Chapter 1

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- Remus Lupin  -

Vor genau drei Wochen hatte unser sechstes Schuljahr an der Hogwarts Schule für Hexerei und Zauberei begonnen - es war also schon unser vorletztes Jahr und bald würden die UTZ Prüfungen beginnen. Anders als viele anderen Schüler, wie zum Beispiel ein gewisser Sirius Black, wusste ich bestens, dass dieses Jahr anstrengend werden würde und dass viel Lernen anstand. Vor allem da ich ziemlich viele Fächer und Wahlkurse gewählt hatte, genau so viele, dass ich gerade noch so keine gleichzeitig hatte.

Doch meine besten Freunde waren eigentlich eher die ganze Zeit damit beschäftigt, ziemlich schlechte Pläne für Streiche zu entwerfen, welche ich dann verbessern musste, damit wir nicht entdeckt wurden.

Ein wenig gelangweilt stocherte ich mit der Gabel in meinem restlichen Omelette herum, während mein Blick instinktiv zu Sirius schweifte.

Dieser war gerade in ein Gespräch mit James und Peter vertieft und ich konnte beobachten, wie seine Mundwinkel sich belustigt hoben, als Krone - wie so oft - Snape nachäffte.

Es war nun schon ungefähr zwei Jahre her, seitdem ich realisiert hatte, dass ich in meinen besten Freund verliebt war. Ich habe diese Gefühle von Anfang an schon verabscheut, da ich wusste, dass ich keine Chance hatte. Ich wollte nicht unsere Freundschaft zerstören.

Sirius war nicht der Typ, der sich in jemanden verliebte. Er war eher der beliebte, Single-Typ, der nie mit jemandem zusammen war, aber ab und zu mal mit irgendwem rummachte, wenn er bock dazu hatte, ohne sich im Nachhinein überhaupt richtig daran zu erinnern.

Jedes mal, wenn ich ihn mit irgendwem neuen sah, zog sich mein Herz zusammen und ich bekam ein unangenehmes Gefühl im Bauch. Nie im Leben würde er sich in mich verlieben, das wusste ich ja, aber es tat weh, das immer aufs Neue wieder sehen zu müssen.

Warum ich? Warum musste ausgerechnet ich mich in meinen besten Freund verlieben? Ich wollte das nicht.. Ich wollte es wirklich nicht.

Vor allem da meine Freunde so ziemlich der einzige Grund waren, warum ich überhaupt noch lebte..

"Hallo? Moony? Jemand zu Hause?", fragte James breit grinsend und fuchtelte mit der Hand vor meinem Gesicht herum, woraufhin ich blitzschnell meinen Blick von Sirius abwandte und dann versuchte, möglichst uninteressiert und gelassen zu nicken. Das war wieder einer der Momente, in denen ich förmlich die Hitze in meinen Wangen spüren konnte, ich hätte nicht einmal in den Spiegel schauen müssen, um zu wissen, dass ich wahrscheinlich rot wie eine Tomate war.

Ich hatte ihn die ganze Zeit wie ein kompletter Idiot angestarrt, wie peinlich.. Naja, wahrscheinlich - hoffentlich - war es eher so rübergekommen, als hätte ich einfach unbewusst irgendwo hingeschaut.

"Morgen Abend ist eine Party im Gryffindor Gemeinschaftsraum, wegen dem Quidditch Sieg, da wirst du dich doch bestimmt beteiligen?", fragte Sirius grinsend, wobei es nicht so schien, als hätte er etwas davon mitbekommen, dass ich ihn beobachtet hatte.

Ich hob leicht eine Augenbraue. "Ihr wisst doch noch nicht mal ob ihr überhaupt gewinnt", meinte ich und musterte die drei leicht belustigt.

"Tse. Natürlich gewinnen wir. Hufflepuff hat keine Chance gegen uns", entgegnete James fast schon arrogant und grinste frech. Wie konnte er sich so sicher sein? Am Ende würden sie bestimmt verlieren - mit dieser Einstellung.

"Ach ja. Ihr wisst genau, dass ich keine Partys mag", sagte ich nach einer kurzen Pause.

"Komm schon es wird bestimmt richtig cool", erwiderte James sofort und blickte mich mit aufgeregt funkelnden Augen erwartungsvoll an.

"Jaa und du musst ja auch nichts trinken", fügte Sirius fast schon ernst hinzu.

Ich zögerte einen Moment. Eigentlich stellte ich es mir wesentlich interessanter vor, einfach im Schlafsaal zu sitzen und ein Buch zu lesen, während alle anderen feierten, dann hätte ich zumindest meine Ruhe.

Um ehrlich zu sein, hatte ich Partys noch nie gemocht, vor allem nicht so späte, die eigentlich nicht einmal erlaubt waren.. Wenn McGonagall das herausfinden würde, wären wir wirklich nicht gut dran.

Naja, aber bei den erwartungsvollen Gesichtern konnte man eigentlich schlecht nein sagen.

"Na gut", sagte ich schließlich leise seufzend. "Ich schaue mal.."

James und Sirius tauschten einen zufriedenen Blick aus, bevor wir schließlich alle aufstanden und zusammen lachend die Gänge Hogwarts entlang eilten.

Diese Augenblicke.. Die Momente in denen wir einfach nur zu viert waren, Witze austauschten, über Gott und die Welt redeten und irgendwo in der Schule unterwegs waren oder den Lehrern Streiche spielten.. Sie waren der Grund, warum ich noch weiterleben wollte.

Die normalsten Momente, welche andere nicht mal wirklich ernst nahmen, eher als selbstverständlich ansahen, waren der Grund dafür, dass ich auf keinen Fall weg sein wollte; ich hatte das Gefühl, für ewig leben zu können, wenn ich einfach nur diese drei Personen bei mir hatte. Ohne mich wären die Rumtreiber nicht vollständig. Ich wusste, dass ich gebraucht wurde. Und ich brauchte die anderen genau so sehr. Sie alle, aber insbesondere.. Sirius.

Ich konnte ihm am aller meisten vertrauen. Und Vertrauen war das, was mir bei den meisten Leuten fehlte. Ich hatte wirklich traumatische Dinge erlebt. Und diese Erinnerungen.. hinderten mich daran, neue Menschen kennenzulernen, sie zu verstehen und am allermeisten, ihnen zu vertrauen. In meiner Hinsicht waren Menschen grausam.

Zumindest wusste ich, wie grausam sie sein konnten, ich stellte mich schon von Anfang an darauf ein, dass sie mich irgendwann hintergehen würden und mich betrügen würden. Deshalb mochte ich niemanden schon seit dem ersten Augenblick. Dachte ich zumindest.

Doch bei Sirius war es anders gewesen. Ich hatte ihn schon seit unserem ersten Aufeinandertreffen gemocht. Die Art wie er redete, wie er sich immer mal wieder unbewusst und lässig durch die Haare fuhr, sein Lächeln, seine aufmunternde und lustige Art - ich hatte nie das Gefühl gehabt, ihm nicht vertrauen zu können.

Ich wollte ihn nie verlieren. Es klingt wirklich kitschig, ich weiß. Aber er war wirklich die Person, die ich niemals verlieren wollte. Wenn ihm irgendetwas passieren würde..

würde ich mir das nie verzeihen.

dying without you - wolfstar ffWo Geschichten leben. Entdecke jetzt