Kapitel vier

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Schmerz. Das war das erste was ich fühlte als ich langsam zu realisieren begann was das, was Max getan hatte bedeutete. Es fühlte sich so an, als hätte eine unsichtbare Hand sich um mein Herz geschlungen und würde jetzt fest zudrücken. Sie riss mein Herz in tausend Stücke, packte das was von davon noch übrig war, zog es aus meinem Brustkorb und verbannte es an den dunkelsten Ort den man sich vorstellen konnte.

In meinem Kopf durchging ich all die schönen Momente die wir zusammen genossen hatten. Unser erster Kuss, das erste Mal "Ich liebe dich" und die unzähligen Dates die wir gemeinsam verbracht hatten.

In seinen Armen hatte ich mich immer sicher gefühlt und vor allem hatte ich ihm vertraut. Ihn jetzt in diesem immer noch dunklen Zimmer zu sehen, mit einem anderem Mädchen in den Armen, brach mein Herz.

Plötzlich verspürte ich eine enorme Wut. Sie übertraf den Schmerz und erfüllte mich im ganzen Körper. Wie konnte er mir das nur antun? Ich dachte er liebte mich!
Die Wut brannte heftig in mir und übernahm mein Handeln.

"Hallo Max" sagte ich mit einer Stimme die so kalt und emotionslos war, dass ich mich wunderte wie die Worte über meine Lippen kommen konnten, wo in meinem innerem gerade zu ein Sturm aus Emotionen und Gedankengängen wüstete.

Ruckartig gingen die beiden auseinander. Als Max mich erkannte, weiteten sich seine Augen

"Ella... ich kann... das erklären" sagte er immer noch atemlos. Ich schnaubte " Was gibt's da zu erklären. Du bist mir fremdgegangen!" meine Stimme war nun mit eisiger Wut getränkt. Es war viel zu eng hier. Zu eng für meine Wut. Meine stille Trauer. Mit dem bedrängen nach frischer Luft und Platz wandte ich mich um und stapfte aus dem Zimmer. Ich hab keine Ahnung wie ich es schaffte mein Gesicht bis zu meinem Auto mit einer neutralen Maske zu überschatten, aber als ich dort ankam ließ ich meinem Schmerz freien Lauf. Ich schluchzte und heiße Tränen rannen über mein schmerzverzerrtes Gesicht.

Ich hörte noch immer ihre Stimmen in meinem Ohr und das Bild in dem Max über Chloe lag schien mich auch zu verfolgen. "Du bist so gut Chloe" War ich ihm etwa nicht genug gewesen? War die Liebe, die ich noch immer tief verankert in meinem Herzen spürte, nur einseitig gewesen? In meinem Kopf spielten sich all die Momente noch einmal ab die wir gemeinsam erlebt hatten und suchten nach einer Antwort auf meine Fragen und fand keine.

"I guess you didn't mean what you wrote in that song about me...." die Musik hatte ich so laut gedreht bis mein Handy mir anzeigte das ich mich im roten Bereich befand, in der Hoffnung sie würde meine Gedanken übertönen.

"...cause you said forever now I drive alone past your street" Ich nahm mir noch ein Taschentuch und schnäuzte herzhaft aus. Danach legte ich das Taschentuch zu den anderen, aus denen man wohlmöglich schon eine dieser Wanddekorationen bilden kann, die so viele in ihrem Zimmer hatten.

"red lights, stop signs I still see your face in the white cars front yards" Es war wahrscheinlich nicht die beste Idee mich in Selbstmitleid zu wälzen aber ich konnte nicht anders. Als ich Gestern nach Hause gekommen war mit verschmierter Wimperntusche und rot geränderten Augen, war zum Glück keiner mehr wach gewesen. Ich war so erschöpft gewesen vom vielen Weinen, dass ich es nicht ertragen hätte wenn mich meine Mutter mit Fragen durchlöchert hätte.

Heute Morgen, wagte ich mich nicht runter zum Frühstück, weil ich mich noch nicht dem stellen wollte, was bald auf mich zukommen musste.

Ich schloss also meine Zimmertür ab und legte mich wieder ins Bett. Dort übermannten mich erneut meine Enttäuschung und seit dem saß ich auf dem Bett und heulte wie eine blöde. Ich fühlte mich einfach nur elend und ich nahm mir vor mir dieses Tief nur Heute zu erlauben und Morgen aufzustehen und mein Leben wieder in den Griff zu bekommen.

Ein leises Klopfen an der Zimmertür riss mich aus meinen Gedanken.
„Ella bist du da?" fragte eine Stimme die mir nur allzu bekannt war.

„Nein" antwortete ich, nahm mir mein Kissen und versteckte damit mein Tränenüberströmtes Gesicht. Ich war noch nicht bereit mich der Welt zu stellen.

„Komm schon Ella" sagte Grayson „mach die Tür auf!"

Graysons und meine Mutter waren beste Freunde gewesen und waren gemeinsam mit uns schwanger gewesen. Auch danach hielt ihre Freundschaft und auch Grayson und ich waren seit wir uns kannten beste Freunde. Ich konnte mit ihm über alles reden und es war mir auch nicht peinlich wenn ich mal meine fünf Minuten hatte und irgendwas total blödes machte wie zum Beispiel ohne Grund rumzutanzen oder merkwürdige Geräusche von mir gab.

Vielleicht war es gar nicht so schlecht wenn ich mit ihm redete. Vielleicht half das ja, das Loch zu füllen, das ich seit gestern in meiner Brust spürte.

„Ich hol gleich ein Einschlaghammer und schlag die Tür ein, wenn du mir jetzt nicht endlich die Tür aufmachst!" demonstrierte er weiter.

Wiederwillig nahm ich das leicht feuchte Kissen von meinem Gesicht und stand auf. Ein leichtes Schwindelgefühl überkam mich weil ich so lange nicht mehr gestanden hatte. Ich blieb kurz stehen und wartete bis sich die Welt nicht mehr drehte und setzte meinen Weg zur Tür weiter fort.

„Endlich" sagte Grayson als ich die Tür auf machte und er ins Zimmer stürmte.

" Hey du hast..." er stoppte als er mein Gesicht sah.

„Gott du siehst ja schrecklich aus. Was ist passiert?"

Leicht beleidigt sah ich an mir herab. Ich trug noch immer meinen Hello Kitty Pyjama den ich mir Gestern vor dem Schlafengehen übergeworfen hatte.

„Hey. So schlimm seh ich auch schon wieder nicht aus" schmollte ich.

Sein zweifelnder Blick wurde mit einem sorgsamen ersetzt.

"Was ist passiert?" Fragte er noch einmal, diesmal aber um einiges sanfter.

„Er..." versuchte ich anzufangen aber die Worte kamen nur sehr langsam und zögerlich über meine Lippen.

„Er" fing ich noch einmal an „hat mich betrogen" meine Stimme war nicht viel mehr als ein leises Flüstern.
Sein Blick war so leidvoll als wäre er selbst gerade betrogen worden.                                                                
"Oh Ella, das tut mir so schrecklich leid" sagte er und nahm mich kurzerhand in seine Arme. Ich ließ mich in sie hinein sinken und spürte, wie mir erneut ein Schluchzen entweichen wollte. Schweigend hielt er mich fest und strich mir sanft in beruhigenden Bewegungen über den Rücken. Ich ließ die Tränen aus meinen Augen kullern und auch das mühsam aufgehaltene Schluchzen drang mir über die Lippen.

Langsam ließen meine Tränen nach und ich löste mich vorsichtig aus Grayson's Umarmung. "Danke" sagte ich.

"Nichts zu danken" ein schelmisches Grinsen trat in sein Gesicht. "Sag mir nur nächstes mal Bescheid, wenn du vorhast mein Shirt als Taschentuch zu benutzen, dann bring ich mir ein Ersatz T-shirt mit."

"Ha ha" sagte ich und sah ihn mit gespielt bösem Blick an. Da ich aber keinerlei schauspielerisches Talent hatte, hielt meine Fassade nicht lange und ein leichtes Lächeln schlich sich auf mein Gesicht.

Irgendwie schaffte er es immer mich wieder aufzuheitern. Schon als wir klein waren hatte er das jedes mal geschafft. Mir fiel eine Erinnerung ein. Damals hatten wir gemeinsam geschaukelt und ich dachte, dass ich, wenn ich von der Schaukel springe, fliegen würde. Naja dem war nicht so und ich hatte mir mein Knöchel gebrochen. Grayson war direkt zu mir gekommen, hatte mich in den Arm genommen und mich getröstet.

"Na komm" riss mich Grayson aus meiner Erinnerung "holen wir dir eine Familienpackung Ben and Jerry's und setzen uns damit vor den Fernseher."

"Ok" willigte ich ein. Vielleicht konnte mich das ja von meinem Tief ablenken

Voila! ein neues Kapitel. ich hoffe es gefällt euch :)

Keep me from drowningWo Geschichten leben. Entdecke jetzt