ᴅʀᴇɪᴢᴇʜɴᴛᴇs ᴋᴀᴘɪᴛᴇʟ

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"I've been breathing air, but there's no sign of life. Doctor, the problem's in my chest. My heart feels cold as ice" - Cold Cold Cold, Cage The Elephant

Gerechnet habe ich nicht damit, aber überraschen tut es mich auch nicht, als Louis mich an diesem Tag an den Esstisch fesselt.

"Hast du große Schmerzen?", frage ich vorsichtig, als er die Handschellen um ein Tischbein einrasten lässt, doch er reagiert nicht darauf und stellt mir ein Glas so fest auf den Boden, dass das Wasser überschwappt.

Er hat mir, bevor er mich hier festgemacht hat, eine Dusche erlaubt, meine Wunde versorgt und mir ein Abendessen gerichtet und bei all dem kein einziges Wort mehr gesagt.

Sobald er, zusätzlich zu den Handschellen, meine Beine mit dem Seil aus dem Haus meiner Großmutter fest zusammengezurrt hat, macht er sich mit verbissener Miene daran, die Erde aufzukehren, die überall verteilt liegt, und hebt den Blumentopf zurück auf seinen Platz auf der Fensterbank.

"Sprichst du jetzt nicht mehr mit mir?"

Ich erhalte keine Antwort und er sieht mich nicht einmal an, als er ein paar Minuten später an mir vorbeigeht und ins Schlafzimmer verschwindet, aus dem er bis zu den frühen Morgenstunden nicht mehr herauskommt.

In dieser Nacht komme ich kaum zur Ruhe und am nächsten Tag tut mir wegen meinem unbequemen Platz alles noch mehr weh, was ich Louis irgendwann auch mitteile, als er wieder über seinen Ordnern und Briefen sitzt und wie ein Irrer Zettel für Zettel beschreibt.

Er ignoriert mich ungerührt und so verbringe ich weitere Stunden auf dem Boden, die mir Gliederschmerzen bescheren, doch als der Abend hereinbricht macht er mich los und zerrt mich ins Schlafzimmer und aufs Bett.

Im Gegensatz zu sonst kettet er sich diesmal jedoch nicht an mich, sondern fesselt mir die Hände auf den Rücken und da ich auch meine Beine nicht richtig bewegen kann, schaffe ich es mehr schlecht als recht, mich in eine gemütliche Position zu bringen.

"Louis?", wage ich ihn anzusprechen, nachdem er die letzte leuchtende Lampe im Wohnmobil ausgeknipst und sich, so weit entfernt von mir wie nur möglich, an die Bettkante gelegt hat. "Ich kann mich nicht zudecken. Könntest du...?"

Es fühlt sich seltsam an, ihn um einen Gefallen zu bitten, nachdem er, dafür dass ich ihn angegriffen habe, eigentlich schon mehr als genug für mich getan hat. Er scheint mich vorerst auch dieses Mal einfach auszublenden, doch dann knarzt die Matratze und ich spüre, wie er die Decke unter mir hervorzupft und sie sorgsam über mir ausbreitet.

"Danke", flüstere ich und er hält inne. Auch wenn ich ihn kaum sehen kann, bin ich mir doch sicher, dass sein Gesicht gerade nur Zentimeter über meinem schwebt und ich bin tatsächlich versucht, den Kopf zu heben und ihm einen Kuss auf die Lippen zu drücken. Eine Entschuldigung, ein Zeichen dafür, dass es mir wirklich leid tut, dass ich ihm weh getan habe, doch es kommt nicht dazu, denn er rollt sich wieder zur Seite und lässt mich mit klopfendem Herz und rasenden Gedanken zurück.

Zwei weitere Tage straft er mich mit Schweigen und gibt mir dadurch viel Zeit zum Nachdenken.

Ich biete ihm an, mich um seine Verletzung zu kümmern, weil er nun einmal schlecht selbst auf seinen Hinterkopf sehen kann, doch er geht nicht darauf ein. Genauso wenig interessiert er sich für meine Versuche, Gespräche mit ihm in Gang zu bringen, und die meiste Zeit würdigt er mich keines Blickes, doch wenn sich seine Augen in seltenen Momenten doch zu mir verirren, liegt darin eine Enttäuschung, die ein unerträgliches Schuldgefühl in meiner Brust auslöst.

Es tut mir wahnsinnig leid, dass ich ihn so hinters Licht geführt habe, auch wenn er es mir wirklich einfach gemacht hat.

Außerdem fühle ich mich widerlich, weil ich ausgenutzt habe, dass er so unsicher mit sich selbst und seiner Sexualität und einfach total alleine ist. Und mir wird zunehmend bewusst, dass ich es nicht noch einmal tun könnte. Egal, wie sehr ich meine Freiheit auch zurück will, das hat er nicht verdient und ich möchte ihn nicht noch einmal verletzen müssen. Weder emotional noch körperlich.

So sehr es mir anfangs auch widerstrebt, ich würde ihn bei jedem todtraurigen Blick einfach gerne in den Arm nehmen und ihm versprechen, dass er bei mir sicher ist. Dass er mir nicht egal ist und dass ich täglich daran denken muss, dass er seine Einnahmequelle für mein Leben eingetauscht hat, und wie dankbar ich ihm bin. Ich will abends seine Hand halten bis wir eingeschlafen sind, damit keiner von uns alleine sein muss, und ich will seine Lippen wieder auf meinen spüren, seine Hände in meinen Haaren und ihn nachts dicht an mir haben.

Als ich mir das eingestehe, frage ich mich im selben Atemzug, ob ich jetzt völlig den Verstand verloren habe und die Entführung schon solche seltsamen Auswirkungen auf meinen Gemütszustand und meine Gefühlswelt hat, aber je länger ich darüber nachdenke, desto deutlicher wird der simple Wunsch danach, selbst nicht einsam sein und ihn nicht mehr so einsam sehen zu müssen, gegen den ich mich nicht wehren kann.

Ich will ihm sagen wie ich empfinde, dass ich es bereue, ihn verletzt zu haben, und dass ich seine Sexualität wirklich nicht verurteile, doch ich bringe die Worte nicht heraus.

Stundenlang lege ich mir Sätze zurecht, plane ein ganzes Gespräch, und verwerfe dann doch alles wieder, weil sich nichts glaubhaft und aufrichtig genug anhört.

Da ich meine Gefühle einfach nicht artikulieren kann, versuche ich in der Nacht vom neunten auf den zehnten Tag einen kleinen Schritt zu wagen und seine Hand zu nehmen.

Es hat ausgereicht, dass ich mich darüber beschwert habe, nicht gut zu schlafen, damit er mir die Arme wieder vorne fesselt und so kann ich übers Laken tasten und berühre schon bald Louis' warme Haut. Er zuckt bei meiner Berührung zusammen, doch er gestattet es mir überraschenderweise, vorsichtig über seine Handfläche zu streichen. Erst als ich unsere Finger miteinander verschränken will, entzieht er sich mir und dreht sich geräuschvoll von mir weg.

"Es tut mir leid", flüstere ich in die Dunkelheit und vernehme ein leises Aufatmen. "Ich weiß, du wirst mir das nicht glauben, aber ich bereue sehr, was ich getan habe."

"Spar dir dein Gerede", wispert er mit belegter Stimme und mein Herz macht einen erfreuten Hüpfer, weil er zum ersten Mal seit Tagen wieder mit mir spricht.

"Ich möchte es mir nicht sparen, weil ich will, dass du weißt, dass es mir leid tut. Wirklich."

"Wenn du das sagst, damit ich dir die Fußfesseln abnehme oder so, dann kannst du mit der Lügerei aufhören. Du weißt, dass ich sie dir abnehmen würde, wenn du mir sagst, dass sie dich einschneiden oder zu sehr weh tun."

"Nein, deswegen sage ich das aber nicht. Ich meine es ernst, es tut mir leid."

"Lass gut sein, Harry", murmelt er nur abweisend und ich bin mir sicher, dass er auf nichts mehr einginge, wenn ich probieren würde, weiter mit ihm zu reden, also schweige ich.

Ein "Schlaf gut" kann ich mir dann aber doch nicht verkneifen und bekomme darauf nur ein Schnauben als Antwort.

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Ob Louis Harry das verzeihen wird?

Übrigens habe ich seit etwas über einer Stunde meinen Führerschein :)

Ich wünsche euch eine schöne Woche
Maybe

[1200 Wörter]

Perfect || larry stylinson fanfictionWo Geschichten leben. Entdecke jetzt