Kapitel 13

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Langsam kam Dean zu sich. Er hustete mehrmals und schlug die Augen auf. Kopfschmerzen vernebelten seine Sicht.

"Sam? Sam, verdammt, was zur Hölle!", murmelte er unter Schmerzen und wandte sich zu seinem Bruder um.

Sam war zwar bei Bewusstsein, jedoch rasselte sein Atem. Der andere Wagen hatte seinen Arm eingeklemmt und Blut war überall.

"Scheiße, Sam? Sam! Sammy, komm schon!", Panik ergriff den älteren Winchester.

Er schaffte es irgendwie, sich aus seinem Sitz zu heben und trat mit beiden Beinen mehrmals gegen den anderen Wagen. So bekam er Sams Arm frei. Dann stieß er seine, noch intakte Tür auf und zog seinen Bruder mit nach draußen. Auf dem Asphalt der Straße, im Licht von gelblichen Warnblinkern und dem sich näherndem weiß, blau, rot eines Krankenwagens und der Polizei, schlug Sam die Augen auf.

"Shh. Nicht bewegen!", kommandierte Dean.

"Dean- Du blutest", krächzte Sam.

Dean stiegen Tränen in die Augen, er legte eine Hand an Sams Wange, bevor er murmelte: "Ja, ist nur halb so schlimm, Sammy, ist nur halb so schlimm. Verdammt, das war doch kein Versehen, eben!"

"Mein Kopf tut irgendwie weh, Dean..."

Dem älteren Winchester kam es so vor, als läge da nicht ein Erwachsener Sam Winchester vor ihm, sondern der kleine Zwölfjährige, den er vor der Welt da draußen beschützen musste.

"Warum hast du das getan, Sammy, warum tust du so etwas?"

"Es tut mir leid um deinen Wagen, wirklich...", keuchte Sam, "Sag es nicht Dad."

"Sam, Dad ist seit Jahren tot! Komm schon, bleib bei mir, sag mir, warum hast du das getan?", von Sekunde zu Sekunde war mehr Blut an Deans Händen, ohne dass er feststellen konnte, woher es kam. Er verzweifelte langsam. Wenn der Krankenwagen nicht bald eintreffen würde, würde sein kleiner Bruder verbluten.

"I-Ich muss zu Cas. Aber ich habe vergessen, dass wir auf verschiedenen Seiten sind und ich nie in den Himmel kommen werde. Dean, Cas ist ein Engel, ich habe mich in einen Engel verliebt und wir haben geheiratet."

Dean liefen nun die Tränen über die Wangen. Sein Bruder redete völlig unzusammenhängendes Zeug und der Notarzt war noch immer nicht da, vom Fahrer des anderen Wagens ganz zu schweigen. Dean hoffte einfach, dass es ihm gut ginge, aber er konnte Sam nicht allein lassen.

"Sammy, scheiße man! Du... Du hättest mit mir reden sollen! So etwas... Sammy, ich will dich nicht verlieren! Das schaffe ich nicht noch einmal!"

Sam verzog das Gesicht zur Andeutung eines Lächelns.

"Werde glücklich mit Lisa, okay? Sie ist wundervoll. Sie ist richtig für dich."

Gerade, als Sanitäter auf die verteilten Wracks zurannten, blieb plötzlich alles stehen. Die Lichter blinkten nicht mehr, da waren keine Geräusche mehr, nur er und Sam auf der Straße und plötzlich das Geräusch von Flügeln.

"Anna?"

Der rothaarige Engel kniete neben den Brüdern nieder.

"Dean, Sam."

"Du musst Castiel holen", flüsterte Dean.

"I-Ich soll Castiel holen?"

"Es ist wichtig! Beeil dich!", herrschte Dean sie an.

"Das muss sie nicht", eine tiefe Stimme verkündete, dass Castiel bereits vor Ort war.

"Das meinte Sam also mit Engel", stellte Dean nüchtern fest.

Castiel ging zu den Brüdern hinüber und ließ sich neben ihnen nieder, seine Anzughosen wurden blutig an den Knien und seine Handflächen auch.

"Kannst du ihn retten?", fragte Dean hoffnungsvoll.

"Ich wollte es doch nur richtig machen. Ich wollte doch nur einmal etwas richtig machen...", keuchte Sam, als er Castiel sah, verstummte er andächtig.

"Er wollte zu dir, Castiel, er wollte zu dir und wollte sich dafür sogar umbringen, bitte, rette ihn, verdammt, seid einfach glücklich zusammen, bitte Castiel, bitte!", flehte Dean.

"Aber, was, wenn ich ihn gehen lasse? Wenn ich etwas falsch mache?"

"Wirst du nicht! Du bekommst das hin, ihr bekommt das hin!"

Castiel sah Dean nun wirklich an. Er sagte das nicht bloß, um Castiel dazu zu bekommen, seinen Bruder zu retten. Er meinte jedes Wort ernst.

Der Engel legte Sam eine Hand auf die Stirn, doch nichts geschah.

Anna stand hinter dem Engel.

"Du weißt doch, Castiel. Keine Bündnisse unter Menschen und Engeln."

"Was soll das heißen?!", Dean schrie fast.

"Das heißt, dass er sich für deinen Bruder entschieden hat und das bedeutet, dass er seine Kräfte wieder verliert."

"Und wer rettet jetzt meinen Bruder?!"

Die Zeit floss weiter, Anna war verschwunden, doch Castiel kauerte an Sams Seite.

Sanitäter erreichten die kleine Gruppe. Sie schnallten Sam auf die Trage, während ein weiterer Dean in die Augen leuchtete.

"Sie nehmen wir besser auch mit. Was ist mit ihm, war er dabei?"

"Nein. Aber er... Kann er mitfahren?"

Der Sanitäter verzog das Gesicht.

"Fremde dürfen wir nicht einfach mitnehmen."

Castiel erhob sich wie benommen, bevor er meinte: "Was ist mit Ehepartnern? Ich- Das ist mein Mann, den sie da mitnehmen und dessen Bruder."

Der Sanitäter seufzte. "Na schön. Aber sie alle werden viel zu erklären haben."

Las Vegas, NVWo Geschichten leben. Entdecke jetzt