Der Nachtclub

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Sie verstand das männliche Geschlecht einfach nicht. Wenn eine Frau zu gefühllos war, wollten sie sie unbedingt knacken oder nannten sie zu fridge. Und wenn sie zu emotional war, zeigte sie zu viel Schwäche und sie ging ihnen auf die Nerven. Aber so sollte die perfekte Frau für sie sein. Ein schwache Dame, die einen edlen Ritter brauchte. Und dann gab es noch den kumpeltyp, eine Frau mit den männlichen Vorteilen und ohne die "typischen" Nachteile einer Frau. Aber sie sollte die Geschlechtsteile eines weiblichen Wesens haben.

Und da sagte man Frauen wären ein unlösbares Mysterium.

Männer waren tausend mal schlimmer. Nur ihre Gedanken waren, wenn man sie fragte begrenzter. Sie konnte an einer Hand abzählen, worum sich ihr Kopf den ganzen Tag drehte.

Zum einen, war da das Kämpfen, ob es ein Testosteronkampf war oder ein Kampf, um ihre Ehre und den Schutz von was auch immer. Dann war da noch Sex, was wie es ihr schien einen Großteil ihres Denkens einnahm. Brünstige, Schwanzgesteuerte Tiere eben. Und was wäre das Leben, ohne eine Tonne Bier am Tag? Sie sauften, wie die Kamele nach einer lang andauernden Dürre. Und zuletzt, dieses Dominanzgehabe von "Ich Mann, du Frau". Was sie persönlich, das Höhlenmensch-Syndrom getauft hatte. Kein Mann kam dagegen an, es war ihnen von Natur aus in die Wiege gelegt worden. Wobei dies, dann wieder zum ersten Punkt ihrer Aufzählung zurückführte. Ein sich endlos drehender Zyklus.

Ihre Meinung wurde nochmal verstärkt, als sie sich im Pub umsah. Pub war wohl kaum der richtige Ausdruck. Nach außen hin, sah es wohl wie ein stink normaler Pub aus. Doch von innen erkannte man, dass der Schein gewaltig trügen konnte. Es war eher ein Bordell und nicht einer von denen, bei denen die Frauen brav, vorne auf der Bühne ihren Körper aufreizend gegen eine Stange drückten oder sich am Boden wälzten, während die Kunden sich mit Blicken und flüchtigen Berührungen zufrieden gaben. Nein, so viel Glück hatte Ashlyn nicht. Sie befand sich in einem Lusthaus, dass dafür berüchtigt war, jedermann der entsprechend dafür zahlte, die reinste Wonne zu schenken. Hier waren Wesen aller Arten vertreten, von Ghulen bis hin zu Nymphen, sowohl als Gäste wie auch als Angestellte.

Vor ihr blies eine kleine, nackte Najade einem Troll gerade das Hirn aus dem Schädel, was sie aus dem gutturalen Grunzen des Trolls schloss, der bei jedem Schmatzen der Najade zwischen seinen Beinen erschauerte. Angeekelt, wand sie den Blick von dem Paar vor ihr ab und suchte eine Mitarbeiterin, die gerade nicht den Mund voll hatte. Es war schwierig Bedienstete und Kunden auseinander zu halten, selbst als Ashlyn gezielt nach einer freien Bedienung suchte, konnte sie keine ausfindig machen. Auf einmal schmiegte sich ein heißer, verschwitzter Körper an Ashlyn.

Eine rauchige Stimme flüsterte ihr verrucht ins Ohr.

"Du bist so angespannt, das sollten wir lieber ändern."

Ashlyn spürte den schwefeligen Atem an ihrem Nacken und ihre Haut zog sich, bei der unangenehmen Berührung zusammen. Der Inkubus schmiegt sich an sie und massierte ihre Schultern.

Blitzschnell entzog sich Ashlyn seinem Griff und hielt ihm ein kleines, scharfes Silbermesse an die Kehle. Das Messer, schnitt ihm ins Fleisch und ein kleiner Schwall Blut trat aus.

"Wir können es auch auf die harte Tour machen, Baby. Ich bin offen für alles.", schnurrte er.

Der Inkubus wollte noch mehr sagen, doch er verstummte bei ihrem kalten Blick. Sie erkannte den Moment als er Begriff, wen er vor sich hatte. Seine Pupillen weiteten sich und sie roch seine Angst. Es umgab ihn, wie eine zweite Hautschicht. Der Geruch betörte sie und verlockte Ashlyn noch tiefer zu schneiden, doch sie widerstand dem Bedürfnis und lockerte ihren Griff um seine Kehle.

"Wo ist er?" Sie musste seinen Namen nicht erst aussprechen, denn der Inkubus wusste, dass es nur einen Grund gab, für eine von Ashlyns Art hier auf zu tauchen.

Der Inkubus schluckte und wies mit zittriger Hand zu einer kleinen Ecke, in der zwischen zwei Käfigen eine schwarz Holztür verborgen lag. Ashlyn hatte die Tür nicht einmal wahrgenommen, obwohl sie alles abgesucht hatte. Wahrscheinlich lag ein starker Zauber auf ihr, dass selbst Ashlyn ihn ohne Wissen nicht sehen konnte. Oder es lag an den Stoffen, die hier in der Luft schwebten. Sie störten Ashlyns Konzentration und lenkten sie ab. Das regte sie mehr auf, als es sollte. Das hattet er extra getan, Ashlyn hergerufen in dem Wissen, dass sie es hassen würde hier zu sein. So tief zu sinken und sich an so einem widerlichen Ort aufzuhalten, wie keiner ihresgleichen zuvor. Es lag unter Ashlyns Würde und genau deshalb, hatte der Bastard sie hierher gerufen. Das würde sie ihm heimzahlen, er würde sich wünschen nie geboren worden zu sein, dieser Hundesohn.

Ashlyn stieß den Inkubus stärker von sich als es nötig war, was ihn rückwärts taumelnd zu Boden fallen ließ und ging auf die Tür zu. Ohne zu klopfen, riss Ashlyn sie auf. Er wusste bereits eh, dass sie eingetroffen war. Es machte ihm nur Spaß, dass sie diesen Widerling auch noch suchen musste. Ashlyn war versucht sich wieder umzudrehen und all diesen Mist hinter sich zu lassen. Aber sie war ihm noch einen Gefallen schuldig und Ashlyn hielt immer ihr Wort, denn dies war alles, was ihr noch geblieben war. Sie schüttelte diesen dunklen Gedanken ab und trat in einen sperlich beleuchteten Flur, hinter ihr Schloss sich die Tür von selbst und ließ das Wummern der Musik, zu einem leichten Dröhnen abebben. Kahle, Schwarze Wände umgaben sie und führten zu der einzigen Tür, am Endes des langen Ganges, es waren keine einzigen Wachen hier oder draußen postiert. Ziemlich leichtsinnig, aber wer war so dumm, ihn in seinen eigenen Territorium zu bedrohen oder gar anzugreifen? Sie steuerte auf die Tür zu und versuchte etwas durch das Eisen zu vernehmen, doch es blieb ruhig. Zu ruhig. Noch ehe sie sich versah, riss Ashlyn die Tür auf und trat in einen dunklen Raum ein.

Es war sein Büro und Privatraum, nahm Ashlyn an. Es war recht schlicht gehalten. Dennoch strahlte der Raum eine eigene Persönlichkeit aus. Schwarze Ledersessel standen um einen riesen Bildschirm, der die ganzen Videoüberwachungen des Pubs zeigten. Er hatte sie also wirklich gesehen, Ashlyn hatte es doch gewusst. Ein brauner Bürotisch mit vielen gestapelten Ordnern, stand mitten im Zimmer und dahinter, ein großer schwarzer Drehstuhl. Die Wände waren geschmückt, mit Bücherregalen so weit das Auge reichte und eine weitere Tür war rechts von ihr. Genau neben einer langen schwarzen Ledercouch vor einem Kamin. Wer's sich leisten konnte, schoss es ihr durch den Kopf. Sie hatte auch reichlich Geld, doch zum Leben, reichte ihr eine Bleibe mit einem Bett und einem Kühlschrank, der meistens jedoch leer blieb, da sie nicht zu Einkaufen kam. Und ihre geliebte Kaffemaschine, ohne sie ging gar nichts.

Dann bemerkte sie, die Gestalt auf der Couch, die fast nicht zu erkennen war, weil die Dunkelheit sie wie eine Decke umgab und die Gestalt in ihr förmlich verschwand. Ashlyn betrachtete die langen Beine, die in einer dunklen Jeans verhüllt waren. Lange muskulöse Beine. Langsam glitt ihr Blick über sein 'bestes Stück', das in der Hose sehr gut zur Geltung kam. Ashlyn schluckte.

Gefährliches Terrain, sie hatte schon reichlich andere gut bestückte Männer gesehen, also sollte sie sich nicht so anstellen. Sie betrachtete ihn noch einen Moment und glitt dann mit dem Blick weiter gen Norden. Oh Mann, seine Brust würde selbst Adonis in den Schatten stellen. Seine Haut spannte über seine Bauchmuskeln und zu gern hätte sie jeden Hügel mit ihrer Zunge nach gefahren.

Himmel, sie musste dringend mal wieder flachgelegt werden, jedoch nicht von diesem Exemplar hier. Niemals von dem hier, schwur Ashlyn sich. Sie musste sich daran erinnern, dass sie ihn zu tiefst verabscheute und hasste. Doch der Gedanke war gleich vergessen, als sie sah wie sich seine Biszepmuskeln spannten, während seine Hände verschrenkt, hinter seinem Kopf lagen. Gott stehe ihr bei, welche Frau träumte nicht davon von solchen Armen gestreichelt zu werden. Sie stöhnte innerlich auf. Verdammt, sie war heiß auf diesen Bastard egal wie falsch das war. Doch dann sah sie wie er grinste und Blickte in Silber strahlende Augen.

Oh shit, hatte er gesehen wie sie ihn förmlich mit den Blicken ausgezogen hatte? Nein, bitte alles nur nicht das!

"Und gefällt dir was du siehst. Wenn du willst lass ich dir noch ein wenig Zeit um dich satt zu sehen."

Arrogantes Arschloch! Im war es also nicht entgangen.

Jäger der NachtWo Geschichten leben. Entdecke jetzt