Der erste große Auftrag

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Peter wachte früh morgens in seinem Zimmer im Hauptquartier auf. Er hatte heute Schule und natürlich, wie es sich für einen fünfzehn jährigen Teenager gehört, überhaupt keine Lust darauf. Manchmal fragte der Teenager sich schon, wozu er überhaupt zur Schule ging.

Peter war ein Außenseiter, was für einen Jungen wie ihn eigentlich eher ungewöhnlich war. Er sah wirklich nicht schlecht aus und hatte einen Vater, der Multimilliardär und Superheld war – doch da lag das Problem. Sein Vater war ein wirklich viel beschäftigter Mann und wirkte durch die Medien oft kalt und lieblos, was dafür sorgte, dass einer seiner Klassenkameraden – Flash – wahnsinnig gerne auf dem jungen Teenager rumhackte.
„Dein Vater ist vielleicht Iron Man, aber solltest du in Gefahr geraten, würde keiner der Avengers kommen um dir den Arsch zu retten." war einer der wohl am meisten gesagten Sätze seines Erzfeindes, wie Peter ihn gerne betitelte.
Er wusste, dass dies nicht stimmte. Auch wenn Tony Stark oft wie ein kaltherziger Narzisst rüberkam, er liebte seinen Sohn doch abgöttisch und gibt immer 100% für die Sicherheit seines Sohnes, doch trotzdem verletzten ihn die Worte doch und manchmal – in wirklich schlechten Momenten – fragte er sich sogar, ob an diesen Worten nicht auch ein wenig Wahrheit lag. Immerhin war Peter Stark nun schon seit einem halben Jahr Spiderman und bisher war es keinem der Avengers aufgefallen.
Gut, er war auch noch lange nicht so berühmt wie die Avengers und hatte bisher noch nichts großes geschafft, außer ein paar alten Frauen geholfen und ein paar kleine Diebstähle verhindert, aber trotzdem hatte er sich einen eigenen Anzug gebastelt, eine Lösung für Netze gefunden und schwang sich wie Tarzan durch die Innenstadt New Yorks in der Hoffnung, dass die Avengers ihn irgendwann bemerken würden.

„Peter, raus aus den Federn, du musst zur Schule. Happy fährt dich!" weckte Tony seinen Sohn, wie jeden Morgen vor der Türe. Peter seufzte, wieso konnte die Schule nicht einfach erst um 10 Uhr anfangen? „Ich steh schon auf." rief der Teenager seinem Vater zu, bevor er seine Beine aus dem Bett schwang und aufstand. Er wäre am liebsten noch fünf Minuten liegen geblieben, doch er wusste, dass es nicht bei den fünf Minuten bleiben würde – in verschlafen war er nämlich wirklich gut.

Also schlurfte er zu seinem Kleiderschrank um sich seine Klamotten rauszusuchen und sich anschließend fertig zu machen. Zehn Minuten später betrat er dann die große Gemeinschaftsküche der Avengers, wo schon Cap, Pepper und sein Vater versammelt zum Frühstücken waren. „Morgen Großer." begrüßte seine zukünftige Stiefmutter ihn mit einem Kuss auf die Wange. Tony beobachtete das ganze, wie jeden Morgen, mit einem Lächeln. Er hatte wirklich ein bisschen Angst, seinem Sohn zu erzählen, dass er sich verlobt hatte. Der Tod Peters Mutter war zwar schon viele Jahre her, trotzdem hätte er nicht damit gerechnet, dass Peter sich wirklich darüber freuen würde. Doch Peter freute sich riesig, grade, weil Pepper schon lange bevor die beiden endlich zusammen gekommen waren eine Art Mutterfigur für ihn war.

Peter setzte sich an den Tisch und lud sich eine große Portion Rührei mit Speck auf den Teller, bevor er seine Tasse mit seinem Motoröl füllte: Kaffee. „Meine Güte, manchmal wünsche ich mir wirklich deine Verdauung, wie schaffst du es so viel zu essen und kein Gramm zuzunehmen?" fragte Cap den Sohn seines besten Freundes neidisch. „Keine Ahnung." murmelte Peter ausweichend, den natürlich wusste er, dass es an seinen übernatürlichen Spinnenkräften lag. Das wollte er jedoch niemandem erzählen, zumindest momentan nicht. „Das sind sicherlich die Stark-Gene!" meinte Tony, worauf Pepper anfing zu lachen und sagte: „Deshalb meckerst du also jeden Tag, dass deine Hemden dir alle zu eng werden."

Eine halbe Stunde später betrat Peter das Schulgebäude. Die meisten ignorierten den Schüler einfach und er wagte es tatsächlich zu hoffen, ohne die tägliche Demütigung durch Flash durch den Morgen zu kommen, doch als er an seinem Schließfach ankam, hörte er die ungeliebte Stimme: „Ey, Penis-Peter, hat dein Vater immer noch keine Möglichkeit gefunden, dich loszuwerden?"

Peter versuchte Flash einfach zu ignorieren, was sich als gar nicht so einfach erwies, da er an ihm klebte, wie eine heiße Kartoffel. „Vielleicht ignoriert er dich aber auch einfach, ich würde es auch tun, an seiner Stelle. Du bist es doch überhaupt nicht wert, in die Nähe der Avengers zu kommen."

Peter platzte der Kragen, er drehte sich zu seinem Mobber um und fixierte ihn mit seinen Augen. „Wenigstens kenne ich die Avengers, im Gegensatz zu dir. Und nur mal so, mit mir geben sie sich gerne ab, aber eine so arme Kartoffel wie du es bist würden sie nicht mal eine Sekunde ihrer Aufmerksamkeit schenken!" Damit drehte Peter sich um und floh so schnell es ging vor Flash, denn er wusste, dass diese Worte noch ein Nachspiel haben würden.

Der Unterricht zog sich dahin wie Kaugummi. Es dauerte gefühlte Ewigkeiten, bis die Mittagspause begann. Da sein bester Freund Ned krank zu Hause im Bett lag, musste er die Pause alleine verbringen, dachte er zumindest. Er war komplett auf sein Chemiebuch vertieft, in der Hoffnung, eine bessere Version seiner Spinnennetze zu erschaffen und bemerkte daher auch das Raunen, was durch die Caféteria ging gar nicht. Dafür war er dann umso erschrockener, als sich die Hand seines Vaters auf seine Schulter legte.

Peter zuckte zusammen und drehte sich zu seinem Vater um. „Dad, was machst du denn hier?" fragte er natürlich erstaunt. „Ich brauche deine Hilfe im Labor. Du bist schon vom Unterricht freigestellt. Kommst du mit?" meinte Tony und sah seinen Sohn mit einem Blick an, der ihm drei Sachen deutlich machte: Erstens, ein nein ließ er nicht gelten. Zweitens, er sollte keine weiteren Fragen stellen und drittens, er würde ihm gleich alles erklären. „Ja klar, aber ich müsste vorher noch zu meinem Schließfach." meinte Peter und packte seine Sachen zusammen. „Keine Zeit, komm einfach mit."

Peter sah seinen Vater seltsam an, er war angespannt und besorgt, dass merkte er, also folgte er ihm einfach, während er sich Gedanken machte, was wohl so wichtig sein könnte. Vor dem Schulgebäude stand schon Happy, der auf die beiden wartete. Im Auto sah Peter seinen Vater nun neugierig an. Er wusste genau, dass sein Vater in der Schule gelogen hatte, er brauchte ganz sicher keine Hilfe im Labor.

„Wir haben leider nur die Zeit für die Kurzversion, die Langversion bekommst du später. Also, wir haben grade einen kleinen Kampf mit einem missglückten genetischem Projekt der Regierung und können wirklich gut Spidermans Hilfe gebrauchen." meinte Tony und sah seinen Sohn an. Peter war geschockt. Wieso wusste er, dass er Spiderman war?
„Woher...?"
„Also bitte, ich bin nicht doof und du bist mein Sohn. Auch wenn du eine Maske trägst erkenne ich dich. Und ich bin tatsächlich ein wenig enttäuscht, dass du mich nicht eingeweiht hast, obwohl ich es doch auch verstehen kann. Ich hätte mich wahrscheinlich auch nicht eingeweiht, aber egal. Ich weiß es auf jeden Fall und bin sehr stolz auf dich, dass du diese Kräfte, wobei du mir noch erklären musst, woher du die Kräfte hast, für die Sicherheit der anderen einsetzt und nicht bloß für dein eigenes Wohl, aber ich komme vom Thema ab. Ich habe auf jeden Fall für den Fall der Fälle einen Anzug für dich gebaut, den du dir gleich anziehst, er ist deutlich sicherer als die alten Trainingsklamotten aus meinen Schrank. Zumindest wenn du dich bereit dafür füllst." Tony beendete seinen Monolog und sah Peter an. Dieser versuchte grade die Welle an Informationen zu verarbeiten.
„Ich soll euch also helfen irgendein Monster zu besiegen?" fragte Peter nochmal. Tony nickte und fügte hinzu: „Deine Aufgabe würde darin bestehen, das Monster mit deinen Netzen festzuhalten, sodass wir an den Knopf kommen, der ihn ausstellt. Er ist nämlich verdammt schnell und flink. Dir wird dabei nichts passieren, du wirst trotz allem die Möglichkeit haben, genügend Abstand zu halten."

Peter nickte. „Alles klar, ich bin dabei." Tony lächelte und überreichte Peter ein Armband. „Drück auf den Knopf, dann ziehst du automatisch deinen Anzug an." erklärte der ältere Superheld seinem Sohn. Lächelnd sah er zu, wie sein Sohn mit unverhohlener Neugier das Armband anzog und sich innerhalb von Sekunden eine Schicht aus Stoff über seinen Körper zog, der ihn vor nahezu allen Verletzungen schützen würde und – was Peter aber natürlich nicht wusste – Tony immer einen Bericht lieferte, wie es seinem einzigen Sohn im Kampf ging. Er war immerhin immer noch sein Vater, der sich um ihn sorgte und ihm wäre es eigentlich wirklich lieber gewesen, er hätte ihn daraus halten können.

Zwei Minuten später machten Iron Man und Spiderman sich fliegend auf den Weg zur Kampfstelle, wo die anderen Avengers angestrengt versuchten das Monster, welches eine Mischung aus einem genetisch veränderten vergrößerten Bären und Roboter darstellte. „Okay, der ist wirklich groß!" meinte Peter begeistert.
„Ja und gefährlich! Halte dich zurück bis mein Kommando kommt, erst dann fängst du ihn mit deinen Netzen, verstanden?"
Spiderman nickte und zog sich ein wenig zurück, beobachtete den Kampf aber mit Argusaugen und analysierte die Bewegungen des schief gelaufenen Experimentes. Dabei viel ihm auf, dass er sich viel mehr nach links als nach rechts bewegte, was darauf schloss, dass er mit der Bewegung nach rechts seine Probleme hatte, etwas was ihm zu gute kommen würde.

„Jetzt." hörte Spiderman die Stimme seines Vaters durch seinen Helm. Er zielte mit seinen Netzen auf die Rechte Seite des Monsters um sich dann um es zu schlingen. Ziemlich schnell war der Gegner bewegungsunfähig, wodurch Iron Man nun ohne Probleme die Möglichkeit hatte, das Monster auszuschalten.

Spiderman ließ die Netze nun los und ließ sich wieder auf den Boden gleiten, wo er von den anderen Avengers angestarrt wurde. „Als Tony meinte, er hätte eine Idee hätte ich ja eher irgendeine technische Spielerei erwartet, aber ein Kind, das meint Superheld spielen zu können? Ist er jetzt von allen guten Geistern verlassen?" flüsterte Cap Black Widow zu, ohne zu wissen, wer unter dem Kostüm steckt und auch ohne das Wissen, dass Spiderman durch seine geschärften Sinne alles mitbekam.

Peter wurde traurig. Er hätte sowas nicht aus Caps Mund erwartet. Immerhin hatte er dafür gesorgt, dass sie das Monster besiegen konnten. „Keine Ahnung, wahrscheinlich schon, aber er hat es gut hinbekommen." meinte Natascha, was Peter jedoch nicht mehr mitbekam. Er schwang einfach davon. Tony öffnete seine Maske und sah ihm überrascht hinterher.

„Wo ist er hin?" fragte er seine Kollegen besorgt. Hatte er sich vielleicht doch verletzt? „Ich weiß es nicht, aber jetzt mal im Ernst, was hast du dir dabei gedacht ein dummes Kind mit auf Mission zu nehmen, das Superheld spielen will?" fragte Cap, worauf Tony sich gefährlich vor ihm aufbaute. „Du kannst mir glauben, er ist kein doofes Kind und auch kein Möchte-Gern-Superheld! Weiß einer von euch, wieso er weg ist? Hat er sich vielleicht verletzt?" Die anderen waren verwundert über die Besorgnis in Tonys Stimme, eine Besorgnis, die sie sonst nur kannten, wenn es um Peter ging. In dem Moment wurde es Natascha klar: „Peter ist Spiderman, oder?" Tony nickte. „Ich muss ihn suchen, nicht, dass er sich verletzt hat oder so." Damit zog Tony seine Maske wieder an und machte sich ans Suchen seines Sohnes.

Dieser saß auf dem nächsten Gebäude das er finden konnte, hatte seine Maske ausgezogen, starrte in die Ferne und hing seinen Gedanken nach. Caps Worte hatten ihn wirklich verletzt. Er fing an alles in Frage zu stellen. Hatte Flash vielleicht doch Recht damit, dass die Avengers ihn am liebsten loswerden wollen würden?

Peter spürte, wie sein Vater sich neben ihn setzte. Er hatte ihn also gesucht. Wenigstens ihm schien etwas an ihn zu liegen. „Ist alles klar, Pete?" fragte der Superheld seinen Sohn. Dieser schüttelte den Kopf. „Hat Cap irgendwas gesagt?" Peter nickte und meinte: „Ich bin nur ein Kind, ein Möchte-Gern-Superheld. Wieso hast du mich überhaupt gefragt?"
Tony seufzte. „Du bist vielleicht noch ein Kind, aber sicher kein Möchte-Gern-Superheld. Für mich warst du schon immer ein Superheld."
Der Superheld atmete einmal tief durch, denn er wollte ihm nun etwas erzählen, etwas persönliches, was nicht einmal Pepper wusste. „Weißt du, kurz bevor du geboren wurdest hatte ich eine schwere Phase. Mir wurde alles zu stressig, also floh ich in die Drogen. Ich war von allem abhängig, auch die harten Sachen. Deine Mutter hat versucht mir zu helfen, doch ich bin nie herausgekommen. Sie hat mich zu Psychatern, in die Entzugsklinik und zu den Anonymen Drogensüchtigen geschleift, aber es hat immer nur für eine kurze Zeit gereicht, dann rutschte ich wieder in die Abhängigkeit – bis deine Mutter mir sagte, dass sie schwanger ist. In dem Moment wurde mir bewusst, dass ich mein Leben komplett umkrempeln musste, immerhin sollte ich neun Monate später die Verantwortung für ein kleines Kind tragen. Ich habe mich also zum ersten Mal in einen richtigen großen Entzug begeben. Es war hart, sehr hart. Doch jedes Mal wenn deine Mutter mich besuchen kam, ich die Ultraschallbilder sah und über ihren Bauch streicheln konnte wusste ich, dass ich das richtige tat. Hätte es dich nie gegeben wäre ich jetzt noch in der Abhängigkeit, wenn ich nicht schon an einer Überdosis draufgegangen wäre. Und schon alleine deshalb bist du mein ganz persönlicher Superheld."
Peter sah seinen Vater erstaunt an. Das hatte er nicht gewusst.
„Und auch für Cap bist du in gewisser Weise ein Held. Er hat seine große Liebe verloren und konnte sich seitdem keiner Frau mehr emotional nähern, dabei wünscht er sich eigentlich Kinder. Du bist für ihn sowas wie ein Ersatzkind. Genauso wie für die anderen. Wir alle lieben dich, Pete und ich bin mir sicher, egal, was Steve gesagt hat, er meinte es nicht so." Peter fiel seinem Vater um den Hals, er musste ihn jetzt einfach in den Arm nehmen. „Ich hab dich so lieb, Paps." meinte Peter. Tony legte die Arme um seinen Sohn und drückte ihn fest an sich. „Ich hab dich auch lieb, Kleiner."

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