Taehyung war bewusst, das er um sein Leben laufen sollte aber er war absolut unfähig auch nur ein Muskel zu rühren. Es war auf eine Art furchteinflößend, die den Verstand betäubte und einen einfach zu Stein werden ließ und das obwohl ihm die Anwesenheit von Drachen nicht völlig fremd war.
Doch die Situation hier war eine völlig andere.
Dieser Drache war zum Töten da - eine Masse aus Sehnen, Muskeln, Knochen und Blut, bestückt mit einer Haut, die gegen jede Waffe undurchdringlich war. Jederzeit dazu bereit über ihn heruzfallen um ihn dann zu verschlingen.
Kämpfen wäre zwecklos gewesen. Der junge Prinz wäre einfach nur die Maus, die an einem Dinosaurier knabberte. Er hatte definitiv keine Chance ihn zu töten oder gar zu verletzen.
Laufen hatte er gesagt. Die Worte seines Drachen fielen ihm genau in diesem Moment wieder ein und eigentlich war der Versuch vor so einem Giganten wegzulaufen nahezu jämmerlich aber sich einfach so fressen zu lassen, das wollte der stolze Prinz auch nicht einfach so geschehen lassen - Kaum stand sein Entschluss also fest, rannte er auch schon los.
Mit weiten Sätzen hechtete Taehyung über den Rasen - doch die schmalem Augen des Drachen folgten jeder seiner Bewegungen und es wirkte beinahe so als würde er über diesen erbärmlichen Versuch lachen wollen aber das hielt den Prinzen nicht davon ab weiter zu rennen. Mehrmals stolperte er über einige Steine, die er in der Dunkelheit nicht richtig erkennen konnte und trotzdem lief er weiter - immer weiter - immer schneller, solange bis seine Beine drohten zu erlamen aber selbst dann zwang er sich zum weiterlaufen! Er musste einfach weiter laufen, vorallem wenn er noch den nächsten Morgen erleben wollte!
Als er schließlich den Felsvorsprung erreichte, kletterte er die leichte Neigung sofort hinauf und flüchtete dort weiter voran, darauf hoffend das sein Drache sich zeigte, um ihn endlich vor diesem Biest zu retten. Diesmal hatte Taehyung auch absolut nichts gegen einzuwenden, alles tausendmal besser als im Maul dieses Drachen zu landen!
Der bisher in sanfter Neigung führende Felsboden ging aber plötzlich in ein Geröll und Schutthalde über, die sich mit einem Male löste als Taehyung einen Fuß darauf setzte.
Der Prinz konnte gerade noch so einen Schrei unterdrücken, ruderte wenige Sekunden einfach nur mit den Armen und stürzte schlussendlich schwer nach hinten. In einer Lawine aus Schutt, Geröll und Felstrümmern rutschte er gut einige Meter weit in die Tiefe zurück, soweit bis er mit einem schmerzhaften Ruck liegen blieb.
Als Taehyung einen Moment später stöhnend den Kopf hob und die Augen öffnete, sah er wenigstens wieder etwas mehr - auch wenn es nur die bunten Sterne waren, die der Schmerz vor seinen Augen tanzen ließ.
Er rappelte sich benommen auf, zumindestens versuchte er es, doch rutschte er immer nur wieder auf dem rutschigen Geröll aus. Sein inzwischen stark ausgelaugter Körper wollte ihm einfach nicht mehr gehorchen. Alles dauerte so ewig lang. Taehyung bekam das Gefühl durch die ganzen Felsbrocken nicht mehr hindurch zu kommen. Selbst zum heben seines kleinen Fingers fühlte er sich nicht mehr im stande.
Währenddessen lauerte der Tod und war ihm bereits dicht auf den Fersen. Er konnte es hören, sehen und spüren. Das riesige schuppige Echsentier hatte ihn fast erreicht - Dieses Katz und Maus Spiel schien unterhaltsam zu sein, es gab sich nicht einmal wirklich Mühe. Taehyung wusste aber selbst nur zu gut, daß er eine verdammt leichte Beute abgab. Verletzt und einfach nicht im stande wegzulaufen.
"Bitte... wo bleibst du so lange... lass mich nicht im Stich..." krächzte der Prinz gebrochen und kämpfte verzweifelt gegen die anbahnende Ohnmacht an aber trotz all die Gegenwehr, dämmerte er anschließend einfach so kraftlos dahin...
.....
Plötzlich wehte ein kleiner Windzug, so leicht und sanft das es kaum wahrzunehmen war aber Taehyung spürte es in Form eines leichtes kitzeln. Er wusste nicht ob er träumte oder es sich in der Wirklichkeit abspielte aber es fühlte sich vertraut an. Er glaubte Hände zu spüren, die ihn vorsichtig hochhoben. Finger die sich auf seine Wange legten, Lippen die sich zu Worten formten die er nicht verstand. Alles wirkte schwammig und unendlich verzerrt.
Und mit einem Male war dieses Gefühl fort.
War er etwa tot?
Doch dann hörte er etwas - ein gewaltiger Schrei eines Drachens. So nah, das die Erde unter seinem Körper zu beben begann. Der Prinz schreckte auf, riss unter heftigen Adrenalinausstoß die Augen auf und wusste für einen Moment nicht wo er sich befand. Schwach stämmte er sich mit den Armen in eine aufrechte Position. Sein Körper zitterte unter dieser großen anstrengung aber kaum saß er, wurde er Zeuge eines schrecklichen Kampfes zwischen zwei Drachen, wobei der kleinere der beiden, den eindeutig kürzeren zog.
Taehyung erstarrte und vergaß komplett zu atmen.
Dichter, rot flimmernder Rauch drang aus den schnaubenden Nüstern und in dem Blick des schwarzen Drachen lag unbändiger Zorn.
Seines Drachens...
Alles um Taehyung herum schien im Feuer unterzugehen. Verwirrt sah er sich um und erst jetzt schien er auch endlich zu realisieren wo er sich befand, nämlich direkt vor dem Höhleneingang. Hier oben hatten ihn die Flammen noch nicht erreicht aber das ganze Feld um sie herum brannte komplett nieder. Es knisterte gefährlich in seinen Ohren, erfüllte die Luft mit Hitze und Rauch. Hustend drückte er sich immer fester gegen die Höhlenwand und versuchte vor dieser unerträglichen Hitze zu flüchten.
Genau hinter einer dieser Rauchwolken stieg sein Drache zum Himmel empor und nahm Anlauf für einen letzten vernichtenden Sturzflug. Der lange Körper bewegte sich elegant durch die Lüfte, die Flügel schlugen anmutig. Schwarz fiel sein Schatten über den Boden, die riesigen Flügel knallten wie Segel als er sein Opfer ins tödliche Visier nahm.
Taehyung sollte Schutz in der Höhle suchen, das Feuer kam immer näher aber er traute sich nicht zu bewegen. Noch nie hatte er einen Drachen so kämpfen gesehen. So atemberaubend, so absolut einnehmend das er nicht einmal ein einziges Mal zu blinzeln vermochte.
Sein Drache war wie eine entfesselte Naturgewalt und genau so fiel er über seinen geschwächten Artgenossen her. Umbarmherzig und mit so einer Kraft, das er sich ernsthaft fragte - Wer zum Teufel war er?! Der Anblick war entsetzlich, das fürchterlich laute Kreischen des am Boden liegenden, eindeutig besiegten Drachen, war kaum in den Ohren auszuhalten und es hatte fast den Anschein, als wolle sein Drache mit seinem Zerstörungswerk erst aufhören, wenn das komplette Drachenland in Schutt und Asche lag.
Plötzlich jedoch schien er sich anders zu besinnen, zur großer Erleichterung eines gewissen Prinzen der sich eigentlich nichts sehnlicher wünschte als endlich von hier abzuhauen.
Würde er etwa diesmal auf dem Rücken seines Drachen fliegen dürfen? War es tatsächlich endlich soweit? Hätte Taehyung jetzt noch die Kraft dazu gehabt, hätte er jetzt wahrhaftig einen Freudentanz aufgeführt. Eigentlich ging dem Prinzen nur noch eins wirklich durch den Kopf. Dies hier war vielleicht mit Abstand das spektakulärste Erlebnis in seinem bisherigen jungen Leben.
Allein der Moment, wie sein Drache sich ihm nun näherte, bereit dazu sich tatsächlich von ihm fliegen zu lassen war legendär. Angesicht zu Angesicht und schon war da wieder diese gewisse Spannung zwischen ihnen vorhanden, welches Taehyung ganz kribbelig machte.
Selbst der langgestreckte Kopf war um ein vielfaches Größer als er und die Reptil ähnlichen Augen starrten ihn in einer Weise an das er sich so hilflos fühlte wie so ein neugeborenes Baby.
Die Augen seines Drachen durchdrangen ihn eine halbe Minute lang, dann spürte Taehyung eine mentale Aufforderung auf seinen Rücken zu steigen, doch er zögerte weiterhin.
Wieso genau, konnte er auch nicht so wirklich erklären. Der Kopf seines Drachen fuhr daraufhin herab und die spitze des Mauls stieß ihm bemerkenswert sanft vor die Brust.
Diese fast schon, man könnte es ja beinahe liebevolle Geste nennen, durchbrach schließlich Taehyungs Beklemmungen und er richtete sich langsam auf die schwachen Beine auf.
"Wehe du lässt mich runterfallen..."
***
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𝐃𝐑𝐀𝐆𝐎𝐍 𝐔𝐍𝐈𝐎𝐍 ᵏᵒᵒᵏᵛ
Fiksi PenggemarDrachenreiter, so nannten sie uns, junge Männer die für ihr Königreich kämpften und einstanden aber nicht wie gewöhnlich zu Ross, sondern wir begaben uns mit den Tieren in schwindelerregende Lüfte, kämpften bevorzugt mit Pfeil und Bogen, während die...