Idee zu ihm zu gehen?" Fragend schaute ich Roxy an. "Sie waren nicht allein. Vivi und ihre beiden Freundinnen waren auch dabei."

Boom!

In mir brach wieder alles zusammen. Gemeinsam mit Anna auf meinem Rücken knallte ich auf den Boden. Sie lies kurz einen Schrei los und fiel auf mich, doch das war mir egal. Tränen flossen und meine Unterlippe fing an zu zittern. "Weißt du, wo sie hin wollten?" Sie schüttelte den Kopf. Verbittert biss ich auf meine Lippe, um einen Schluchzer zu unterdrücken.

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