Es wurde langsam dunkel und ich wusste, dass ich eigentlich schon lange zurück im Schloss sein müsste, aber stattdessen trieb ich mich noch immer in den Tiefen des Waldes herum. Meine Tränen waren versiegt und in mir kochte so langsam die Wut auf.
Was dachte Vater sich dabei?
Ich war doch kein Schaf das man einfach so an den Meistbietenden verkaufen konnte!
Und wenn er von mir erwartete, dass ich mich meinem Schicksal fügen würde, so hatte er sich geschnitten. Und zwar gewaltig. Niemals würde ich einen wildfremden Mann heiraten. Nicht mal wenn er der letzte Mensch auf dieser Welt wäre.
Doch was sollte ich tun? Zurück nach Hause? Oder einfach fortgehen?
Egal für was ich mich letztlich entschied, glücklich werden würde ich nicht.
Plötzlich raschelte im Gebüsch neben mir etwas. Storm legte erschreckt die Ohren an und auch ich vergewisserte mich mit einem unauffälligen Blick an meine Schuhe, dass mein Dolch noch dort war. Meine Finger streiften kurz das kalte Eisen. Erleichtert setzte ich mich wieder gerade in den Sattel. Der Dolch gab mir ein enormes Sicherheitsgefühl und ich kam mir nicht ganz so hilflos vor. Okay, das war ich eigentlich eh nie. Aber ich ging grundsätzlich lieber auf Nummer Sicher.
Dann hörte ich wieder dieses Rascheln neben uns. Ich stoppte den Hengst meiner Mutter, lauschte und beobachtete die Umgebung. Ein mulmiges Gefühl kroch in mir empor. Als würde mich jemand nicht aus den Augen lassen. Storm tippelte unruhig auf der Stelle. Ihm ging es also genauso wie mir.
Bedächtig ließ ich meinen Blick über unsere nähere Umgebung wandern und hielt den Atem an als ich wenige Meter vor uns einen großen Schatten über den Weg huschen sah. Er war zu groß für ein Tier.
Ich erstarrte und versuchte ihn im Auge zu behalten, aber keine Chance. Das Unterholz hatte ihn verschluckt. Mein Blut rauschte und Adrenalin begann sich in meinem Körper zu bilden. Irgendetwas stimmte hier nicht. Okay. Jetzt hatte ich Angst.
Am beste drehte ich um und suchte so schnell es ging nach einem anderen Weg zurück zum Schloss. Mein Herz pochte laut und ich fürchtete, dass man es hören konnte. Gerade wollte ich Storm herumdrehen, als etwas vor uns auf den Weg sprang.
Storm stellte sich erschreckt auf die Hinterbeine. Ich schrie und fiel. Hart stieß ich mit dem Rücken auf dem Boden auf. Ich sah noch wie der schwarze Hengst davongaloppierte. Hustend drehte ich mich herum um zu sehen, wer uns angegriffen hatte. Ein junger Mann. Nicht älter als sechsundzwanzig stand vor mir und lächelte hinterhältig. Allerdings war dies noch nicht das Schlimmste. Auf seiner Uniform prangte das Wappen des Westlichen Königshauses. Tristans Wappen.
Ich schluckte und starrte ihn an. Er wusste was mir gerade durch den Kopf ging und lächelte noch breiter. Bevor er reagieren konnte, sprang ich auf, drehte mich um und flüchtete. Doch ich kam nicht weit. Vor mir lehnte ein weiterer Soldat an einem Baum und machte einen Schritt auf mich zu, als er mich sah.
„Lady Jolin.", sprach der erste nun wieder und ich fuhr zu ihm herum
„Was wollt Ihr?" Ich straffte meinen Rücken und dankte Gott im Stillen, dass ich eine Hose trug und Kleid, denn sonst wäre ich niemals in der Lage zu dem, was ich gleich tun würde.
„Ich fürchte Ihr müsst uns begleiten.", erklärte er freundlich, während sein Freund mich einmal umrundete und dann wieder hinter mir stehen blieb.
„Und wenn ich das nicht tue?", stellte ich die Gegenfrage und lächelte hinreißend. Meine Hände zitterten und ich konnte nur hoffen, dass mein Gegenüber es nicht bemerkte.
„Ihr habt eigentlich keine Wahl.", stellte er klar und legte den Kopf schief. Sein Blick wanderte unendlich langsam an mir hinab und ich hätte ihn fast gefragt, ob ich mich vielleicht gleich ausziehen sollte... Aber ich schaffte es gerade so mich im letzten Moment zurückzuhalten und biss mir auf die Zunge. Solche Angebote - selbst wenn sie ironisch gemeint sind - sollte man Menschen wie ihm lieber nicht machen.
Dann ging alles ziemlich schnell: In einer einzigen Bewegung zog ich meine Dolch aus dem Schuh und stürzte mich auf den Mann hinter mir. Er war unvorbereitet. Mein Glück.
Bevor er auch nur um Hilfe rufen konnte hatte ich ihm die Klinge bereits in den Oberschenkel gerammt, hinausgezogen und lief weg. Hinter hörte ich den Verwundeten schreien und den anderen wie er laut fluchte. Ich rannte so schnell meine Füße mich trugen. Äste peitschten in mein Gesicht. Ein paar knickte ich schmerzhaft um, jedoch lief ich weiter.
Doch dann riss ein Körper mich zu Boden. Mein Kopf knallte gegen einen toten Baumstumpf und mein Blick wurde glasig. Ein scharfer Schmerz durchzog mich und ich keuchte auf.
So gut es ging, trat ich um mich, als jemand meine Arme nahm und mich über den Waldgrund zurück zum Ausgangort schleifte. Irgendwann wurde ich losgelassen und fiel erneut zu Boden. Mir war schlecht und ich hatte das Gefühl als würde die ganze Welt sich schnell drehen. Zu schnell.
Ich biss mir auf die Lippe um nicht zu schreien, als mir jemand in den Magen trat.
„Das ist für den Stich!", flüsterte der Verwundete in mein Ohr, während der andere mein Handgelenk festhielt und versuchte meine Finger, die sich um den Griff meines Dolches geklammerte hatten, zu lösen.
Bevor er es schließlich schaffen konnte, stürzte sich jemand auf ihn.
Die nächsten Minuten bekam ich kaum mit und kämpfte eher damit das Bewusstsein nicht zu verlieren. Mit einer Hand berührte ich kaum merklich meine Stirn. Ich zog scharf die Luft ein. Es tat weh. Danach führte ich mir meine Finger vor Augen. Sie waren rot. Mir wurde noch schlechter.
So gut es ging blickte ich auf und versuchte zu begreifen, was da gerade passierte. Die beiden Soldaten des westlichen Reichs hatten ihre Schwerter gezückt und kämpften mit einer dritten - unbekannten - Person. Das einzige was ich erkennen konnte, war das mein Retter ebenfalls ein Mann war.
Obwohl meine beiden Angreifer verdammt gut kämpften, schaffte der Fremde es sie beide außer Gefecht zu setzten.
Dann drehte er sich um und kam auf mich zu. Mein Blickfeld begann schwarze Ränder zu kriegen. Ich stand auf und wollte weglaufen. Kam aber keine zwei Meter weit, da versagten meine Beine mir den Dienst und ich brach wieder zusammen. Der Dolch flog aus meiner Hand und ich schnappte nach Luft.
„Oh mach jetzt bitte nicht so was!", hörte ich den Unbekannten noch sagen war aber bereits nicht mehr in der Lage etwas zu antworten.
Das letzte was ich sah, war ein paar unheimlich grüner Augen die mich besorgt musterten. Dann zog mich das Weiß der Bewusstlosigkeit zu sich.So ich bin wieder da.
Ja ich weiß ist ein relativ kurzes Kapitel und ich hoffe
Ihr seid deswegen nicht allzu böse. Aber ich hab momentan nicht ganz so viel zu zum Schreiben. Den Grund kennt ihr ja eh schon.
Trotzdem eine dicke UmarmungEure
Anna-Lena

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Das Herz der Kriegerin
FantasíaJolin ist anders. Sie hat ihren eigenen Kopf und lässt sich nicht gerne etwas sagen. Konflikte mit ihrem Vater, dem König des Reiches sind also unumgänglich. Aber er will einfach nicht verstehen, was Jo daran gefällt gemeinsam mit ihrem besten Freun...