Kapitel zwei: Narben der Dekadenz

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Mittlerweile war es Abend geworden. Alex S. saß vor seinem Apple MacBook Pro mit 64 GB RAM und einem Supreme-Sticker auf der Rückseite und hatte ein Videomeeting mit einem reichen Klienten. Alex S. war ein Staranwalt geworden, nachdem er beschloss dass ein Dasein als Schönheitschirurg nicht spannend genug sei. Obwohl er aus einer reichen Vorstadt Münchens kam, war seine Kindheit von Armut geprägt. Er sah all die anderen Kinder um sich in gewaltigen BMWs rumgefahren werden, während seine Eltern nur ein schäbiges Gefährt besaßen. Dann, eines Tages, ging er in einer Straße spazieren und sah nicht einen, sondern ganze zwei beschissene Mercedes-Benz GLS geparkt stehen. In diesem Moment klickte etwas in ihm. Er realisierte, dass er nicht nur von abstoßender Dekadenz umgeben war, sondern dass die Menschen, die er zuvor doch so beneidete, geschmacklose Schmarotzer waren, die nicht mal den Unterschied zwischen einem schmutzigen GLS und einer glorreichen S-Klasse (die kaum mehr kostet!) sehen konnten! Die Wut, die an diesem schicksalhaften Tag in ihm entfachte, loderte noch bis heute tief in seinem Herzen, eine Wut gerichtet gegen die hirnlose Dekadenz seiner Mitmenschen. Er hatte sich an diesem Tag geschworen, dass er besser und reicher als alle anderen aus seinem Ort werden würde und dass er es sie spüren lassen würde.

"So, ich bin fertig, Melvin", sagte Alex S. und setzte sich auf die Krokodilledercouch. Er hatte ein Tom Ford Hemd an, doch die oberen vier knöpfe waren nicht zugeknüpft und daher sah man seine gewaltige Brust sowie den oberen Ansatz seines Eight-Packs. Zudem trug er eine Tom Ford Slim Fit Hose mit Nadelstreifen und sockenlos Gucci Horsebit-Loafers. Sein Aufzug war durchaus erregend. "Ich mach uns nun einen Rote-Linsen-Eintopf, wenn das für dich klargeht, Melvin" ließ er verlauten. Rote Linsen. Die Leibspeise Kelvins. Schlagartig kamen die Erinnerungen hoch. Erinnerungen an eine andere Zeit, an eine chaotische Zeit. Kelvin und ich (Ich bevorzuge es Melvin statt Marvin genannt zu werden) lebten viele Jahre lang in protzigster Dekadenz. Ob Alex S. mich hassen würde, wenn er davon erführe?

Die roten Linsen waren vorzüglich. Alex S. war wahrlich ein Meister im Kochen. Dass sich so viel Geschmack in diesen kleinen Proteinlieferanten verbarg war für mich eine Realisierung wie noch keine zuvor. "Nun, leider kann ich dir das Gästezimmer nicht anbieten, denn dort verweilt meine demente Mutter, die Krankenhäuser hier in Köln sind skandalös reudig im Vergleich zu denen in München, da geht es ihr hier viel besser. Natürlich biete ich dir mein bett an, ich schlaf dann auf der Couch" Ich blickte zu seiner Krokodilledercouch hinüber. Dann klickte es in uns beiden, denn ich sah aus dem Augenwinkel ein Funkeln der Erkenntnis in seinen Augen. Krokodilledercouches waren selten ein Zeichen der Bodenständigkeit, und dieser Gedanke hatte vermutlich auch Alex S. eingeholt. "Verdammt! Wieso hab ich mir diese Couch gekauft?! Dabei liebe ich Krokodile! Ich hätte das Geld in eine Anti-Krokodillederherstellungsstiftung investieren sollen! Raaagh!"

Dann geschah etwas unerwartetes. Alex S. stand von seinem Stuhl aus Mahagonie auf, stampfte zur Couch rüber, packte sie trotz ihres schweren Gewichts, als wär sie aus Styropor und warf sie vom Hochhaus herunter, woraufhin sie auf einem Gehsteig irreparabel zerschellte.

"Ich bin die Dekadenz um mich herum leid! Und trotz meiner größten Bemühungen wurde auch ich von ihr kurzzeitig ergriffen! Ich will im Luxus leben, aber dennoch ein ehrlicher Mensch sein! Dekadenz ist der Gegenteil dieses Konzepts! Alte Männer, die mit ihren konservativen Mindsets die Welt verschlimmern, fett und faltig werden weil sie sich nicht um ihren Körper kümmern und Autos nur noch kaufen, um exponentiell ansteigend für ihre fehlenden Eier zu kompensieren! ICH BIN ES WAHRHAFTIG LEID!!"

Pranking Around (Eine KelvinUndMarvin/ PRANKBROS x OC FanFiction)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt