Der Sekretär Teil 8

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Die letzten zwei Wochen waren irgendwie merkwürdig. Ich bin wie gewohnt früh aufgestanden und habe uns Frühstück gemacht. Doch die gemeinsamen Essen waren immer noch gestelzt. Eigentlich ist unser ganzes Zusammenleben sehr holzig. Wir schleichen mehr oder weniger umeinander herum und wissen nicht wie wor uns verhalten sollen. Ich möchte ihn am liebsten einfach nur in meine Arme ziehen und alles vergessen. Aber das geht nicht. Jetzt wo ich die Dinge ausgesprochen habe stehen sie zwischen uns und wir wissen nicht wie wir sie beseitigen sollen. Ich bin nicht mal richtig sauer auf Magnus. Eher enttäuscht dass er es so weit hat kommen lassen.

Nachdem Magnus sich auf den Weg zur Arbeit gemacht hat kümmer ich mich um den Haushalt. Das Haus und der Garten sind im perfekten Zustand. Die ersten Tage habe ich damit verbracht alle Schränke auszuräumen, auszuwischen und beim einräumen direkt aussortiert und zum Teil neu geordnet. Nebenbei habe ich alles gewaschen was mir in die Hände fiel. Wolldecken, Kissenbezüge, Tischdecken sogar sämtliche Gardinen und Vorhänge. Das Gerümpel, das wir schon seit Ewigkeiten entsorgen wollten habe ich zur Müllverbrennungsanlage gebracht. Kurzum unser Häuschen glänzt. In der 2ten Woche habe ich den Garten in Angriff genommen. Den Zaun gestrichen, die Gartenstühle und Terasse geschrubbt, Rasen gemäht und Unkraut gerupft. Sogar die Birnen ind den Lichterketten habe ich ausgetauscht. Magnus hat alles bemerkt und soch für meine Mühe bedankt. Er gibt sich wirklich Mühe doch so richtig will sich unsere Vertrautheit nicht einstellen.

Unschlüssig schaue ich mich um. Es gibt nichts zu tun. Es ist alles sauber und der Rasen ist noch zu kurz um ihn schon wieder zu mähen. Gerne würde ich meinem Mann nun einen Überraschungsbesuch abstatten, doch das geht nicht. Niemand würde mir glauben dass ich meinen ehemaligen Chef freiwillig besuche. Bevor meine Gedanken zu weit abdrifften können holt mich unser Telefon zurück. Kurz überlege ich wer den um diese auf unserem Festnetz anruft wenn doch bisher kaum einer weiß dass ich Zuhause bin. Überraschenderweise ist es Magnus.

"Hallo Magnus, was kann ich für Dich tun"?

"Alexander , schön dass ich Dich erwische. Ich hoffe ich störe nicht".

Es tut mir leid ihn so vorsichtig und zurückhaltend zu hören. "Kein Problem.Du störst mich nie Tatsächlich habe ich alles erledigt was zu tun war und weiß gerade nichts mit mir anzufangen".

"Das trifft sich doch gut. Ich habe ein Attentat auf Dich vor. Ich würde es aber auch verstehen wen Du Nein sagst".

Nun war ich doch neugierig. "Schieß los".

"Ähm. Also Du hast ja mitbekommen dass Mrs. Brown mittlerweile in Rente gegangen ist und wir noch keinen Nachfolger haben"

"Hm", machte ich vorsichtig

"Mir ist klar dass Du nicht hier in's Haus kommen möchtest. Aber könntest Du Dir evtl vorstellen Raphael von Zuhause aus zu helfen? Es würde auch niemand vom Personal erfahren".

"Magnus", fing ich an.

"Ich weiß das ist viel verlangt und ich bin wirklich nicht böse wenn Du das nicht möchtest. Aber Raphael ist verzweifelt, nicht dass er es je zugeben würde. Keiner der Bewerber war im gut genug. Aber Dich kennt er und Du kennst den Betrieb. Tatsächlich war es sein Vorschlag. Das soll ich Dir eigentlich nicht erzählen. Er möchte nicht so aussehen als ob er bettelt".

"Lass mich bitte kurz darüber nachdenken. Ich melde mich nachher bei Raphael, wenn das Ok ist".

"Ich danke Dir Alexander. Bis heute Abend".

Ich sitze noch eine Weile auf dem Sessel und starr das Telefon an. Selbst am Telefon sind wir nicht wir selbst. Abrupt stehe ich auf und verlasse das Haus. Ich muss dringend meinen Kopf frei bekommen. Nach ungefähr einer Stunde lass ich mich auf einem umgekippten Baumstamm nieder und beobachte eine Entenfamilie die im Bach vor mir fröhlich vor sich hinschnattert. Irgendwie erinnert mich die Entenmutter an meinen Mann. Wenn er aufgeregt ist und sich über etwas freut schnattert auch auch ganz schnell vor sich hin. Ich möchte ihn gerne wieder so glücklich sehen. Wie haben wir uns bloß in diese Lage gebracht? Spontan hole ich mein Handy raus und erstelle eine Liste mit positiven und negativen Ereignissen und Dingen die mich stören. Keine Ahnung wofür. Aber ich war schon immer ein Listenmensch. Man sieht alles viel klarer wenn man es aufschreibt.

Bis ich wieder zu Hause bin habe ich zumindest in Hinsicht auf Raphael eine Entscheidung getroffen die ich ihm auch direkt mitteilen möchte.

"Lightwood, was gibt's", blafft er ins Telefon.

Genervt verdrehe ich die Augen. Kann er sich nicht einfach mal über einen Anruf freuen?
"Magnus hat mich vorhin angerufen und mich gefragt ob ich Dir nicht von Zuhause aus zur Hand gehen kann. Also wenn Du damit einverstanden bist würde ich Dir gerne helfen ".

"Ja ich denke ein oder zwei Fälle könnte ich an Dich abtreten damit Dir nicht langweilig wird".

Wie gnädig, denke ich. "Das freut mich. Dann schick mir doch einfach alle Informationen per Mail sobald Du Zeit hast. Grüße meinen Mann wen Du ihn siehst".

"Mach ich", antwortet Raphael erstaunlich sanft.

Die Arbeit macht mir Spaß. Aber es ist fast wie eine Volzeitstelle. Raphael hat mir nicht nur ein oder zwei Fälle geschickt sondern gleich haufenweise. Aber ich beschwere mich nicht und spreche ihn auch nicht darauf an. Es ist tatsächlich recht entspannt, bei gutem Wetter sitze ich mit dem Laptop, den Magnus mir mitgebracht hat, auf der Terasse und arbeite mich vonFall zu Fall. In der Firma weiß niemand dass ich wieder ein Teil des Teams bin und das ist auch gut so.
Magnus und ich haben leider immer noch nicht über den Elefanten im Raum geredet, aber er gibt sich Mühe. Das merke ich. Ich schlafe immer noch im Gästezimmer und sehne mich jeden Abend nach seiner Nähe.

Der SekretärWo Geschichten leben. Entdecke jetzt