"My daddy's got a gun, you better run" - Hayloft, Mother Mother
Mit einem Ächzen stelle ich die Einkaufstüten auf den Steinboden und reibe meine Hände aneinander, um das Gefühl der durch die Kälte verschuldeten Taubheit aus meinen Fingern zu vertreiben.
Gähnend werfe ich einen Blick auf das Christrosen-Blumenbeet, das mitten zwischen den Bäumen irgendwie fehl am Platz wirkt und bei genauerem Hinsehen etwas vertrocknet aussieht. Mit gerunzelter Stirn betrachte ich es einen Moment länger, ehe ich in meine Manteltasche greife und den Hausschlüssel herausziehe.
Ich hebe die Besorgungen wieder hoch und will die Tür aufsperren, doch bei dem Versuch den Schlüssel ins Schloss zu stecken, gibt sie augenblicklich nach und schwingt lautlos ein Stück nach hinten.
"Was zum-", entfährt es mir verwirrt und ich schlucke. "Grandma?"
Mit einem von Sekunde zu Sekunde größer werdenden Kloß im Hals betrete ich das Haus, stelle die Einkäufe auf eine Kommode und sehe mich um. Die Abenddämmerung taucht den Flur in ein seltsames Licht und keine einzige Lampe brennt, nur das Aquarium auf der Kommode leuchtet so hell wie eh und je und die Sauerstoffpumpe blubbert friedlich vor sich hin.
"Grandma, ich bringe die Lebensmittel", versuche ich erneut auf mich aufmerksam zu machen, doch nichts rührt sich. Ob sie einen Spaziergang macht? Vielleicht hat sie versäumt abzuschließen, in letzter Zeit scheint sie öfter Kleinigkeiten zu vergessen.
Wie in Zeitlupe mache ich einen Schritt nach vorne und mein Herz beginnt schneller zu klopfen, als mein Blick am Aquarium hängen bleibt. Der Großteil des einst so beeindruckenden Fischschwarms liegt tot auf dessen Grund, jedes Tier mit einer weißen Schicht überzogen. Als hätte es sie eingeschneit.
"Grandma?", rufe ich nun laut und zucke erschrocken zusammen, als plötzlich jemand die Treppe hinuntergetrampelt kommt, zu schnell als dass es meine von Rheuma geplagte Großmutter sein könnte.
"Was brüllst du so herum, Louis?", schnauzt mich ein brünetter Mann an, der sich ein Tuch ums Gesicht gebunden hat.
"Wer zum Teufel sind Sie?", frage ich mit bebender Stimme und er scheint so überrascht zu sein, weil ich nicht besagter Louis bin, dass er eine Stufe auslässt und mit einem erstickten Aufschrei einen Schritt ins Nichts macht. Mit einem dumpfen Geräusch kommt er zu meinen Füßen auf, fängt sich jedoch schneller als erwartet wieder und tritt so fest gegen mein Bein, dass ich befürchte, meine Kniescheibe könnte herausspringen.
Mit einem schmerzerfüllten Stöhnen gehe ich ebenfalls zu Boden, greife jedoch geistesgegenwärtig nach dem Schirmständer neben der Treppe, in dem meine Großmutter seit ich denken kann einen Schürhaken aufbewahrt, um sich gegen Einbrecher wehren zu können. Und ich denke, diese Situation kommt dem schon ganz schön nahe.
Der Mann rollt sich zur Seite und im Schein der Aquarienbeleuchtung sehe ich etwas in seiner Hand aufblitzen, das alles von einem Messer bis zu einem Schraubenzieher sein könnte.
Panik ergreift mich, als er sich aufrappelt und auf mich zukommt, und ich hole ohne nachzudenken mit meiner Waffe aus, um ihn mir vom Leib zu halten, doch er lehnt sich bloß ein Stück von mir weg und entgeht dem Schlag.
Mit rasendem Puls robbe ich zurück und fast im selben Moment vernehme ich hinter mir ein Klicken, das ich sonst nur aus Filmen kenne.
"Eine Bewegung und ich blase dir den Schädel weg, verstanden?", droht eine hohe Stimme und eiskalter Angstschweiß sammelt sich in meinem Nacken, in den sich keine Sekunde später der Lauf einer Pistole drückt.
"B-Bitte nicht schießen", flehe ich und kralle mich in den teuren Perserteppich unter mir.
"Ist ganz einfach. Du bewegst dich nicht und ich schieße nicht", erwidert der Unbekannte und holt tief Luft, ehe sich das Metall von meiner Haut löst.
Mit hämmerndem Herz drehe ich den Kopf leicht zur Seite und blicke hoch zu einem relativ kleinen Mann, der im Gegensatz zu dem anderen nichts trägt, um sein Gesicht zu bedecken.
Finster sieht er mich an und neigt die Pistole in Richtung des Schürhakens.
"Her damit."
Ohne zu widersprechen händige ich ihm meine einzige Chance auf Verteidigung aus und wage kaum zu atmen, als der andere Mann näher tritt und mich von oben bis unten mustert.
"Schöne Scheiße", bemerkt er und vermuteter Louis umfasst die Waffe fester.
"Wer bist du?", fragt er mit seiner kratzigen Stimme und macht einen Schritt auf mich zu, als ich nicht sofort antworte. "Wer du bist, habe ich gefragt."
"H-Harry", erwidere ich und vor lauter Angst steigen mir Tränen, in die Augen, die ich mit einer schnellen Bewegung wegwischen will, doch das bringt Louis dazu, mich so laut anzuschreien, dass ich wie geschlagen zusammenzucke.
"Nicht bewegen, bist du so schwer von Begriff?", brüllt er mir entgegen und der Finger am Abzug zittert.
"Tut mir leid, ich wollte nicht-", bringe ich nur hervor und unterdrücke ein panisches Schluchzen, als er sich über mich beugt. Das Zittern in seinem Zeigefinger ist nun in den gesamten Arm übergegangen und in seinen Augen, deren Meerblau man in der hereinbrechenden Dunkelheit nur noch schwer erkennen kann, steht die pure Angst.
"Harry. Und wie weiter?", drängt er mich und leckt sich flüchtig über die Lippen. Seine Stirn glänzt vom Schweiß und die braunen Haare kleben ihm am Kopf.
"Styles. Das ist das Haus meiner Grandma, i-ich bin hier um ihr die Lebensmittel für diesen Monat zu bringen."
"Oh, fuck, Kumpel. Das tut mir leid", meldet sich der brünette Mann zu Wort und ehe ich fragen kann, was er meint, ertönen erneut Schritte aus dem oberen Stockwerk und ein dritter Mann kommt die Treppe hinunter. Sobald er neben Louis stehen geblieben ist und das Aquarium sein Gesicht beleuchtet, erkenne ich seine langen, schwarzen Haare und die unzufriedene Miene.
"Was ist hier los?", will er wissen und stellt einen Rucksack neben mir ab, in dem es verdächtig klimpert und klirrt.
"Wir haben Besuch bekommen, wonach sieht es aus", scherzt Louis halbherzig und der Neue in der Runde hebt bloß die Brauen.
"Wo ist meine Großmutter? Was habt ihr mit ihr gemacht?", verlange ich mit brüchiger Stimme zu wissen und verändere meine Sitzposition nur minimal, weil meine Arme kurz davor sind nachzugeben, was Louis mit einem drohenden Laut und Argusaugen verfolgt.
"Naja, nichts mehr", sagt der Brünette schulterzuckend. "Die dürfte schon seit einigen Tagen dort oben liegen. Tut mir echt leid, ist scheiße wenn Familienmitglieder sterben. Aber sieht so aus, als wäre sie einfach eingeschlafen. Hat sicher nix gespürt."
Mein Herz setzt einen Schlag lang aus, ehe es holprig wieder seine Arbeit aufnimmt, und mit einem Mal wird mein Mund unerträglich trocken.
"Sie...?", setze ich an, bringe den Satz jedoch nicht über die Lippen.
"Eingeschlafen. Tot. Passiert so mit alten Leuten", spricht der Schwarzhaarige ohne einen Funken Mitgefühl und so sehr ich auch versuche, die Worte und ihre Bedeutung zu verarbeiten, es will mir nicht gelingen.
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Hallo und herzlich willkommen zu meiner neuen Geschichte. Ich freue mich darauf, Louis und Harry gemeinsam mit euch zu begleiten. Kommentare und Votes sind immer ein Grund zur Freude, also lasst ruhig reichlich davon da :)
Auf eine schöne gemeinsame Zeit
Maybe x[1160 Wörter]

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Perfect || larry stylinson fanfiction
FanfictionZur falschen Zeit am falschen Ort. Ein allseits bekanntes Sprichwort, von dem man nicht denkt, dass es solch fatale Folgen haben kann. Louis ist nun wirklich niemand, der Leuten Böses antut. Ehrenwort. Ein bisschen Robin Hood spielen ist nicht wirkl...