"Das war sehr gut, Jolin.", lobte Bastien der oberste Herrführer meines Vaters. Um mich herum wurde gejubelt und Pfiffe ließen die Luft vibrieren. Der Grund für die Begeisterung der Leute war ich. Oder besser gesagt, mein Pfeil der die Zielscheibe perfekt getroffen hatte.
Bastien klopfte mir anerkennend auf die Schulter.
"Lass es nur deinen Vater nicht wissen, dass du wieder hier bist.", meinte er und lächelte.
Bastien war ein großer Mann mit breiten Schultern, der schon viele Schlachten geschlagen und gewonnen hatte. Und das im Namen meines Vaters:
König Johannes, dem Herrscher des nordöstlichen Reiches. Das zugleich das Zentralreich war.
Unsere Welt war in drei Reiche aufgeteilt.
Das Südliche unter König Gabriel.
Das Westliche unter König Tristan.
Alle Reiche leben nach den regeln ihres eigenen Königshauses. Mit der Königsfamilie aus dem Süden stehen wir in gutem Kontakt. Das heißt mein Vater. Ich habe nicht die gleichen Interessen wie er, was bei uns dann durchaus mal zu langen Konflikten ausarten kann.
Mein Vater sieht es nicht sehr gerne, wenn ich mich in Herrenkleidung auf dem Marktplatz oder zwischen den Kriegszelten vor der Stadt herumtreibe und mich mit den Wachen und Soldaten duelliere. Aber das gehörte nunmal zu mir und er musst damit klarkommen, weil ich ganz gewiss nicht damit aufhören würde. Niemals! Dafür war es viel zu amüsant. Wenn den großen Jungs die Kinnlade runterklappt, weil man sie wieder geschlagen hat.
Außerdem brachte mir es einige Sympathien in meinem Volk, wenn ich mich auf eine Ebene mit ihnen stellte und eine Prinzessin "zum Anfassen" war. Nicht so abgehoben wie der Rest aller Königsfamilien. Ich will einmal eine gute Königin sein. Eine die weiß, wie es ihrem Volk geht. Die weiß, wie es ist ein Teil davon zu sein. Denn, meiner Meinung nach, kann man nur gerecht regieren wenn man überhaupt weiß, was Gerechtigkeit in der Bevölkerung für eine Bedeutung hat.
Mein Vater sagt dann immer, mit einem Lächeln auf den Lippen, ich wäre genauso stur wie meine Mutter und genauso schön. Aber das kann ich weder bestätigen noch verneinen, denn ich habe sie leider nie kennenlernen dürfen. Bei meiner Geburt starb sie vor sechzehn Jahren.
"Ich glaube dein Dad weiß schon lange Bescheid.", sagte Jayden und deutete auf vier wütend aussehende Schlosswachen.
Jayden war mein bester Freund. Schon seit ich denken konnte. Er war immer für mich da. Egal was ich vorhatte. Was ich auch ausgefressen hatte und dafür erntete er großen Respekt von meinem Vater. Was ich wiederum natürlich gerne sah. Jay wohnte eigentlich schon so gut wie im Schloss und ein Leben ohne ihn wäre gar nicht mehr wegzudenken. Er war groß, in den letzten Jahren, muskulöser geworden. Hatte rote Haare und hohe Wangenknochen. Ein richtig hübscher junger Mann. Der zwei Jahre älter war, Also 18, und ein begnadeter Jäger.
Bei dem Anblick meiner persönlichen Leibwachen verdrehte ich nur die Augen, schnappte mir Jay's Hand und verschwand in der johlenden Menge. Das Lachen meines besten Freundes war ansteckend und wir hatten so unsere Schwierigkeiten ernst zu bleiben während wir durch die fröhlichen Menschen flüchteten.
"Ach mein Vater soll sich mal ein bisschen locker machen.", tat ich seine besorgten Worte ab, zog ihn in eine dunkle Gasse und wir versteckten uns in den Schatten bis die vier Wachen vorbei getrampelt waren. Jay's Atem fiel flach auf meine Haut und ich spähte zu ihm hinauf. Er grinste.
"Was ist denn?", fragte ich und grinste ebenfalls.
"Johannes killt dich.", erklärte er.
"Pfft! Dann ist es halt so. Wäre ja nicht das erste Mal.", entgegnete ich lachend und band meine blonden Haare zu einen unordentlichen lockeren Dutt.
Ich war recht groß, hatte blonde Haare, die mir so ungefähr bis zu den Schulterblättern fielen und lief am liebsten in Jay's Kleidung rum. Erstens war es bequemer und zweitens, wie sieht das denn bitte aus wenn ich in einem edlem Kleid durch die Stadt renne und mich mit den Wachen prügle? Da gab ich meinem Vater gerne mal recht: Ein Mädchen, dass wie eine Prinzessin gekleidet ist, sollte sich auch so verhalten. Aber ich war eben nur selten wie eine solche gekleidet.
Vorsichtig lugte ich aus unserem Versteck heraus und überprüfte ob die Luft rein war. War sie.
"Komm!", sagte ich und Jay und ich rannten geduckt weiter.
Hinter mir hörte ich ihn leise kichern.
"Oh Jo, du wirst so Ärger bekommen, wenn sie dich dieses Mal erwischen.", behauptete er.
"Dann lass ich mich halt einfach nicht erwischen.", erklärte ich nur und zuckte mit den Schultern. Jay lachte als Antwort, worauf er sich einen Schlag auf die Schulter von mir einfing.
Es schien als wären die Wachen abgezogen und hätten aufgegeben, was sie für gewöhnlich recht schnell taten.
So schien es heute auch.
Doch erstens kommt es anders und zweitens anders, als man denkt. Denn plötzlich lief ich gegen etwas hartes.
Gerade als ich laut anfangen wollte zu fluchen, blickte ich an dem "etwas" empor.
Schokobraune Augen blickten mir entgegen und spiegelten sich in meinen eigenen grünen.
Ein junger Mann, vielleicht ein bisschen älter als Jay, blickte auf mich herab und seine Lippen verzogen sich zu einem Grinsen.
"Prinzessin Jolin.", grüßte er mich und deutete eine Verbeugung an.
Ich kannte ihn nicht und Irgendetwas sagte mir, dass ich ihn auch nicht näher kennenlernen wollte. Seine blonden Locken gaben ihm etwas leicht verwegenes. Er war definitiv attraktiv. Aber irgendetwas war seltsam.
"Ihr seid verhaftet.", sagte er dann leichthin. Aber ich riss die Augen auf. "Das ist ein Scherz oder?", lachte ich und drehte mich zu Jay, der nur mit den Achseln zuckte.
"Ich fürchte nein. Euer Vater hat sich völlig verzweifelt an mich gewandt und gesagt ich sei seine letzte Hoffnung um seiner, chaotischen, sturen, eigensinnigen Tochter Manieren beizubringen und das ich dabei alle Wege einschlagen darf. Und deswegen seid Ihr jetzt verhaftet.", erzählte er und lächelte.
"Träumt weiter!", zischte ich, holte mit der Faust aus und wollte auf sein Kinn zielen, aber bis dahin kam ich nicht einmal. Denn er fing meine Hand ab und drehte sie so ein, dass er mein Arm schmerzhaft verdrehte und er mich so praktisch lenken konnte wie es ihm gefiel. Das war mir in all den Jahren noch nie passiert.
Ich würde jetzt eine Karte ausspielen, die ich nur sehr ungerne benutzte, aber im Moment war es wahrscheinlich die einzige Möglichkeit aus dieser Situation in einem Stück wieder rauszukommen.
"Lass mich los, du Idiot! Ich bin deine Prinzessin! Wie kannst du es wagen, mich anzufassen?", giftete ich. Aber ihn schien das nicht zu interessieren. Ganz im Gegenteil, er drehte meinen Arm noch weiter und ich biss mir auf die Lippe um nicht laut zu stöhnen.
"Siehst du hier etwa jemanden der aussieht wie eine Prinzessin?", fragte er und drehte mir meine eigenen Gedanken im Mund um.
Ich spuckte ihm die unmöglichsten Beleidigungen und Schimpfwörter an den Kopf, aber es brachte nichts.
Hilfesuchend blickte ich zu Jay. Aber er stand nur daneben und beobachtete uns entsetzt.
"Prinzessin, ich wiederhole mich gerne nochmal: Ihr seid offiziell verhaftet." Und mit diesen Worten wurde ich abgeführt.So mein neues Projekt meine lieben,
Sagt mir wie ihr es findet.
Was ihr von der Idee haltet und wie es euch bis jetzt so gefällt.
Also, Votet, Kommentiert und vor allem: Habt Spaß beim Lesen!Eure
Anna-Lena
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Das Herz der Kriegerin
FantasyJolin ist anders. Sie hat ihren eigenen Kopf und lässt sich nicht gerne etwas sagen. Konflikte mit ihrem Vater, dem König des Reiches sind also unumgänglich. Aber er will einfach nicht verstehen, was Jo daran gefällt gemeinsam mit ihrem besten Freun...