Jetzt sitzen wir im Wald und drehen Däumchen oder was ist der Plan?

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Langsam, ganz langsam sickert der Tag bei mir ein. Puh! Das war ein ganz schöner scheiß Tag!

Ich Opferchen habe eine seltsame Nase bekommen und meine Freundin hat keinen Bock mehr auf mich. Außerdem, ach jaa! wurde ich mal entführt... Das kann ja mal passieren

Jetzt sitze ich tatsächlich hinten auf einem großem Truck und muss aufpassen das ich nicht bei voller Fahrt von der scheiß Ladefläche falle. Ich klammere mich krampfhaft an dem eher spärlich verteiltem Geländer fest und probiere währenddessen irgendwie eine Hand entbehren zu können um mir endlich meine Haare aus dem Gesicht zu wischen.

Gaanz langsam! Ja fast geschafft! Ich will mir grade meine Haare wegstreichen als der Wagen abprubt anhält und ich wie ein Sack Kartoffeln vornüberfalle.

Wenigstens hat es mein Entführer nicht für nötig gehalten mich zu fesseln.

Also rappele ich mich auf und sehe mich um.

Ich stehe im verdammten Wald!! Dies verschlechtert meine Chancen auf wegrennen deutlich! Ich würde wahrscheinlich nicht mal zwei Meter weit kommen in diesem Dickicht und bei meinem Orientierungsinn.

Eine Tür fällt zu und ich zucke zusammen. Da steht dieser Typ! Mit den silber Augen...

Ich funkle ihn wütend an (naja ich hoffe zumindestens das es nicht wie eine kleine wütende Babykatze aussieht)
„Super gemacht!" sage ich sarkastisch „jetzt sitzen wir im Wald und drehen Däumchen oder was ist der Plan?"

Ich bemerke einen seiner Mundwinkel Zucken. „Ja so ähnlich sieht mein Plan aus"
„ähh was?"

Keine Drohungen, Erpresserbriefe an meine Eltern irgendwas? Was ist denn das bitte für eine unnötige entführung!?

„Du hast schon richtig gehört. Ich werde dir nichts tuen. Nur dich halt nicht nach Hause lassen..."
„Aber was ist denn der Sinn?!" irgendwie finde ich das ziemlich unnötig mich erst Mal aus der Stadt raus zuschleppen und dann nichts zu tun".

„Das wirst du wohl noch früh genug erfahren" Wie. Ich. Diese. Andeutungen. Hasse!!

„Und warum kannst du mir das nicht einfach sagen?" frage ich etwas genervt. „Tut mir leid das wirst du wohl selber herausfinden müssen..." sagt er ohne jeglichen spöttischen Unterton. Er wirkt fast schon... bedauernd? Oh Mann! Hier ist definitiv irgendwas seltsam. Bin ich im falschen Film?

Ich atme tief ein und aus „Schön!" sage ich völlig am Ende mit der Welt. „Dann sag mir halt nichts und ich gehe munter im Wald spazieren!" als er mich nicht aufhält oder dazu ansetzt noch irgendwas zu sagen stapfe ich frustriert los. Dabei beruhigt mich der Geruch des Waldes. Kiefernzapfen, Laub, Tannennadeln, Harz. Ich sauge alles in mich auf und stapfe immer weiter. Um den Rückweg mache ich mir keine Sorgen. Das kann warten! Ich laufe immer weiter und weiter und merke bald wie mir wieder Tränen über die Wangen laufen. Verdammt! Ich dachte meine Wasservorräte für rumheulen wären heute schon aufgebraucht!

Das kann doch einfach nicht sein! Ich habe ein Leben in kompletter langweile mit Friede Freude Eierkuchen gelebt und dann an einem Tag passiert so viel auf einmal! An einem verdammten Tag! Ich wünschte dieser Tag würde nicht existieren!

Ich merke erst jetzt wo ich bin. Auf einer kleinen Lichtung. Das Gras ist saftig grün und kleine Blumen stehen an einem klitzekleinen Bächlein das fröhlich vor sich hin plätschert. Vögel zwitschern leise und ich sehe ein Eichhörnchen von Baum zu Baum hopsen.

Wow ich fühle mich wie  in einem Disney Trickfilm. So friedlich sah alles aus.

Ich setze mich bedächtig aufs Gras und schließe meine Augen.

GestaltwandlerWo Geschichten leben. Entdecke jetzt