"There ain't nobody watching us, 'cause nobody cares. And in the end we're living all alone" - There Isn't Any God, Rusty Cage
Die Dämmerung bricht bereits über den Wald herein und die Kälte frisst sich erbarmungslos in meine Glieder, als wir bei dem Weg und dem Reifen ankommen, den ich zuletzt gesehen habe, als mich Zayn, Niall und Louis vor Tagen hergebracht haben.
"Harry!", ruft mir eine aufgelöste Frauenstimme entgegen, als ich mit einem Ächzen von der Trage rutsche, und Gemma kommt mit tränenüberströmtem Gesicht auf mich zugelaufen, um mich so fest in die Arme zu schließen, dass sie mir die Luft abschnürt. "Oh, Gott sei Dank bist du am Leben. Ich dachte, ich sehe dich nie wieder."
Sie schluchzt laut und löst sich von mir, um mich mit hektischem Blick von oben bis unten abzuchecken.
"Scheiße, ich habe mir echt Sorgen gemacht", gesteht mein bester Freund, der etwas langsamer auf mich zukommt, mit geröteten Augen und zieht mich ebenfalls in eine feste Umarmung.
"Es geht mir gut", sage ich tonlos und sehe mich verstohlen nach meinem Entführer um, doch er ist nirgends mehr.
"Musst du noch mit auf die Wache?", fragt Gemma und holt zittrig Luft, um sich zu beruhigen.
"Mr. Styles wird morgen seine Aussage machen", erklärt der Polizist, der noch da ist, und tritt zu uns heran. "Ist ein Uhr nachmittags in Ordnung? Sie werden sicherlich ein wenig Zeit brauchen, um zur Ruhe zu kommen."
"Ja, das ist okay", stimme ich zu und drücke die Hand meiner Schwester fest, als sie meine ergreift.
"Brauchen Sie einen Anwalt?"
"Den hat er", mischt sich Liam ein und reicht dem Beamten seine Visitenkarte.
"Gut. Dann sehen wir uns morgen. Ich wünsche Ihnen eine angenehme Nacht."
Ich bringe keine Antwort mehr zustande und lasse mich einfach von Gemma und Liam zu dessen Auto bringen und auf den Beifahrersitz verfrachten.
Mit einem kleinen Ruckeln fährt mein bester Freund los und bald verschluckt uns die Dunkelheit, als wir dem Wohnmobil und allem, was darin geschehen ist, den Rücken kehren und durch den Wald rollen.
"Ich bin so froh, dass es dir gut geht", sagt meine Schwester und wischt sich die Tränen von den Wangen, während sie sich von der Rückbank zwischen Liam und mir nach vorne lehnt. "Ich hatte solche Angst, dass dich... dass dich irgendwer umgebracht hat und ich dir nie sagen kann, dass es mir leid tut, dass wir uns gestritten haben."
"Ist schon gut", erwidere ich mit einem zögerlichen Lächeln und kralle mich an den Blumentopf in meinem Schoß. "Ich verzeihe dir und mir tut auch leid, wie das gelaufen ist."
Erleichtert streichelt sie mir über den Oberarm und lehnt sich dann wieder zurück, um sich ordentlich auf einen Platz zu setzen und sich anzugurten.
"Wie ist das passiert? Ich meine, wieso hat der Typ dich entführt?", will Liam neben mir wissen und sieht mich besorgt an.
"Ich war wahrscheinlich zur falschen Zeit am falschen Ort", antworte ich bloß, denn ich weiß nicht, wieviel ich wirklich erzählen soll und möchte.
"Harry, ich weiß, es ist vermutlich schrecklich, das alles noch einmal durchkauen zu müssen, aber wenn ich dich als dein Anwalt vertreten soll, dann musst du mir sagen, was passiert ist."
"Das werde ich", verspreche ich. "Können wir nur warten, bis wir bei mir zu Hause sind?"
"Können wir." Aufmunternd lächelt er mich an und ich atme tief durch.
"Wie hat man mich überhaupt gefunden?"
"Ich habe versucht dich anzurufen, damit wir reden können, aber du bist nicht rangegangen. Zuerst dachte ich, du bist vielleicht einfach wütend, aber du hast nie abgehoben, egal wie oft ich es probiert habe. Da habe ich angefangen mir Sorgen zu machen und bin nach Doncaster gefahren. Du warst nicht in der Wohnung, also war meine nächste Anlaufstelle Grandma und da war zwar dein Auto, aber du nicht. Nur ein leeres Haus und... Grandma. Oben in ihrem Bett", erzählt Gemma und muss einen Moment stoppen, vermutlich geplagt von der schrecklichen Erinnerung an unsere langsam verwesende Großmutter in dem Schlafzimmer, wo wir an stürmischen Gewittertagen alle zusammen gesessen und den Regen durchs Fenster beobachtet haben. "Ich hatte schreckliche Angst und habe die Polizei gerufen. Ich dachte jemand hat alle Wertsachen gestohlen, sie umgebracht und will mit dir dasselbe tun. Aber die Pathologie hat ergeben, dass sie eines natürlichen Todes gestorben ist, und da hatte ich die Hoffnung, dass du noch lebst. Die Polizei hat alles abgesperrt und nach Spuren gesucht, aber viel haben sie nicht gefunden. Die Türen waren tagelang offen und es hat ins Haus hineingeschneit und die Kälte hat viele Beweise vermutlich einfach zerstört. Es wurden Reifenspuren unter dem Schnee entdeckt, aber die haben keinen neuen Anhaltspunkt geliefert. Es gab nichts, was irgendwie darauf hingewiesen hätte, wo du bist. Bis gestern ein anonymer Brief bei der Polizei eingegangen ist."
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Perfect || larry stylinson fanfiction
FanfictionZur falschen Zeit am falschen Ort. Ein allseits bekanntes Sprichwort, von dem man nicht denkt, dass es solch fatale Folgen haben kann. Louis ist nun wirklich niemand, der Leuten Böses antut. Ehrenwort. Ein bisschen Robin Hood spielen ist nicht wirkl...